Eine ganz persönliche Erinnerung
Nachdem so Vieles schon bekannt ist, fällt es schwer, die Geschichte der Brünnekenkapelle noch weiter zu erzählen – gäbe es nicht achteinhalb Autostunden weiter Richtung Süden den Augustiner-Chorherrn Rüdiger Weinstrauch, der eine ganz persönliche Version dieser Geschichte kennt: „Ich bin in Verne aufgewachsen, mein Elternhaus war keinen halben Kilometer Luftlinie vom Brünneken entfernt“, sagt der Ordensmann. Entsprechend viele Sonntagsspaziergänge mit den Eltern führten ihn zu der kleinen Kapelle. Auch erinnert er sich gern daran zurück, wie er als Kind mit einer Kelle Wasser aus der Quelle geschöpft hat. Als Messdiener war er in dem Kapellchen allerdings nie im Einsatz. „Mir wurde in der Kirche immer schlecht“, erzählt Rüdiger Weinstrauch mit einem Lachen. „Nach einiger Zeit hat mich der Pastor nicht mehr als Messdiener aufgestellt.“
Was dem Westfalen der Dickkopf ist, ist dem Südtiroler sein Sturschädel
Diese eher schlechten Startvoraussetzungen hinderten Weinstrauch nicht daran, eine Laufbahn als Priester einzuschlagen. Er war hin- und hergerissen zwischen dem Leben als Priester in einer Pfarrei und dem Leben in einem Orden. Erfüllt wurden ihm beide Wünsche bei den Augustiner-Chorherren, die als Orden selbst Pfarreien betreiben. Weil es im Erzbistum Paderborn aber keine Chorherren mehr gab, trat Weinstrauch 2001 in das Stift Neustift nahe Brixen in Südtirol ein. In den ersten Jahren lebte er im Kloster, mittlerweile betreut er mehrere Pfarreien im Pustertal. Dort hat er sich gut eingelebt, auch weil es wenig Mentalitätsunterschiede zwischen den Menschen in seiner alten und neuen Heimat gibt: „Was dem Westfalen der Dickkopf ist, ist dem Südtiroler sein Sturschädel“, sagt Herr Rüdiger, so die korrekte Anrede des Ordenspriesters.