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Erzbistum Paderborn
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„Dann machen wir das eben allein“

Vertreter aus den Dekanaten Höxter und Paderborn trafen sich zur Pastoralwerkstatt, um über den Diözesanen Weg 2030+ zu diskutieren. Klar wurde: Die Herausforderungen sind groß, Konzepte fehlen oft noch. Doch schon jetzt ist sicher, dass es in Zukunft noch mehr auf ein motiviertes Ehrenamt ankommt.

Hans-¬Werner Gorzolka ist ein energiegeladener und kenntnisreicher Mann, Ortsheimatpfleger in Ovenhausen, Kreisheimatpfleger im Kreis Höxter und Heimatgebietsleiter für das Hochstift. Er hat gerade 18 Dörfer im Laufe einer Inspektionstour besucht. Von dort bringt er eine Botschaft mit, die er in sechs Worten zusammenfasst: „Lasst bloß die Kirche im Dorf!“

Der kurze Satz – Brandrede, Warnung und Bitte in einem – richtete sich an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Pastoralwerkstatt, die Anfang Juni im Liborianum in Paderborn stattfand. Es handelte sich um die zweite von acht Pastoralwerkstätten, zu denen in den kommenden Monaten überall im Erzbistum Vertreter aus pastoralen Räumen, Pastoralverbünden sowie katholischen Verbänden und Einrichtungen eingeladen sind. Diese Treffen sollen als „Austauschräume“ dienen, um Hauptamtliche und Ehrenamtliche mit Vertretern des Erzbistums ins Gespräch zu bringen. Im Paderborner Liborianum waren Vertreter aus den Dekanaten Paderborn und Höxter zusammengekommen.

Ziel der Pastoralwerkstätten ist es, die Inhalte des Diözesanen Weges 2030+ zu vermitteln sowie ein Feedback und Ideen zur Umsetzung einzuholen. Zwei Vertreter des Generalvikariates werden deshalb an allen Pastoralwerkstätten teilnehmen: Monsignore Dr. Michael Bredeck, Bereichsleitung Pastorale Dienste, und Prälat Thomas Dornseifer, Bereichsleitung Pastorales Personal. Eine Einführung zum Thema lieferte in Paderborn das dreiköpfige Leitungsteam, das im Generalvikariat für den Entwicklungsprozess verantwortlich zeichnet: Markus Freckmann, Stephan Lange und Dr. Annegret Meyer.

„Das was wir kennen, geht nicht so weiter.“

Schon bei ihrem einleitenden Vortrag wurde das Dilemma deutlich, das die aktuelle Situation prägt und die Weiterentwicklung neuer Strukturen im Erzbistum schwierig macht. Die Institution Kirche muss sich neu aufstellen, aber gleichzeitig schwinden die Kräfte, die für ein Durchstarten gebraucht werden.
Die Christen und die katholische Kirche im Erzbistum Paderborn werden eine gesellschaftliche Minderheit. Schon 2034 sind nur noch 170 Priester im Erzbistum aktiv. Gleichzeitig werden die Zahlen der Kirchenmitglieder und der aktiven Gottesdienstbesucher, auch der Steuereinnahmen, kontinuierlich fallen. „Das was wir kennen, geht nicht so weiter“, sagte Thomas Dornseifer. Er setzte fast resignierend hinzu, „neue Bilder“ und Vorstellungen gebe es jedoch noch nicht.

Die Kirche müsse neue Wege und Gelegenheiten suchen, um Menschen anzusprechen, sagt Michael Bredeck. Aber er warnte auch, dass die Vision einer Kirche, die den Menschen nahe ist, allzu schnell zur bequemen Worthülse verkommt: „Was verstehen wir unter Nähe und was heißt das für uns, wenn es nicht bei einer Floskel bleiben soll?“
Nähe wird schwierig, wenn man wie die Gemeindereferentin Joana Driesen aus dem Pastoralen Raum „An Egge und Lippe“ im Rahmen ihrer Teilzeitstelle allein acht Jugendgruppen in acht Orten betreuen muss – neben ihren vielen anderen Aufgaben. Sie kann das Pensum nur leisten, weil sie ihre Rolle neu definiert hat. Sie bleibt Ansprechpartnerin für alle Jugendgruppen, zieht sich aber aus dem Tagesgeschäft vor Ort zurück. Das bedeutet mehr Verantwortung für die Ehrenamtlichen in den Gemeinden – etwas, das durchaus gewollt ist.

