Familiäres Unglück, eine schwere Diagnose, womöglich der Tod einer Freundin – bei Schicksalsschlägen nahestehender Menschen ist die eigene Betroffenheit oft groß. Ebenso groß die Ratlosigkeit, wie wir mit dem Unglück anderer umgehen sollen. Aufmuntern, ablenken, mitweinen, schweigen? Einfühlsam zu trösten ist für viele eine Herausforderung. Für die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Erzbistum Paderborn gehören Trost und Trauerbegleitung zum Alltag, auch wenn die Schicksale, die ihnen begegnen, nie alltäglich sind.
Pater Erasmus Kulke OSB ist Krankenhaus-Seelsorger im St.-Walburga-Krankenhaus Meschede, Klinikum Hochsauerland, und weiß, wie unterschiedlich die Bedürfnisse von Trostsuchenden sind: Nicht jeder wünscht ein Gespräch, manche sind aber erleichtert, sich die Trauer von der Seele reden zu können. Sind die einen eher skeptisch, wenn ein Mann im Mönchsgewand den Raum betritt, ist das für andere Grund für einen Vertrauensvorschuss.
Den Raum geben, über belastende Dinge zu sprechen
„Wenn ich ins Krankenzimmer komme, eröffne ich ein Gesprächsangebot, das der Patient annehmen kann, aber nicht muss. Oft frage ich einfach: ‚Wie geht es Ihnen?‘“ Die Themen, die sich dann ergeben, sind vielfältig. Viele Betroffene erzählen aus ihrer Biografie, von Reiseplänen, Schicksalsschlägen, der Familie. „Auch ein Schwätzchen über schöne Dinge kann guttun.“
Statt klugen Rat oder aufmunternde Floskeln von sich zu geben, ist für Pater Erasmus das Wichtigste: einfühlsam zuhören und das Gegenüber wirklich verstehen wollen. „Sorgen und Ängste, Gefühle wie Wut oder Frust – ich versuche zu sehen, was die Patienten beschäftigt, und fühle auch mit.“ Manche tun sich schwer, sich zu öffnen, nicht selten fließen aber Tränen. Mit Emotionen geht jeder anders um.
„Ich spiegele im Gespräch dann, was ich an Stärken wahrnehme. Damit nach dem Wolkenbruch die Sonne durchscheinen kann und die Patienten zu ihren eigenen Ressourcen und Kraftquellen zurückkehren.“ Neben Worten kann eine gereichte Hand oder auch das Hinzuziehen der medizinischen Fachkräfte, die durch weitere Erklärungen Ängste nehmen, unterstützen. „Es gibt aber Situationen, die sind einfach schlimm. Da kann man als Begleiter nicht viel machen – außer mit den Trauernden zusammen auszuhalten.“ Trost kann die Trauer nicht beenden, aber er kann eine Stütze sein und durch die Trauerphase begleiten.
Der Glaube: Kraftquelle und Zwiegespräch
Viele Gläubige finden in schweren Situationen Trost im Glauben. Wenn es für das Gegenüber passt, bietet Pater Erasmus ihm die Krankensalbung an. Das Handauflegen, die Salbung von Stirn und Händen mit geweihtem Öl und das Gebet sollen die Betroffenen stärken. „Es ist das Sakrament der Zärtlichkeit Gottes.“ Manche Patienten möchten gesegnet werden, andere bauen besondere Bibelworte wieder auf. „Wenn ich unsicher bin, ob das zu viel für den Patienten ist, sage ich zum Abschied einfach: ‚Ich zünde in der Kapelle eine Kerze für Sie an.‘“
Ab und zu ergeben sich auch berührende Gespräche zu den großen Fragen: nach dem Tod und dem Danach – nach dem Warum, der Gerechtigkeit und dem Sinn, den wir manchmal einfach nicht begreifen können. „Einige Christen hadern in solchen Momenten mit Gott und ich kann das gut nachvollziehen. ‚Haben Sie’s Ihm gesagt?‘, frage ich dann. ‚Dem können Sie alles vor die Füße werfen!‘“ Trösten ist eine ernste Angelegenheit, aber manchmal hilft gerade das Lachen, über den Abgrund tiefer Trauer hinwegzusehen in eine hellere Zukunft.