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Erzbistum Paderborn
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© chayanuphol / Shutterstock.com

Auferstehung, mitten im Leben

Auferstehung – die kommt erst nachdem man gestorben ist. Aber manchmal gibt es schon mitten im Leben Auferstehungsmomente: nach Krisen, Krankheiten oder Konflikten. Im Erzbistum Paderborn gibt es Menschen, die in dieser Situation begleiten

Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist im christlichen Glauben etwas Einmaliges, Außerordentliches. Gleichzeitig ist Auferstehung auch etwas, was sich mitten im Leben ereignet, etwa wenn Menschen nach Schicksalsschlägen, Krisen oder Konflikten wieder ins Leben zurückfinden. Es gibt Menschen im Erzbistum Paderborn, die Begleitung auf diesem Weg sind. Eine Krankenhausseelsorgerin und eine Beraterin in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung erzählen.

Mit Vertrauen gegen die Angst: Nadine Grewe begleitet Menschen im Krankenhaus

„Das Krankenhaus ist eigentlich ein Ort, an dem die Angst wohnt“, sagt Nadine Grewe. Die Gemeindereferentin arbeitet als Seelsorgerin am St. Josefs-Krankenhaus Salzkotten und St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn. Und erlebt bei ihren Stationsbesuchen Menschen, die auf unterschiedliche Weise mit Krankheit, Gebrechlichkeit, Endlichkeit – und dadurch auch mit Angst – konfrontiert sind. Da ist die Angst einer Mutter um ihr neugeborenes Kind. Die Angst eines Mannes vor der Knie-OP, die über seine künftige Beweglichkeit entscheiden wird. Und natürlich ist da auch die Angst vor dem Tod, wenn Menschen schwer erkrankt sind.

Nadine Grewe erlebt aber auch, dass ihre Patientinnen und Patienten die Angst überwinden und neuen Mut fassen. „Das ist dann schon so etwas wie eine Auferstehung“, sagt sie. Und erzählt von einer jungen Mutter, die bei einer Segensfeier für ihr neugeborenes Kind vor Glück in Tränen ausgebrochen ist. Von dem Mann, für den das neue Kniegelenk nach Jahren der Einschränkung wie ein Schritt in ein neues Leben war. Und von der Frau, die dem nahenden Tod gelassen entgegenblicken konnte. „Es gibt Menschen, die dankbar auf ihr Leben zurückblicken können, wenn sie erfahren, dass sie bald sterben müssen“, berichtet sie. „Sie sagen: Es ist in Ordnung. Ich habe ein gutes Leben gehabt.“

Wieder aufstehen wollen

Zu einer solchen Haltung sind nicht alle fähig. Auch dann ist Nadine Grewe da und hört zu. „Oft hilft es schon, wenn Patientinnen und Patienten ihre Angst, ihre Gedanken laut äußern. Dann löst sich meist etwas“, sagt sie. Manche wollten auch gar nicht über ihre Krankheit sprechen, sondern über das, was in ihrem Leben schön gewesen sei. Auch das sei dann in Ordnung. „Ein junger Mann, schwer an Krebs erkrankt, hat mir ausführlich von seinen Urlauben in Afrika erzählt“, erinnert sie sich. „Und mit einer ebenfalls schwer kranken Frau, die ihr ganzes Leben gut und gern für die Familie gekocht hat, habe ich Kochrezepte ausgetauscht.“

Damit Menschen in der Lage seien, ihre Angst zu überwinden und ins Leben zurückzufinden, komme es viel auf Vertrauen an, ist Nadine Grewe überzeugt. „Nicht alle Patientinnen und Patienten glauben an einen Gott oder vertrauen auf Gott. Trotzdem ist es möglich, Vertrauen ins Leben zu haben und den Glauben daran, dass es gut wird. Auch Vertrauen in die Behandlung, die Ärztinnen und Ärzte oder in die Unterstützung durch die Liebsten zu Hause kann helfen.“ Und noch etwas sei wichtig: „Man muss auch wieder aufstehen wollen. Es gibt Menschen, die sind wie gelähmt. Ihre Situation ist nicht einfach: Man hat Schmerzen, oder die Reha ist anstrengend. Da kann man nur immer wieder das Gespräch anbieten und dazu ermutigen, auszusprechen, was bedrückt.“

