„Ich freue mich darauf, wieder und weiter Gottesdienste mit den Menschen feiern zu können.“
Pfarrer Ludger Plümpe
Das neue Jahr hat begonnen. Und auch wenn den Menschen im Erzbistum Paderborn die Einschränkungen durch die Pandemie erhalten bleiben, so steht doch an einigen Orten Neues und Veränderung an. Drei leitende Pfarrer erzählen von dem, was sie und ihre Pastoralen Räume im Jahr 2022 erwartet.
Herr Pfarrer Plümpe, was steht im Jahr 2022 als erstes in Ihrem pastoralen Raum an?
Drei Mitarbeitende unseres Pastoralteams – eine Gemeindereferentin und zwei Priester – werden in Rente gehen. Das ist nicht nur für die Hauptamtlichen, sondern auch für die Ehrenamtlichen ein Schlag ins Kontor und wird einige Dinge grundlegend ändern.
Was zum Beispiel?
Vor Jahren hatten sich einige Gemeindemitglieder für die Leitung von Wort-Gottes-Feiern ausbilden lassen, aber faktisch gab es diese in letzter Zeit bei uns nicht. Da müssen wir noch einmal neu schauen, wer wie regelmäßig bereit dazu ist. Und den Gemeindemitgliedern müssen wir vermitteln, dass Wort-Gottes-Feiern kein billiger Ersatz für Messfeiern sind, sondern ihren eigenen Wert haben. Generell werden wir in Zukunft stärker Ehrenamtliche einbinden. Dazu müssen wir ausloten, wo die Menschen sind, wie wir sie begeistern können und unter welchen Voraussetzungen sie sich bei uns einbringen wollen. Was uns froh stimmt: Sowohl unser Kirchenvorstand als auch unser Pfarrgemeinderat sind komplett gewählt worden – und zwar richtig gewählt, nicht in einer Zustimmungswahl. Und die, die gewählt worden sind, wollen konkrete Aufgaben übernehmen.
Was kommt auf diese Gremien im Jahr 2022 zu?
Wir müssen an unser Immobilienkonzept ran! Es muss Einsparungen geben, weil wir sonst keine finanzielle Bewegungsfreiheit für neue Dinge mehr haben. Da muss sich in diesem Jahr wirklich was tun. Aber das können wir nicht alleine, wir brauchen die Unterstützung aus Paderborn.
Spielt die Lage Ihres Pastoralen Raumes im dicht besiedelten Ruhrgebiet bei den Überlegungen eine Rolle, welche Immobilien zu halten sind und welche nicht?
Diejenigen, die in Zukunft unsere Angebote wahrnehmen möchten, werden alte Gemeindegrenzen ohne Probleme überspringen. Die Entfernungen sind hier nicht so groß und alles liegt in dem Rahmen, in dem sich die Menschen auch sonst bewegen. Insofern überlegen wir, wo man welches Angebot am besten platziert. Und es wird auch darum gehen, welche karitativen Projekte wir als Gemeinde angehen wollen. Wo ist Kirche gefragt, sich um sozial Schwache zu kümmern? Und wie können wir uns konzeptioneller und gezielter, in Absprache mit anderen Trägern, einbringen?
Worauf freuen Sie sich dieses Jahr?
(lacht) Die Corona-Pandemie hat uns bescheiden werden lassen. Gerade haben wir im Pastoralteam das vergangene Weihnachtsfest reflektiert und alle waren froh, dass wir – anders als im Jahr davor – überhaupt wieder gemeinsam feiern konnten. Das hat uns gut getan, aber auch denen, die vor Ort dabei waren. Ich freue mich darauf, wieder und weiter Gottesdienste mit den Menschen feiern zu können. Vielleicht sind auch kleinere Treffen möglich. Ob wir Feste feiern können, weiß ich noch nicht. Da fahren wir erst einmal auf Sicht.
„Ich freue mich darauf, wieder und weiter Gottesdienste mit den Menschen feiern zu können.“
Pfarrer Ludger Plümpe
Herr Pfarrer Götze, was wird Sie in den kommenden Wochen beschäftigen?
Unser neuer Verwaltungsleiter, Marcus Weiß, wird sich einarbeiten. Seine Aufgabe wird es sein, sich um 20 eigenständige Kirchengemeinden zu kümmern, mit ihren Kirchenvorständen und Vermögensverwaltungen. Das ist eine Herausforderung. Da ist es für uns beide erst einmal wichtig, den Überblick zu gewinnen. Ich bin ja auch noch dabei, mich in die Gemeinden einzufinden. Die Leitung für die beiden Pastoralverbünde, aus denen dieses Jahr ein pastoraler Raum werden soll, wurde mir erst im März vergangenen Jahres übertragen.
Wann steht diese Zusammenlegung an?
Nach Ostern werden wir aus den beiden bisherigen Pastoralverbünden Willebadessen-Peckelsheim und Borgentreicher Land einen Pastoralen Raum errichten. Woanders ist das längst durch, aber hier steht das noch an.
Was wird dabei wichtig?
Kennzeichnend für unsere beiden Pastoralverbünde ist: Die Fläche ist gewaltig. Wir haben hier 13.000 Katholiken, verstreut auf ein riesiges Gebiet. Alles traditionell katholisch, Paderborner Land eben. Nur dünn besiedelt. Die Dörfer sind sehr klein, können aber teilweise auf eine sehr lange Geschichte blicken – und haben auch dementsprechendes Selbstbewusstsein. Darauf muss man Rücksicht nehmen.
