Ein Pinsel steckt hinterm Ohr, der andere liegt in der rechten Hand. In der linken hält Luca Campos ein Glas mit blauer Farbe. „Ich zeichne und male, seitdem ich auf der Welt bin“, sagt der 21-Jährige. Zuvor zeigte er stolz einige seiner zum Teil aus der Kindheit stammenden Werke auf dem Display seines Smartphones. Jetzt aber tunkt er den Pinsel in die Farbe und setzt an. Luca malt einen Jungen an die Wand, der ein Buch in der Hand hält: „Das Haus LEO“ steht darauf. „Das Leben ohne LEO wäre einsam“, sagt er. „Hier weiß man einfach, da ist jemand für einen da.“
„LEO“ bedeutet im Lateinischen „Löwe“. „Der Löwe ist ein Symbol für Kraft und Stärke“, sagt Beate Danlowski, die Leiterin des Hauses LEO. Das ist das Caritas-Kinderhospiz-Zentrum in Berlin-Charlottenburg, eine Einrichtung, in der schwer- und schwerstkranke Kinder, Jugendliche und ihre Familien im Vordergrund stehen. Hier gehe es viel um Krankheit, Tod und Trauerarbeit, sagt Danlowski. „Aber gerade hier erlebe ich oft Kinder, die viel Kraft haben und auch in ihrer Krankheit unheimlich stark sind und ihre Stärke auch anderen geben können.“ Ein Beispiel ist der schwerkranke Luca.
Seit Luca sieben Jahre alt ist wurde bei ihm MDS, eine Form von Blutkrebs, diagnostiziert. Luca erhielt noch als Kind eine Stammzelltransplantation – eine Chance auf Heilung. Doch dann kam nach zwei Jahren eine weitere Komplikation hinzu, die Stammzellen begannen den Körper von Luca anzugreifen. Spender-gegen-Empfänger-Reaktion wird diese Erkrankung genannt und verursacht in Lucas Körper immer wieder auch Tumore. „Alles im Alltag bedeutet körperliche Anstrengung“, sagt der 21-Jährige und zeigt, dass er seine beiden Beine zwar bewegen, aber nicht strecken kann. Die Gelenke sind im Zuge der Krankheit versteift.