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Erzbistum Paderborn
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Die eigenen Kraftreserven wieder auffüllen

Menschen erzählen von ihren persönlichen Kraftquellen

Menschen erzählen von ihren persönlichen Kraftquellen

Die Akkus sind leer, die Energie ist verbraucht – gerade in der jetzigen Zeit fühlen wir uns oft ausgelaugt, unmotiviert, einfach leer. Dann ist es an der Zeit wieder Energie zu tanken und die eigenen Kraftreserven aufzufüllen. Wie und wo das am schnellsten geht, das ist bei jedem Menschen ganz unterschiedlich und individuell. Einige gehen auf einen langen Spaziergang in die Natur, andere musizieren, manche lesen ein gutes Buch.

Wir haben uns gefragt, was die Kraftquellen für die Menschen im Erzbistum sind und einige Personen konkret danach gefragt. Die Ergebnisse sind sehr vielfältig und verdeutlichen aus wie vielen Dingen wir neue Energie ziehen können.

Kraftquelle Eucharistie

Stephan Berkenkopf, Pfarrer und Leiter des Pastoralen Raumes Wittgenstein

Als im ersten Lockdown im Frühling des vergangenen Jahres alle öffentlichen Gottesdienste ausgesetzt wurden, ist mir so deutlich wie nie zuvor bewusst geworden, was mir fehlt, wenn die Gottesdienste fehlen: Mir fehlte die sakramentale Feier genauso wie die Gemeinde, die sich üblicherweise zu eben dieser Feier versammelte. Beides gehört für mich zusammen wie die zwei Seiten einer Medaille. Nach dem gemeinsamen Beten in der Kirche hat die Begegnung miteinander und der Austausch auf dem Kirchplatz seinen Ort. Dieses Miteinander setzt praktisch die liturgische Feier fort.

In den mehr als zwanzig Jahren meiner priesterlichen Tätigkeit haben sich unzählige solcher Begegnungen im Anschluss an die Gottesdienste ergeben. Die weitaus meisten davon waren herzlich und wohltuend – und sind für mich zusammen mit den Gottesdiensten eine wichtige Kraftquelle. Deswegen kann ich mir beispielsweise eine Einzelzelebration ohne Gemeinde auch nur schwer vorstellen. Die Erfahrung des vergangenen Jahres hat mir die Bedeutung dieser Kraftquelle noch einmal neu erschlossen. Ich bin dankbar dafür, aus dieser Quelle wieder schöpfen zu können.

Kraftquelle Familie

Barbara Sandfort, Pädagogische Mitarbeiterin beim Familienbund Paderborn

Die Familie ist meiner Meinung nach eine der größten Kraftquellen für uns Menschen. Doch im oft stressigen Alltag kann es passieren, dass sie zwischenzeitlich versiegt und mehr stresst als Energie liefert. Dies sehe ich deutlich in unseren jährlich stattfindenden Wochenenden für Mütter mit Kindern. An diesen Wochenenden kommen die Familien oft erschöpft an, aber schaufeln sich mit der Zeit immer mehr frei, was Familie eigentlich bedeutet oder bedeuten kann. Nämlich die Kraftquelle, aus der sie auftanken können, die innere Ruhe und Balance gibt.

Auch für mich selbst ist meine Familie eine starke Kraftquelle, gerade in dieser so anderen Zeit. Mein Mann und ich haben fünf Söhne und ich merke deutlich, wie der Zusammenhalt untereinander mir in dieser unschönen Zeit immer wieder Kraft gibt. Ich kann aus meiner beruflichen und persönlichen Erfahrung nur allen Homeoffice und Homeschooling geplagten Familien den Tipp geben sich immer wieder Zeit für die Familie zu gönnen und diese bewusst wahrzunehmen und zu genießen. Dann versiegt die Kraftquelle Familie nicht und sprudelt immer weiter.

Kraftquelle Natur

Klaus Lipka, Diakon im Pastoralen Raum Brakeler Land

„Auf dem Hochsitz kommen mir oft die besten Ideen für die Predigten“, liebt Klaus Lipka die Ruhe in der Natur. Das Handy bleibt ausgeschaltet. Die Aufmerksamkeit gilt dem unerwarteten Erlebnis. Wenn die Natur plötzlich erwacht und das Leben der Wald- und Feldbewohner beginnt. Das sind die Momente, in denen Klaus Lipka Kraft findet, den eigenen Akku auflädt und ihm die besten Gedanken kommen.

Der ehemalige Realschullehrer und jetzige Rentner wurde 2015 mit sechs weiteren Männern zum Diakon geweiht und ist seitdem im Pastoralen Raum Brakeler Land tätig. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Matthäus 25, 40). Diese Bibelstelle ist der Leitspruch von Klaus Lipka für seine Aufgaben als Diakon, um sich um Menschen zu kümmern, die Hilfe bedürfen.

Den Ausgleich zum Beruf findet er in der Freizeit vor allem in der Natur. An erster Stelle steht die Jagd, die er bereits seit über 20 Jahren ausübt. Seit sieben Jahren besitzt er ein eigenes Revier. „Das macht sehr viel Freude und mein Schwiegersohn ist ein guter Partner bei der Jagd“, sagt Klaus Lipka, der weiß, dass es auch Jagdgegner gibt. Er betont, dass Hege und Pflege  das Wichtigste dabei seien. Der Abschuss mache  nur einen Bruchteil der Jagd aus, sei aber  nötig, um einen gesunden Wildbestand zu erhalten.

„Wir kennen das eigene Wild sehr gut. Wenn wir das Wild vom Ansitz beobachten können, wenn ein Reh sich mit Kitzen nähert – dann geht mir das Herz auf. Das ist Natur, aus der ich viel Kraft schöpfen kann“, erzählt Lipka mit Begeisterung.

