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Erzbistum Paderborn
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Ein Kaffeebecher steht auf einem Klettergerüst für Kinder.© Birgit Engel / Erzbistum Paderborn

„Das christliche Menschenbild berührt mich“

„Auf eine Kaffeelänge mit …“ Tanja Maaßen vom Pflegekinderdienst Viento

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit …“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn, um die Vielfalt der engagierten Menschen abzubilden. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ehrenamtlich tätigen Menschen zählen zu den 1000 guten Gründen für den Glauben und die katholische Kirche. Indem wir von ihnen erzählen, bringen wir das Gute zur Sprache und machen sichtbar, wie lebenswert und vielfältig das katholische Glaubensleben ist. „1000 gute Gründe“ – lernen Sie auf eine Kaffeelänge die hauptberuflich und ehrenamtlich Engagierten im Erzbistum Paderborn näher kennen. Diesmal haben wir uns mit Tanja Maaßen getroffen. Die 51-Jährige erzählt, warum für sie ihr Glaube bei ihrer Tätigkeit im Pflegekinderdienst eine tragende Rolle spielt.

Die Tür öffnet sich nur einen kleinen Spalt. „Haben Sie Angst vor Hunden? Juno ist etwas aufgeregt, er muss sich erst noch gewöhnen“, erklärt Tanja Maaßen. Juno, das ist ein Mischling aus dem Tierschutz und erst seit wenigen Wochen in seinem neuen Zuhause. „Er brauchte eine neue Familie. Wissen Sie, Hunde haben ja auch ihre ganz eigene Geschichte.“

Alle haben eine eigene Lebensgeschichte

Die eigene Geschichte – das ist ein gutes Stichwort. Wie ein Leben verläuft, kann so unterschiedlich sein, hängt von so vielem ab. Schicksal, Glück, Zufall, Bestimmung, Fügung …? Tanja Maaßen hat viel mit Lebensbiografien zu tun. Sie ist im Pflegekinderdienst Viento im Kreis Olpe tätig. Vermittelt Kindern, die in ihren Herkunftsfamilien nicht mehr leben können, ein zweites Zuhause in einem neuen familiären Umfeld. Begleitet sie bis ins Erwachsenenalter und auch die (Pflege-)Eltern.

„Früher wollte ich zur Polizei zur Drogenfahndung. Eine Jugendspinnerei. Ich will Menschen nicht verhaften. Das wirkt nicht am Grundproblem. Ich möchte ihnen helfen“, erzählt Tanja Maaßen. Nach ihrem Abitur hat sie Soziale Arbeit studiert, ihre Blockpraktika beim Jugendamt absolviert und ist mit Trennungs- und Scheidungsberatung und der Verantwortlichkeit im Bereich Kindeswohl in enge Berührung gekommen. „Da wurde mir klar, dass dieser Weg viel mit meiner eigenen Geschichte als Scheidungskind zu tun hat. Die intensive Arbeit mit Menschen, Kinder und ihre Familien in ihrer Entwicklung eng zu begleiten, das fühlt sich für mich richtig an.“

Ich möchte empathisch sein

Der Pflegekinderdienst Viento im und für den Kreis Olpe wurde 2011 gegründet. In der freien Trägerschaft arbeiten die Sozialen Dienste der Diakonie in Südwestfalen und dem Diakonischen Werk Lüdenscheid-Plettenberg sowie der Katholische Sozialdienst (KSD) Olpe, bei dem Tanja Maaßen verortet ist, zusammen. „Ich möchte empathisch sein, mitfühlend. Darum bin ich auch bei einem kirchlichen Träger gelandet. Es ist das christliche Menschenbild, das mich berührt. Respektvolles Miteinander im Team und mit der Klientel und bei allem die Zeit einbringen zu können, die erforderlich ist, das finde ich hier.“

Glauben leben, damit er wirkt

Der Job von Tanja Maaßen ist nicht einfach. Wenn ein Kind aus seiner Herkunftsfamilie genommen wird, dann ist schon viel passiert. Es hat vielleicht Gewalterfahrung gemacht. Erlebt schließlich die Trennung von der Bezugsperson und seinem Lebensort, muss die Zugehörigkeit zu zwei Familiensystemen ausbalancieren. „Man muss sich vor Augen halten, dass auch die Herkunftsfamilien nicht böse auf die Welt gekommen sind und allen das Leben schwermachen wollen. Auch sie haben ihre Geschichte, die sie geprägt hat“, sagt Maaßen, die sich von ihrem Glauben getragen fühlt. Es sei ihr wichtig, mit Gott durchs Leben zu gehen und jeden Menschen zu sehen, wie Gott selbst: wichtig und liebenswert. „Man muss Glauben jeden Tag leben, sonst wirkt er nicht.“

Gott sehen

Kinder glauben an den lieben Gott. Jugendliche zweifeln – so war es auch bei Tanja Maaßen. Als Kind hat sie oft den Gottesdienst besucht. Ihr größter Wunsch war es, Messdienerin zu werden. „In meiner eher schwierigen Kindheit haben mir der Glaube an Gott, die Gottesdienste und der Wunsch, aktiv in der Kirche zu sein, Struktur gegeben.“ Sie erinnert sich an ein Gespräch mit Onkel und Tante, in dem es darum ging, wie Kinder entstehen. „Ich habe gesagt: ich weiß, wie Kinder entstehen. Aber da ist jemand, der sagt ‚Ja‘. Und das ist Gott.“

Mit der Pubertät dann die Distanz zum Kinderglauben, die großen Zweifel. Daraus erwuchs schließlich ein tieferer Gottesglaube im Heute: „Er ist meine Kraftquelle.“ Was Tanja Maaßen meint: der Wert und die Würde des Menschen ist nirgends tiefer verankert. Gerade im Gespräch mit älteren Kindern sei dies ein wichtiger Gedanke. „Glaube hat ja auch etwas mit eigener Stärke zu tun. Man muss an sich selbst glauben, um Selbstbewusstsein zu entwickeln, um die eigenen Fähigkeiten zu entdecken.“ An manchen Tagen, erzählt Maaßen, erlebe sie Gott auch ganz direkt. „Wenn etwas ganz Warmes, etwas Schönes passiert. In solchen Momenten sehe ich ihn.“ So wie neulich beim Spiel mit einem Pflegekind. „Du bist meine Freundin, hat die Kleine zu mir gesagt. Und das hat für ein Kind eine ganz große Aussagekraft.“

Orientierung im Alltag

Was sie beobachtet: Bei vielen der Pflegefamilien, die sie begleitet, erlebt sie Motivation aus dem Glauben heraus. „Das ist oftmals der Antrieb. Aber es wird nicht darüber gesprochen, man kommuniziert es nicht.“

Wenn es Tanja Maaßen mal selbst an Antrieb fehlt, wenn der Kopf zu ist, dann geht sie gerne in die Kirche, zündet eine Kerze an, hält Zwiegespräch mit Gott. „Dann muss ich keine Sozialarbeiterin sein und alle Ebenen betrachten, sondern kann meinen eigenen Bedürfnissen freien Lauf lassen.“ Oder sie geht raus in die Natur. In den Wald, um das durch die Bäume fallende Licht zu erleben. Um das Laub unter ihren Füßen rascheln zu hören. Um die Blätter einer Blume zu berühren. Um loszulassen. „Gottes Schöpfung erdet mich. Sie gibt mir Orientierung.“

© paderborn.efl-beratung.de/
Ein Beitrag von:
Freie Journalistin

Birgit Engel

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