Dass der Glaube an Gott in der schwierigen Situation im Krankenhaus grundsätzlich hilft, davon ist Nadine Grewe überzeugt. Und erzählt von einer sehr gläubigen Frau, die schwer an Krebs erkrankt war und eine sehr anstrengende Chemotherapie über sich ergehen lassen musste. „Sie hat jeden Tag im Krankenhaus die Kommunion empfangen und gebetet. Irgendwann ging es ihr besser. Jetzt ist sie wieder zu Hause und die Tumor-Marker gehen zurück. Damit hat eigentlich keiner gerechnet. Da konnte ich sehen, dass ihr Glaube eine Stärkung war. Dass er ihr den Mut gegeben hat, das durchzustehen und auch Rückschläge zu verkraften.“

Ein leises Klicken: Wie Petra von der Osten in ihren Beratungen Auferstehung erlebt

Dr. Petra von der Osten kann von vielen kleinen Auferstehungen erzählen. Sie ist Beraterin in der Ehe-, Familien und Lebensberatung des Erzbistums Paderborn und arbeitet mit Menschen, die ganz unterschiedliche Krisen erleben. „Zu mir kommen Paare, die für sich klären wollen, ob sie zusammenbleiben. Oder die merken, dass sie sich nicht mehr nah sind, etwa nach der Geburt des ersten Kindes. Es kommen auch Menschen, die einsam sind, die nach einer gescheiterten Beziehung einen Neuanfang suchen oder die um ihre Eltern oder den Ehepartner trauern.“

Immer wieder erlebt sie dann in der Beratung diese ganz besonderen Momente. Menschen fassen wieder Zuversicht. Paare sprechen weniger aggressiv miteinander. Etwas kommt in Bewegung. Verhärtungen brechen auf. „In meiner Arbeit ist Auferstehung nicht so gewaltig wie in der biblischen Ostergeschichte“ sagt sie dazu. „Und doch kann die Veränderung, die aus kleineren, besonders verdichteten Momenten hervorgeht, machtvoll wirksam werden. Vielleicht so ähnlich wie wir das von den Emmausjüngern hören.“

Dass diese besonderen Momente tatsächlich geschehen, darauf hat Petra von der Osten nur eingeschränkt Einfluss. „Natürlich habe ich als Beraterin eine wichtige Rolle“, erklärt sie. „Ich bin für die Menschen das Gegenüber, das zuhört. Ich bringe Paare durch meine Fragen wieder in Kontakt miteinander. Ich versuche eine Atmosphäre zu erzeugen, in der Menschen sich angenommen fühlen und sich öffnen können. Ich gebe Resonanz, benenne und übersetze die Botschaften, die bei mir ankommen.“

Den ersten Schritt wagen

Doch das garantiert noch nicht den Weg aus Krise oder Konflikt. „Wenn eine Beratung gut läuft, kann das gelingen. Aber es bleibt letztlich unverfügbar.“ Petra von der Osten erinnert sich an ein Paar, in dessen Beziehung es zu Grenzüberschreitungen gekommen war. Ein Partner hatte den anderen bevormundet, hatte Entscheidungen für ihn getroffen, weil er besser zu wissen glaubte, was gut für den anderen war. „Und dieser Partner sagte plötzlich in der Beratung: ‚Wenn ich jetzt höre, was wichtig für dich ist, dann merke ich, dass ich gar nicht zuständig bin.‘ Er hatte also etwas ganz Entscheidendes begriffen. Es hatte leise ‚Klick‘ gemacht. Solche Momente sind nicht machbar. Auch die Beratung kann nicht machen, dass Paare sich wieder verstehen.“

Bei einem anderen Paar war es so, dass einer sich ein Kind wünschte, der andere nicht. „Auch hier war es so, dass plötzlich eine Einigung möglich wurde“, erzählt Petra von der Osten. „Derjenige, der eigentlich kein Kind wollte, konnte sagen: Ich lasse mich darauf ein, ich habe Vertrauen in unsere Beziehung. Es waren also keine rationalen Argumente, die zu dieser Wende geführt hatten. Etwas hatte sich geöffnet. In eine Entscheidung, in der es eigentlich nur ein Entweder-Oder gab, war Bewegung gekommen.“

Den Ratsuchenden selbst kommt in den Beratungen natürlich die größte Bedeutung zu. „Es beginnt schon damit, dass Menschen überhaupt Kontakt zu uns aufnehmen“, sagt Petra von der Osten. „Dann ist man den ersten Schritt der Veränderung bereits gegangen.“ Die eigentliche Arbeit finde für die Klientinnen und Klienten dann im Alltag statt: „Dort fließt das ein, was in der Beratung angelegt wurde. Hier kann eine Samenkugel entstehen, die in der Erde des Alltags aufgehen darf.“

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Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Redakteurin

Dr. Claudia Nieser

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