Ist das eine schwierige Aufgabe?
Ich sehe das nicht als Problem an. Es ist nur sehr wichtig, dass wir im Pastoralteam auch die kleineren Dörfer als Lebens- und Glaubensorte ernstnehmen. Deutlich wurde das bei der letzten Kirchenvorstandswahl: Da haben alle 20 Gemeinden wieder einen eigenen Kirchenvorstand gewählt. Selbst die kleinste Gemeinde, die gerade einmal 107 Katholikinnen und Katholiken zählt.
Das klingt nach einem hohen Grad an ehrenamtlichem Engagement.
Auf jeden Fall. Die eigene Kirche oder Kapelle liegt den Menschen sehr am Herzen. Bloß fusionieren und uniformieren geht da nicht. Die Herausforderung wird sein, den Menschen in den einzelnen Orten gerecht zu werden.
Ist es für Ihr Pastoralteam überhaupt möglich, so viele Kirchorte zu bedienen?
Am 13. Januar haben wir die erste Sitzung der beiden Pastoralverbundräte, mit Blick auf die Zusammenführung. Ein ganz großer Tagesordnungspunkt ist die Gottesdienstordnung. In den kleinen Orten wird es wohl nur alle paar Wochen eine Eucharistiefeier geben können. Aber auch hier soll das gottesdienstliche Leben noch eine gewisse Regelmäßigkeit behalten, etwa durch Wort-Gottes-Feiern.
Was wird 2022 sonst noch wichtig?
In Willebadessen feiern wir 300-jähriges Kirchweihjubiläum. Die Kirche ist natürlich viel älter, sie stammt aus dem 12. Jahrhundert. Aber vor 300 Jahren hat man sie schon einmal komplett saniert. Das Fest dafür wird ein kleines Highlight in Willebadessen sein.
„Die eigene Kirche oder Kapelle liegt den Menschen sehr am Herzen.“
Pfarrer Bernd Götze
Herr Pfarrer Nacke, was steht zu Beginn des neuen Jahres in Bielefeld an?
Als erstes nehmen der Pfarrgemeinderat und die Kirchenvorstände ihre Arbeit auf. Sie haben sich Ende letzten Jahres konstituiert. Jetzt geht es darum, dass neue Mitglieder von den Erfahreneren eingearbeitet werden. Das sind erst einmal die ganz normalen Abläufe.
Welche Veränderungen werden angegangen?
In der Bielefelder Kirche St. Jodokus müssen die Chorfenster saniert werden. Statt der bunten Fenster wird dafür eine Verbretterung eingesetzt. Ich weiß noch nicht, wie die Brautpaare darauf reagieren werden, die in dieser Kirche ihre Trauung feiern wollen. (lacht) Dann fusionieren wir die beiden Gemeindeverbünde Hochstift und Minden-Ravensberg-Lippe. Das wollen wir in diesem Jahr gestalten. Und seit letztem Jahr ist das Pastoralteam in einem begleiteten Prozess, bei dem wir die einzelnen Aufgaben und die gemeinsamen Ziele schärfen. Wir sind ein relativ großes und vielfältiges Team. Die gemeinsame Arbeit macht Spaß, stellt uns aber auch immer mal wieder vor Herausforderungen. Diesen Prozess bringen wir dieses Jahr zu einem guten Abschluss.
Prozess ist ein gutes Stichwort – wie wandelt sich die Kirche in Bielefeld?
Bestimmte Dinge werden einfach eintreten, die Zahlen der Hauptberuflichen und der kirchlich Gebundenen werden zurückgehen. Da geht es darum, auch in Zukunft als Kirche in der Stadt zu wirken. In einer Stadt das Evangelium zu verkünden, in der schon jetzt weniger als 50 Prozent der Menschen einer der beiden großen christlichen Kirchen angehören. Wir versuchen uns zukunftsfähig aufzustellen. Dazu orientieren wir uns am Zielbild des Diözesanen Wegs „Erzbistum Paderborn 2030+“.
Wie ist das mit Corona?
Da stellen wir eine gewisse Gewöhnung fest. Wir haben unter Pandemiebedingungen zwei Mal Weihnachten gefeiert und wir werden auch Ostern das dritte Mal unter Pandemiebedingungen feiern. Was die Gottesdienste angeht: Die können wir. Aber bei anderen Treffen und Versammlungen suchen wir noch immer nach guten Formen – da hoffen viele vor allem darauf, dass es wieder wird, wie es vor Corona war.
Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr?
Ich freue mich auf die Dinge, die wir für die Zeit nach Ostern geplant haben. Denn wir können ja vermutlich unter erleichterten Bedingungen Fronleichnam feiern. Das machen wir hier traditionell mit einem Gottesdienst auf dem Klosterplatz. Zu Weihnachten hatten wir eine Festmesse mit großem Chor und Orgel. Die Menschen waren sehr dankbar, dass sie so etwas mal wieder erleben konnten. Auf solche musikalischen Ereignisse freue ich mich auch in 2022.
„Wir sind ein relativ großes und vielfältiges Team. Die gemeinsame Arbeit macht Spaß, stellt uns aber auch immer mal wieder vor Herausforderungen.“
Pfarrer Norbert Nacke