„Als ich nun unterwegs war und mich Damaskus näherte, da geschah es, dass mich um die Mittagszeit plötzlich vom Himmel her ein helles Licht umstrahlte. Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ So beschreibt es der spätere Apostel Paulus selbst (Apg 22,6f.). Die Geschichte seiner Bekehrung klingt sehr dramatisch. Steht sie damit beispielhaft dafür, wie Menschen zum Glauben finden? Und kann man aus ihr etwas für heutige Bekehrungen lernen?
Andrea Keinath, die Leiterin des „Labor E“ im Erzbischöflichen Generalvikariat, beschäftigt sich viel mit Glaubensgeschichten. Sie sagt: Paulus‘ Bekehrung ist eher eine Ausnahme. „Ein Bekehrungsmoment wie das des Paulus war auch damals nicht der Standard. Geschichten dieser Art gibt es in der Bibel – abgesehen von der Berufungsgeschichten der alttestamentlichen Propheten – nicht viele.“ Und so sei es auch heute. „Ich habe noch nicht davon gehört, dass jemand blind geworden wäre. Wohl aber davon, dass Menschen innerlich tief erschüttert wurden.“
Wo findet Bekehrung statt?
Paulus ist auf dem Weg nach Damaskus, seine Begleiter und ihn umgibt nichts auch nur annähernd Christliches – schließlich sind sie erklärte Gegner der jungen Glaubensgemeinschaft und wollen sie zerstören. „Er hat nicht um eine Bekehrung gebeten. Die kommt wirklich vom Himmel“, sagt Keinath. Daraus folgt für sie: „Es gibt keine klassischen Orte und Settings für eine Bekehrung. Das hängt weniger von äußeren Umständen ab und passiert eher innen.“
Was sind dann die inneren Faktoren einer Entscheidung für das Christentum? Eine Studie des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Universität Greifswald zeigt: Es gibt nicht den einen Weg, sondern eine große Vielfalt an Faktoren, durch die erwachsene Menschen zum Glauben finden. Es kann ein dramatisches Erlebnis sein, eine Gotteserfahrung oder eine tiefe Krise oder ein normaler Gottesdienst, in den man zufällig hineinstolpert oder ein Spaziergang in der Natur. „Aber meistens sind es Kontakte zu glaubenden Menschen, die einen neugierig machen“, sagt Andrea Keinath.