Eine enge Beziehung zum Jagdhund gehört zur Ausübung des Hobbies dazu. Über Jahre begleitete ein Deutsch Drahthaar Klaus Lipka bei der Jagd, bis er eingeschläfert werden musste. „Den Spruch, Jagd ohne Hund ist Schund, kann ich nur bestätigen“, freut sich Lipka, dass seine Tochter und sein Schwiegersohn nun einen eigenen, jungen Hund gleicher Rasse führen.

„Wenn ich mit dem Pferd ausreite, ist das nochmal etwas ganz besonderes. Da kann ich Natur und Wildnis noch enger wahrnehmen und beobachte“, verrät Klaus Lipka seine zweite Leidenschaft. Schon in jungen Jahren hat er Reitunterricht genommen und sogar Trakehner „angeritten“. Als auch seine Töchter  die Liebe zum Reitsport  entwickelten, belebte auch Klaus Lipka sein Hobby wieder. Turnierreiten sei nicht seins, aber als Freizeitreiter durch Feld und Flur findet er seine zweite Kraftquelle.

Kraftquelle Landleben

Martin Hufelschulte, Vikar im Pastoralverbund Hamm-Mitte-Osten

„Trecker fahren ist wie Urlaub“, freut sich Martin Hufelschulte gleich doppelt auf den dienstfreien Montag. Denn dann fährt er nicht nur in seine Heimat nach Westönnen, sondern hilft gelegentlich im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb aktiv mit. Besonders die Traktoren haben es ihm angetan: „Auf dem Feld die Arbeiten – zu erledigen, wie zum Beispiel das Pflügen und Säen, ist für mich richtige Erholung.“

Martin Hufelschulte ist Vikar im Pastoralverbund Hamm-Mitte-Westen und Hamm-Mitte-Osten und seinen Wurzeln treu geblieben. Bereits als 12-Jähriger lernte er, wie man einen Traktor fährt. „Das war ein Schlepper – so nennen wir die Traktoren umgangssprachlich, den mein Vater 1956 zur Eröffnung unserer Sauerkraut-Fabrik angeschafft hat“, freut sich Martin Hufelschulte, dass der „Oldie“ auch heute noch in Schuss ist, und zu den zuverlässigen Montags-Fahrzeugen gehört.

Das Schmuckstück „Lanz Bulldog“

Wenn nötig repariert Hufelschulte die alten Fahrzeuge nämlich auch selbst. Zu diesen Schmuckstücken zählt auch ein „Lanz Bulldog“, Baujahr 1940. „Ein besonderer Traktor, der meinem Opa gehört hat“, freut sich der Vikar, der zu seiner Primiz in Westönnen am 24. Mai 2015 damit überrascht wurde. Denn nach der Messfeier hörte er vor der Kirche schon das typische Motorengeräusch, das ihn ahnen ließ, dass er vom Gotteshaus zur Schützenhalle damit Spalier fahren musste.

Technikaffin war Martin Hufelschulte eigentlich schon immer. Als klar war, dass die beiden älteren Brüder den elterlichen Hof übernehmen würden, begann er 1993 mit großer Begeisterung eine Lehre zum Energieelektroniker beim Stomversorger VEW in Arnsberg. Nach erfolgreichem Abschluss fesselte ihn die Elektrik weiter und er entschloss sich, weiter die Schulbank zu drücken. An der Abendschule bestand er die Prüfung zum staatlich geprüften Techniker. „Ich habe viel Freude an der Arbeit gehabt, doch zugleich vollzog sich ein mehrjähriger Berufs- und Entscheidungsweg“, erinnert sich Martin Hufelschulte, der sich 2009 entschloss, Priester zu werden.

Balve, Attendorn und Hamm

Es sei eine gute Entscheidung gewesen, weiß der Westfale heute. Im sauerländischen Balve verbrachte er seine Zeit als Diakon, wurde im Mai 2015 im Hohen Dom zu Paderborn zum Priester geweiht und trat seine erste Vikarstelle in Attendorn an. Seit 2019 gehört Hufelschulte zum Pastoralteam des  Pastoralverbunds in Hamm.

Wenn er Erholung braucht, geht es nach Westönnen. Auf dem landwirtschaftlichen Hof werden auch viele Hände gebraucht, wenn Gerste, Weizen, Kartoffeln, Mais und Weißkohl erfolgreich geerntet werden sollen.

„Es ist für mich Erholung“, so Hufelschulte. Der Trecker laufe in der Spur. „Gas geben und durch das gleichmäßige Maschinengeräusch den Kopf in einen Ruhe-Prozess bringen. Raus aus dem Alltagsgetriebe. Das ist Urlaub.“ Dazu könne er noch die Natur genießen und am Ende des Tages feststellen: „Ich habe das Feld umgedreht. Und kann sehen, was ich geschafft habe.“

Gleichnisse aus dem Markus-Evangelium

Zugleich schenkt ihm die Arbeit auch Zeit und Muße, sich Gedanken zu machen über Beruf, über die nächste Predigt oder auch mal über die Zukunft der Kirche. Die Bibel sei reich an Gleichnissen aus der Landwirtschaft“, betont der Vikar. Zuerst denke er an das Gleichnis vom Sämann (Mk 4,1-9): „Und all das Übrige fiel auf das gute Land, ging auf und wuchs und brachte Frucht, und einiges trug dreißigfach und einiges sechzigfach und einiges hundertfach.“ Wenig später erzählt der Evangelist Markus das Gleichnis vom Wachsen der Saat (Mk 4,26-29). Für Martin Hufelschulte kommen hier ganz viele Kraftquellen zusammen.

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