„Ich kenne Leute, die können das nicht.“

Der Druck scheint zu einer gewissen Skepsis gegenüber allen Veränderungen zu führen. Während der Pastoralwerkstatt waren auf großen Tafeln Meinungen zum Veränderungsprozess in der Kirche dokumentiert. Das Feedback aus der Gruppe der Hauptamtlichen ist durchgehend negativ: „wenig motivierend“, „wenig bis kein Inte¬resse an der Basis“, „ein weiteres Papier aus Paderborn“, „geht an den Menschen und der Wirklichkeit vorbei“, „spröder Text“, „viele Worte anstatt Taten“. Der Vorwurf „unglückliche Formulierungen“ ist noch die harmloseste Beschwerde in der langen Litanei der Unzufriedenheit.

Angesichts dieser Lagebeschreibung setzten zwei Pfarrer aus dem Dekanat Höxter auf drastische Worte. Andreas Kurte, leitender Pfarrer des Pastoralen Raumes Brakeler Land, und Pfarrer Hubertus Rath, Leiter des Pastoralen Raumes Bad Driburg, bezogen auch Amtskollegen in ihre Kritik ein.

Kurte, bis 2021 Personalchef für das pastorale Personal im Erzbistum, ist sicher, dass viele Hauptamtliche den Diözesanen Weg nicht mitgehen. „Ich kenne Leute, die können das nicht“, sagte Kurte. Andere würden sich verweigern. Es gebe keine Möglichkeit, diese Hauptamtlichen zu reglementieren. Das sei „ein Problem“, gestand Andreas Kurte ein, denn wenn sich schon die Hauptamtlichen so verhielten, „können wir auch von den Ehrenamtlichen nicht verlangen, dass sie den Diözesanen Weg verstehen und mitgehen“. Hubertus Rath verwies auf die leer gebliebenen Plätze in der Aula im Liborianum: „Die Problemfälle sind nicht da.“

Obwohl die Information und Einbindung des Ehrenamtes offensichtlich zu wünschen lässt, kommt an vielen Stellen etwas in Bewegung. Heimatpfleger Hans-¬Werner Gorzolka gehört auch dem Kirchenvorstand von Ovenhausen an. 100 Menschen, so schätzt er, engagieren sich allein in Ovenhausen in katholischen Vereinen. „Die Vereine sind das Rückgrat der Dörfer“, ist Gorzolka überzeugt. Sie würden das Dorf zusammenhalten. Deshalb sei die Kirche auf dem Land so wichtig.

Anfang Mai wurde in Ovenhausen auf 3 000 Quadrat¬metern kircheneigener Fläche die „neue Dorfmitte“ eingeweiht, ein sozialer und kultureller Mittelpunkt für Einwohner, Pilgerer, Wanderer und Radfahrer. Es gibt einen „Glaubensgarten“ für Andachten und Treffen. Ohne das Engagement Ehrenamtlicher wäre die neue Dorfmitte nicht denkbar gewesen.

Auch Gorzolka weiß, dass sich das Ehrenamt verändert hat. Viele Gemeindemitglieder sind heute beruflich so gefordert, dass nicht mehr viel Zeit für das freiwillige Engagement bleibt. Kaum jemand leistet heute mehr engagierte freiwillige Arbeit, ohne einen individuellen Sinn darin zu erkennen. Aber in Ovenhausen scheint es zu gelingen, die Menschen aus dem Dorf zu motivieren. Als während der Diskussion beklagt wurde, Hauptamtliche seien in Dörfern kaum noch präsent, reagierte Hans-¬Werner Gorzolka gelassen: „Dann machen wir das eben allein.“

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