Bei Angela Berghoff liegt der Rosenkranz in der Kramschublade im Esszimmer. In dem ‚Wenn-dann-da-Ort‘, den es in jedem Haushalt gibt. Er liegt da, seit sie mit ihrer Familie in das Haus gezogen ist. „Ich habe schon manchmal darüber nachgedacht, ihn woandershin zu räumen. Aber er gehört eigentlich genau hierher. Weil er mir so immer wieder begegnet.“
Früher fand sie ihn langweilig
Ein Kreuz und 59 Knoten oder Perlen aus Edelstein, Glas, Acryl oder Metall … Aufgereiht auf einer Schnur oder mit Kettengliedern verbunden – das ist der Rosenkranz. Angela Berghoffs Rosenkranz ist aus Holz. Ihre Schwiegeroma hat ihn ihr vor langer Zeit geschenkt. „Allein von daher bedeutet er mir sehr viel.“ Dass ihr das Rosenkranzgebet ebenso viel bedeutet, es einen besonderen Platz in ihrem Leben einnimmt, hat sie erst vor ein paar Jahren entdeckt.
„Als Kind habe ich das Rosenkranzbeten gehasst. Für mich war es ein stures Herunterleiern und fürchterlich langweilig“, erzählt die 47-Jährige. Der Wendepunkt kam, als sie in ihrer Gemeinde Neuenkleusheim, einem Ortsteil der Kreisstadt Olpe mit rund 600 Einwohnern, das Vorbeten in den Rosenkranzandachten im Oktober übernahm. Schlicht, weil es an Menschen fehlt, die diesen Dienst ausüben.
Orientierung und Halt
Als Vorbereitung darauf hat sie sich abends hingesetzt und dieses ganz besondere Gebet quasi studiert. Wenn ihre Söhne im Bett waren, ihre Fragen ins Netz getippt. „Ich musste mich ganz neu mit dem Rosenkranz auseinandersetzen, seine Bedeutung ergründen. Und habe dabei herausgefunden, wie interessant er ist. Er bietet viele großartige Ansätze und lässt sich konkret mit den Themen unserer Zeit verbinden, wie beispielsweise aktuell mit Krieg und Frieden. Oder mit ganz persönlichen, individuellen Anliegen. Als meine Kinder ganz klein waren, war es der freudenreiche Rosenkranz, der mir am Herzen lag.“
Der Rosenkranz von Angela Berghoff ist in seiner Beschaffenheit wenig filigran und grazil, eher grob gearbeitet und rau. „Ich finde ihn schön, wie er ist. Man kann ihn richtig festhalten, sich sozusagen daran festhalten. Wenn ich die großen Perlen durch meine Finger laufen lasse, gibt er mir Orientierung und Halt. Ich weiß, wo ich bin und dass ich vorankomme“, sagt sie und meint das nicht nur figurativ, sondern mindestens ebenso symbolisch.