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Erzbistum Paderborn
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© Brian A Jackson / Shutterstock.com

„Der Rosenkranz erschließt sich, wenn man ihn ausprobiert“

Angela Berghoff nutzt den Rosenkranz dann, wenn andere Yoga oder ähnliches machen. Er gibt ihr Ruhe und Halt.

Bei Angela Berghoff liegt der Rosenkranz in der Kramschublade im Esszimmer. In dem ‚Wenn-dann-da-Ort‘, den es in jedem Haushalt gibt. Er liegt da, seit sie mit ihrer Familie in das Haus gezogen ist. „Ich habe schon manchmal darüber nachgedacht, ihn woandershin zu räumen. Aber er gehört eigentlich genau hierher. Weil er mir so immer wieder begegnet.“

Früher fand sie ihn langweilig

Ein Kreuz und 59 Knoten oder Perlen aus Edelstein, Glas, Acryl oder Metall … Aufgereiht auf einer Schnur oder mit Kettengliedern verbunden – das ist der Rosenkranz. Angela Berghoffs Rosenkranz ist aus Holz. Ihre Schwiegeroma hat ihn ihr vor langer Zeit geschenkt. „Allein von daher bedeutet er mir sehr viel.“ Dass ihr das Rosenkranzgebet ebenso viel bedeutet, es einen besonderen Platz in ihrem Leben einnimmt, hat sie erst vor ein paar Jahren entdeckt.

„Als Kind habe ich das Rosenkranzbeten gehasst. Für mich war es ein stures Herunterleiern und fürchterlich langweilig“, erzählt die 47-Jährige. Der Wendepunkt kam, als sie in ihrer Gemeinde Neuenkleusheim, einem Ortsteil der Kreisstadt Olpe mit rund 600 Einwohnern, das Vorbeten in den Rosenkranzandachten im Oktober übernahm. Schlicht, weil es an Menschen fehlt, die diesen Dienst ausüben.

Orientierung und Halt

Als Vorbereitung darauf hat sie sich abends hingesetzt und dieses ganz besondere Gebet quasi studiert. Wenn ihre Söhne im Bett waren, ihre Fragen ins Netz getippt. „Ich musste mich ganz neu mit dem Rosenkranz auseinandersetzen, seine Bedeutung ergründen. Und habe dabei herausgefunden, wie interessant er ist. Er bietet viele großartige Ansätze und lässt sich konkret mit den Themen unserer Zeit verbinden, wie beispielsweise aktuell mit Krieg und Frieden. Oder mit ganz persönlichen, individuellen Anliegen. Als meine Kinder ganz klein waren, war es der freudenreiche Rosenkranz, der mir am Herzen lag.“

Der Rosenkranz von Angela Berghoff ist in seiner Beschaffenheit wenig filigran und grazil, eher grob gearbeitet und rau. „Ich finde ihn schön, wie er ist. Man kann ihn richtig festhalten, sich sozusagen daran festhalten. Wenn ich die großen Perlen durch meine Finger laufen lasse, gibt er mir Orientierung und Halt. Ich weiß, wo ich bin und dass ich vorankomme“, sagt sie und meint das nicht nur figurativ, sondern mindestens ebenso symbolisch.

Dafür steht der Rosenkranz

Der Rosenkranz (lat. Rosarium) ist eine Zählhilfe für eine regelmäßige Gebetsabfolge und beinhaltet das Glaubensbekenntnis sowie die Gebete „Vaterunser“, „Ave Maria“ und „Ehre sei dem Vater“. In die Grundgebete werden die sogenannten Gesätze oder Geheimnisse eingeschoben, die das Leben Jesu aus der Sicht Mariens betrachten und die Grundwahrheiten des Christlichen Glaubens offenbaren: Traditionell gibt es den freudenreichen, den lichtreichen, den schmerzhaften und den glorreichen Rosenkranz.

