„Nae ileum-eun Kimi. Das ist Koreanisch für ‚mein Name ist Kimi’“, sagt die 15-Jährige, während sie sich den langgewachsenen Pony mit der Hand aus dem Gesicht wischt. Mit ihren pinken Strähnen auf blondem Haar könnte sie von einem der vielen Plakate, die in ihrem Zimmer bis zur Decke hängen, entsprungen sein. Auf ihnen ist die koreanische Boyband BTS zu sehen. „Mir hilft ihre Musik beim Abschalten. Dann bin ich in meiner eigenen Welt“, schwärmt Kimi und so wie sie denken sicher viele andere in ihrem Alter, denn BTS ist derzeit die am meisten angesagte Musikgruppe unter Teenagern.
Wenn Kimi zu den Beats der Boy-Band tanzt, dann kann sie ihren Stress abbauen. Seit sie ein Baby ist, hatte sie keinen Kontakt mehr zum Vater. Auch die Bindung zur Mutter ist gerissen. „Sie hat sich nie wirklich um mich gekümmert“, sagt die 15-Jährige.
Kimi ist eine von 30 Bewohnerinnen und Bewohnern des Kinder- und Jugendhaus St. Josef in Berlin-Neukölln. Und wer die Internetseite der Caritas-Einrichtung besucht, sieht das heranwachsende Mädchen auf vielen Bildern lächeln. Seit sieben Jahren ist sie „Heimkind“, wie sie sagt und mag es nicht, wenn ihr andere mit Stereotypen über Kinderheime begegnen. „Sie fragen dann, ob wir Fernsehgucken dürfen oder raus dürfen.“ Dann entgegnet sie, es fühle sich an, wie in einer großen Familie zu wohnen.
„Kindern eine Heimat geben“
Paris, London und Wilhelmshaven heißen die Wohngruppen für Kinder vom Schul- bis ins Jugendalter, zusätzlich gibt es einen Verselbstständigungsbereich für Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr. Das Wort Kinderheim werde im Sprachgebrauch heute kaum gebraucht, wie Einrichtungsleiterin Monika Kießig konstatiert. „Wobei ich benutze es gerne, weil es davon kommt, Kindern eine Heimat zu geben. Das ist das, was wir machen“ – und zwar schon seit 1905, als die Karmelitinnen vom göttlichen Herzen Jesu das Kinderheim inmitten des heute bunten Kiezes von Berlin-Neukölln gründeten.
Für Unterstützung ist das St.-Josef-Haus dankbar. Das weiß auch das Bonifatiuswerk, das mit seiner diesjährigen bundesweiten Erstkommunionaktion das Haus beispielhaft fördert. „Diese Einrichtung zeigt auf beeindruckende Weise, was es heißt, sich füreinander einzusetzen. Passend zum Leitwort unserer Erstkommunionaktion 2022 „Bei mir bist du groß!“ erfahren die Kinder und Jugendlichen in der Haltung der christlichen Nächstenliebe Hilfe und Unterstützung, die sie brauchen – denn jeder Mensch zählt“, würdigt der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen, die Arbeit in dem Kinder- und Jugendhaus.