St. Laurentius in Medebach-Küstelberg
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225 Menschen, darunter 165 katholische Seelen, leben in Küstelberg. Damit ist das Höhendorf im Sauerland der zweitkleinste Ort im Pastoralen Raum Medebach-Hallenberg. Umso größer fällt bei Küster Georg Bachorz die Freude aus, dass „seine“ Kirche St. Laurentius für den Erzbistumskalender ausgewählt wurde. Das dargestellte Glasbild kennt Bachorz, seit es 1973 als Teil eines Anbaus im Chorbereich in die Kirche kam. Seinerzeit wurden Kirchen noch vergrößert. Und seinerzeit kniete er als Elfjähriger vor der Farbenpracht, blickte aus der Froschperspektive des Messdieners auf das Kunstwerk. Aber auch heute, als Küster und Pfarrgemeinderat seiner Kirche aufs Engste verbunden, geht er immer noch gern vor dem Altarbild in die Knie. Scheint die Sonne im richtigen Winkel auf das Fenster, spiegeln sich die Farben auf dem hellen Steinboden um den Altar, und die ins Licht getauchten Hände und Finger erscheinen wunderbar kobaltblau, karmesinrot oder ginstergelb.
„Die beiden Heiligenfiguren, den heiligen Laurentius und den heiligen Hubertus, die Tiere des Wassers und der Lüfte, die Schwingen der himmlischen Heerscharen, die Sonnenscheibe und das Kreuz – ich kenne das Altarbild in- und auswendig bei allen Lichtstimmungen“, sagt der Küster. Aber daran sattgesehen hat er sich in mehr als 50 Jahren nicht. Immer wieder stößt er auf vorher unbeachtete Details und spürt, wie sich neue Zugänge zur Symbolik des Bildes eröffnen. Besonders wertvoll sind für den Küster die Rückbezüge des Altarbildes auf die Klosterzeit in Küstelberg, selbst wenn diese lange Zeit zurückliegt und nicht lange währte. Das große Kreuz in der Bildmitte etwa ist als Reminiszenz an das frühere Klosterkreuz zu verstehen. Zusätzlich sind in der Rückwand des Chorraumes Fragmente der früheren Klosterkirche eingemauert.
Tatsächlich steht die Laurentiuskirche exakt an der Stelle, an der sich im Mittelalter die Kirche eines Augustinerinnenklosters befand. Begründet wurde es 1177, doch schon 1299, nach etwas über 120 Jahren, zogen die Klosterfrauen ins Kloster Glindfeld. Der Grund dafür: das raue Bergklima. Küstelberg liegt auf knapp 670 Meter über dem Meeresspiegel, die Landwirtschaft brachte beim vorherrschenden Bergklima schlicht zu wenig ein, um ein Kloster zu unterhalten. „Glindfeld ist zwar nur sechs Kilometer entfernt, liegt aber über 200 Höhenmeter tiefer als Küstelberg windgeschützt in einer Senke“, berichtet Georg Bachorz. „Dort unten hatten es die Augustinerinnen viel leichter.“
Auch nach ihrem Weggang blieben die Klosterfrauen Küstelberg verbunden. Und die Küstelbergerinnen und Küstelberger? Sie blieben fromm. Die frühere Klosterkirche wurde zum Zentrum einer Marienwallfahrt. Diese endete, als im Dreißigjährigen Krieg die Klosterkirche zerstört wurde und das Gnadenbild verlorenging. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde eine neue Kirche gebaut, die im Jahr 1885 einem weiteren Neubau weichen musste. Das lange Zeit verschollene Gnadenbild aber tauchte im Jahr 1967 auf wundersame Weise wieder auf. Bis zur Unkenntlichkeit übermalt, war es auf einem Dachboden versteckt worden. Die im Paderborner Diözesanmuseum restaurierte Figur befindet sich links neben dem großen Glasbild, das in seiner Farbigkeit der ungefassten Holzfigur ein bisschen die Schau stiehlt. Dennoch kann sich der Küster auch an der Madonna nicht sattsehen: „Beides sind wunderbare Kunstwerke. Der wahre Schatz aber ist der Glauben, den sie verkörpern.“
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Der diesjährige Bistumskalender nimmt uns mit auf eine Reise durch das Erzbistum Paderborn und macht jeden Monat Halt an zwei besonderen Orten: an zahlreichen Kapellen oder Kreuzwegen, die jeweils Zeugen einer interessanten Entstehungsgeschichte sind. Darüber hinaus erzählt der Kalender faszinierende Geschichten von Menschen, die mit diesen Orten verbunden sind – manchmal nicht nur über viele Jahre, sondern sogar über weite Entfernungen hinweg. Wir stellen Ihnen hier alle zwei Wochen das neueste Kalenderblatt vor.