Wer das Wort „Himmelträger“ in eine Suchmaschine eintippt, bekommt keine Informationen über Bernd Follmann angezeigt. Stattdessen wird man an eine Gestalt aus der griechischen Mythologie verwiesen: Atlas. Weil er mit den anderen Titanen gegen Göttervater Zeus rebelliert hatte, verdammte dieser ihn auf ewig dazu, am westlichen Rand der damals bekannten Welt das Himmelgewölbe zu tragen. Bis heute trägt das Gebirge am Westufer des Mittelmeeres deshalb seinen Namen.
Auch im Sauerland gibt es Berge. Und auch Bernd Follmann spricht von sich als „Himmelträger“. Doch würde er seine Aufgabe niemals als Strafe bezeichnen, im Gegenteil. Er sieht darin eine „Ehrenpflicht“.
An zwei Tagen im Jahr kommt der Himmel zum Einsatz
Es liegt auf der Hand, dass es sich um einen anderen Himmel handeln muss, als den, den Atlas stützt. Follmanns Himmel besteht aus einem Stück Stoff, rechteckig und reich bestickt. An vier langen Holzstangen wird er getragen. Zu dem Baldachin, der traditionell bei katholischen Prozessionen mitgeführt wird, sagt man auch „Tragehimmel“ oder schlicht „Himmel“.
Wie man in Niedermarsberg Himmelträger wird? Das ist schnell erklärt: „Es war immer die Aufgabe des Kirchenvorstandes, Träger für den Himmel zu stellen.“ Als Bernd Follmann in den Kirchenvorstand gewählt wird, hat er also nicht nur die üblichen Verwaltungsaufgaben. Er ist auch einer von acht bis zehn Menschen, aus deren Reihen sich die Himmelträger rekrutieren. Die braucht es in Niedermarsberg vor allem an zwei besonderen Tagen: Am Gedenktag des heiligen Magnus, dem Kirchenpatron von Niedermarsberg. Und an Fronleichnam.