logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower
© Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn

Ein Fest der Begegnung

Rund 40.000 Menschen reisten zum 103. Katholikentag nach Erfurt / Erzbistum Paderborn an vielen Orten präsent

Ob auf den Gleisen oder der Straße – die Wege nach Erfurt sind in den vergangenen Tagen stärker besucht gewesen als sonst. „Welche Veranstaltungen interessieren uns?“, „Wo finden wir den Stand unseres Bistums?“ Und ebenso häufig: „Wie entwickelt sich das Wetter?“ In den öffentlichen Verkehrsmitteln klingen immer wieder die gleichen Fragen an, die sich verdichten, je näher die thüringische Hauptstadt rückt. Schaut man sich um, wird deutlich: Alle haben das gleiche Ziel, den 103. Katholikentag. Schon auf dem gemeinsamen Weg wächst der Zusammenhalt, der Altersgrenzen, Herkunft und Konfessionen überwindet und den Erfurts Bischof Dr. Ulrich Neymeyr fünf Tage später mit den Worten: „Mein Anliegen, gemeinsam in großer Zahl um den Frieden zu beten, hat sich erfüllt“ resümieren wird.

Man muss nicht erst auf dem Erfurter Domplatz angelangt sein, um zu bemerken: Die katholische Kirche feiert ein Fest der Begegnung – in den Straßen und Gassen der Altstadt, in Bus und Bahn, im Café um die Ecke. Überall trifft man auf ausgelassene Menschentrauben. Manche sind sich gerade erst begegnet, andere sind mit Familien, Freunden oder Gemeindemitgliedern angereist. Ihre Erkennungsmerkmale: leuchtend violette Schals mit biblischen Symbolen und nicht zuletzt die Zugewandtheit und Neugierde, die die Menschen in Erfurt in diesen Tagen trägt und die ihnen auch das durchwachsene Wetter nicht nehmen kann.

Gute Gründe für das Erzbistum Paderborn

Auch das Erzbistum Paderborn hat sich auf den Weg gemacht. Engagierte aus allen Bereichen, darunter der BDKJ, die Kolpingsfamilien, die Malteser und die Caritas, sind auf dem diesjährigen Katholikentag vertreten. Auf der Kirchenmeile hat das Erzbistum Paderborn sein Zelt gemeinsam mit dem Diözesankomitee errichtet. Die Berufungspastoral und die Bank für Kirche und Caritas sind ebenso vor Ort. Eine große Säule im Inneren des Zeltes zieren zahlreiche Grußkarten, versehen mit Polaroid-Bildern. Neben den vielen strahlenden Gesichtern liest man bewegende Botschaften von Gläubigen, die nach ihrem „guten Grund“ und dem, was sie in ihrem Engagement für die Kirche trägt, gefragt wurden: „Dass Gott mich unendlich liebt, egal, in was für einer Situation ich mich befinde“, „das Gute im Menschen“, „den Glauben an Gott vermitteln“ und „die Begegnung und das gemeinsame Engagement als Kirche“, sind nur einige ihrer guten Gründe. Auch Grüße aus den Bistümern Osnabrück und Mainz fallen auf. So liest man auf einer Karte „Weil wir immer von euch die Bischöfe bekommen“ und auf einer anderen „Ihr habt unseren guten Weihbischof bekommen“.

Achim Wirth aus dem Bereich Pastorale Informationen hat die Organisation des Erzbistumsstands gemeinsam mit Dr. Christian Föller vom Diözesankomitee übernommen. Er freut sich über die Begeisterung, die die Aktion „Wir haben 1000 gute Gründe, nenn uns deinen“ ausgelöst habe. „Mit so viel Rückmeldung und auch Beteiligung an den Mitmachaktionen war im Vorfeld kaum zu rechnen“, schwärmt Wirth.

Nachdem Besucher des Erzbistumsstands über ihre „guten Gründe“ nachgedacht haben, können sie an einer weiteren „Station“ ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen und sich an einer dritten noch ein Pfauen-Tattoo aufkleben lassen. Für die Kleinen liegen außerdem Malbücher und bunte Stifte bereit. Langeweile kommt am Stand des Erzbistums aber ohnehin nicht auf. Lässt man den Blick umherschweifen, sieht man Menschen, die sich begegnen, sich austauschen und Kontakte knüpfen. Immer wieder besuchen auch Geistliche wie Weihbischof Dr. Dominicus Meier, der erst vor wenigen Tagen zum Bischof von Osnabrück ernannt wurde, Weihbischof Josef Holtkotte, Generalvikar Dr. Michael Bredeck und Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz den Stand des Erzbistums, um mit Gläubigen in Kontakt zu treten. Vor allem solchen offenen Austausch schätzt Manuela Stricker. Sie ist mit weiteren Gläubigen aus Bad Driburg angereist: „Auf unsere Sorgen bezüglich der vakanten Pfarrerstelle ist der Erzbischof sehr offen eingegangen. Es war ein angenehmes Gespräch und wir haben uns verstanden gefühlt“, berichtet sie zufrieden.

„Zukunft hat der Mensch des Friedens“

„Können Sie sich vorstellen, was es heißt, Woche für Woche und Monat für Monat zuhause nur Angst-Nachrichten im Fernsehen zu sehen? Eltern, die uns nicht rauslassen, aus Angst, uns könnte etwas passieren? Die Schule ist momentan unser Ort der Freiheit“ – es sind bewegende Worte, die Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz angesichts der Podiumsdiskussion „Zwischen den Fronten“ zitiert. Sie stammen von einer Schülerin, mit der der Paderborner Erzbischof bei seinem jüngsten Besuch im Heiligen Land über den Alltag nach dem 7. Oktober sprechen konnte. In der Diskussion beim Katholikentag hat Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz gemeinsam mit Autor Georg Rössler und Abt Dr. Nikodemus Schnabel OSB über die Situation der Christinnen und Christen im Heiligen Land diskutiert. Alle drei teilten bewegende Erfahrungen, die sie vor Ort machten, schilderten Begegnungen und Nöte der Menschen im Heiligen Land.