Innere Ruhe und ein freier Kopf

Ein Gespräch mit Angela Berghoff über den Rosenkranz führt fast unwillkürlich zum Thema Glauben an sich. Denn genauso wie der Rosenkranz für viele Menschen heute aus der Zeit gefallen scheint, begegnen ihr in ihrem kirchlichen Engagement nicht selten Unverständnis und Erstaunen. „Ich fühle mich, als müsse ich mich rechtfertigen. Ich finde nicht alles gut, was Kirche macht. Es gibt aber viele Elemente, die mir wichtig sind. Der Rosenkranz ist ein gutes Beispiel. Er erschließt sich einem erst, wenn man ihn wirklich ausprobiert.“

Abseits der interpretierenden Betrachtungen habe er etwas sehr Meditatives. Durch den gleichmäßigen und konzentrierten Rhythmus des Betens, bei dem eben nicht jedes einzelne Wort bewusst verfolgt werden müsse. „Das ist das, was ich früher nicht verstanden habe. Das ‚Herunterleiern‘, das ich als Kind nur schwer aushalten konnte, bringt mich zur Ruhe, macht meinen Kopf frei. Ich kann loslassen von Gedanken, die mich beschäftigen. Sich bewusst Zeit nehmen, tut gut. Was andere beim Yoga finden, finde ich beim Rosenkranz.“

Ein gutes Gefühl

Angela Berghoff freut sich. Die Tage der Vorbereitungen sind für sie genauso wertvoll wie die Andacht selbst: eintauchen in die Geheimnisse des Rosenkranzes, die Möglichkeiten ausschöpfen, die er bietet. Was ihr aufgefallen ist: „Wenn ich Angst habe – einmal im Urlaub war unser jüngster Sohn plötzlich verschwunden –, bete ich ganz oft in Gedanken das ‚Vaterunser‘ und das ‚Gegrüßet seist du, Maria‘ herunter, um mich zu beruhigen.  Wie beim Rosenkranz.“ Gleichwohl würde sie sich wünschen, sich auch im Alltag manchmal eine halbe Stunde dafür zu nehmen. „Es sind immer so viele Sachen zu erledigen, es bleibt wenig Zeit neben der Arbeit und der Familie.“ Aber da ist ja im Esszimmer die Kramschublade. In die sie immer wieder hineingreift auf der Suche nach irgendwas. Dann fällt ihr der Rosenkranz in die Hände. Ein gutes Gefühl!

Darum ist der Oktober der Rosenkranzmonat

Dass der Oktober der Rosenkranzmonat ist, hängt mit einer historischen Schlacht im Ionischen Meer zusammen. Am 7. Oktober 1571 nämlich errangen die christlichen Mittelmeermächte bei Lepanto im Golf von Korinth einen unerwarteten Sieg über das Osmanische Reich. Diesen Sieg glaubte man dem Rosenkranzgebet zu verdanken. Pius V. (1504-1572) machte den 7. Oktober zum Gedenktag „Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz“. Unter Leo XIII. (1810-1903) wurde schließlich der ganze Oktober zum Rosenkranzmonat.

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Die Veranstaltungsreihe „LEBEN mit – im – trotz TOD“ versteht sich als Kraftpaket und Wegzehrung für alle, die mit Trauer und Tod konfrontiert sind.

1000 gute Gründe

Für unseren Glauben, unsere Kirche und für unser Engagement sprechen 1000 gute Gründe. Und noch viele mehr. Es ist Zeit, von ihnen zu erzählen! Ohne etwas zu verschweigen oder schön zu reden. Sondern, indem wir auch das Gute wieder zur Sprache bringen und sichtbar machen, wie lebenswert und vielfältig unser katholisches Glaubensleben ist. In einer einladenden, konstruktiven Haltung möchten wir mit Menschen ins Gespräch kommen.

Wir möchten hören, was Sie im Leben und Glauben trägt – egal, ob Sie in der Kirche arbeiten, ob Sie engagiert sind oder ob Sie einfach neugierig auf unsere Themen und Angebote sind. Alle sind herzlich eingeladen, bei der Initiative „1000 gute Gründe“ mitzumachen. Denn je mehr wir sind, desto stärker ist unsere Stimme. Um umso stärker wird unsere Initiative, die in den kommenden Jahren und Monaten immer weiter wachsen wird.

Ein Beitrag von:
Freie Journalistin

Birgit Engel

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