Mitten in der Nacht knippst Svetlana Malberga in einem Kellerraum der Peter- und Paul-Kirche im westlettischen Saldus das Licht an. Oft ist es noch 3.00 Uhr in der Nacht. Dann stellt die 54-Jährige einen großen Topf auf den alten Herd in der kleinen Küche, beginnt Kartoffeln, Möhren oder anderes Gemüse zu schälen und aus dem Ganzen eine Suppe zu kochen. „Heute gibt es Rosolnik“, sagt die Köchin mit 36-jähriger Berufserfahrung. Eine Salzgurkensuppe, wie sie im Osten Europas oft auf den Tisch kommt. Manchmal koche sie Suppe mit Nudeln, immer wieder auch mit Reis, erklärt sie. „Jedenfalls gibt es jedes Mal etwas anderes zu essen“, sagt sie und rührt den Löffel in dem 50-Liter-Topf.
Suppe zum Mitnehmen
Der große Pott sei nötig, erklärt Daiga Ročkus, die regelmäßig die Zutaten besorgt. Ročkus ist von Beruf Anwältin und zugleich Präsidentin der Malteser in Lettland. Die katholische Hilfsorganisation ist Trägerin jener Suppenküche, die ab 8.00 Uhr morgens im westlettischen Saldus ihre Türen öffnet und rund 90 Menschen mit einer Mahlzeit versorgt. „Die Suppenküche ist wichtig, besonders für die bedürftigen Menschen im Ort“, sagt sie. In Lettland gebe es auf dem Land wenig Arbeit und viele notleidende Menschen – Saldus mit seinen 10.000 Einwohnern zählt dazu. „Die Menschen können herkommen und sich eine warme Mahlzeit abholen.“
Denn Tische und Sitzgelegenheiten sucht man in den engen Räumen der Malteser Suppenküche im Keller der Peter- und Paul-Kirche vergebens. Die Menschen kommen mit Gläsern oder anderen Lebensmittelbehältern und lassen sich die warme Suppe darin einfüllen. Jurgis Malbergs, der Mann von Köchin Svetlana, schwingt dann die Kelle und verteilt die nahrhafte Brühe an die ankommenden Menschen. Die Suppenküche arbeitet mit dem örtlichen Sozialamt zusammen und so hat der 63-jährige Vorruheständler Malbergs eine Liste mit sozial schwachen Menschen vor sich, die regelmäßig in die Suppenküche kommen.