Auch das ist der Katholikentag, der dieses Jahr unter dem Leitwort „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ steht: Ein Austausch nicht nur über kirchliche Themen, sondern ebenso zu politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen.

 

Mut für ein neues Wir

Dass es jenseits von Krieg und Angst unmittelbar vor unseren Augen ungesehenes Leid und Ausgrenzung gibt, ist eine entscheidende Erkenntnis, die Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Dr. Katarina Barley, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, aus dem biblischen Dialog über das Gleichnis „Siehst du diese Frau?“ aus dem Lukasevangelium hervorheben.

Das Gleichnis, das Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz den zahlreichen Besuchern, die das Große Haus im Erfurter Theater bis auf den letzten Sitzplatz belegen, zunächst in leichter Sprache vorträgt, handelt von einer Sünderin: Sie kommt – ohne Einladung – in das Haus Simons, um Jesus zu treffen. Mit ihren Tränen wäscht sie Jesus die Füße und trocknet sie anschließend mit ihren Haaren. Als Simon sich darüber empört, konfrontiert ihn Jesus mit einer Frage, die ihm schließlich die Augen öffnen soll dafür, dass es die Sünderin ist, die Jesus mehr Liebe schenkt als Simon. Weil sie viel Liebe schenkt, seien ihr viele Sünden vergeben. Der, der jedoch nur wenig Liebe schenkt, dem seien nur wenig Sünden vergeben.

Im Dialog zwischen Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Dr. Katarina Barley klingt angesichts des Gleichnisses die Kritik durch, dass es vielfach der eigene Nutzen und das eigene gesellschaftliche Standing ist, das unser Handeln bestimmt: „Warum hat Simon Jesus eingeladen?“ „Für ihn oder vielmehr für sich selbst?“ „Wen lade ich ein?“ „Mit wem kann ich mich sehen lassen?“ Unerlässlich sei es, so Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, vorhandene Milieus nicht noch mehr zu verstärken: „Haben wir den Mut, rauszugehen aus unseren Milieus, hineinzugehen in die anderen Milieus, die unsere Gesellschaft ausmachen. Bei den Menschen zu sein und dahinzugehen, wo das Leben und die Emotion pulsieren?“, fragt Erzbischof Dr. Bentz.

Kirche habe in der heutigen Gesellschaft vor allem die Aufgabe, zu unterbrechen, damit man zum Nachdenken käme und sich selbst zu überschreiten lerne, auf die anderen hin, damit ein neues Wir entstehen könne, so der Erzbischof weiter. „Siehst du diese Frau“, so die titelgebende Frage des Dialogs, soll demnach anregen, über die eigenen Grenzen hinaus nicht die Augen vor denen zu verschließen, die in unserer Gesellschaft an den Rand gedrängt stehen.

Dass das Publikum den Dialogpartnern zustimmt, verdeutlicht der Applaus nach jedem Wortwechsel. Für Abwechslung sorgten immer wieder emotionale Gesangseinlagen der Sängerin Judy Bailey, die von ihrer Band unterstützt wurde. „Das war eine gute Veranstaltung“, „Wirklich ein spannender Austausch“, und „Da ist echt etwas Wahres dran“, hört man die Zuschauer beim Verlassen des Theatersaals sagen.

Für Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz war es der erste Katholikentag, den er als Paderborner Erzbischof erlebte. Für ihn war es ein „Katholikentag der kurzen Wege“, der viele Begegnungen ermöglichte. So traf er Menschen aus allen Bistümern und auch internationale Gäste. Er war am Stand des Erzbistums Paderborn und – für einen kurzen Besuch – auch am Stand seines Heimatbistums Mainz, wo er, auf die Frage, woher er komme, gleich zu zwei Ortsnadeln griff, um eine nach Mainz und eine nach Paderborn zu stecken. „Es war wie ein Wiedersehen, man trifft viele Menschen, die man kennt, und begegnet gleichzeitig auch neuen Menschen. Das sind Erfahrungen hier auf dem Katholikentag, die ich gemacht habe und von denen mir auch viele andere Menschen in den Begegnungen, die ich hatte, berichtet haben“, resümiert Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz.

Ein Beitrag von:
Referentin Team Presse

Isabella Maria Struck

Weitere Einträge

© Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

Pressemeldung Auf den Friedensfürsten hoffen

Weihbischof Matthias König feiert am zweiten Weihnachtstag Pontifikalamt im Paderborner Dom / Stephanus-Tag mahnt zur Solidarität für verfolgte und bedrängte Christen
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Pressemeldung Weihnachten, damit Gewalt und Hass nicht das letzte Wort haben

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz mahnt zur Sensibilität und Verantwortung für Sprache / „Das ‚Wort‘ fordert Verant-Wort-ung“ / Pontifikalamt am ersten Weihnachtstag im vollen Paderborner Dom
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Pressemeldung „Gottes ‚Fürchte dich nicht!‘ ist jetzt wichtiger denn je“

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz feiert Christmette in der Heiligen Nacht im Paderborner Dom / Aufruf zu Vertrauen und Hoffnung
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit