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Erzbistum Paderborn
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Eine starke Partnerschaft fällt nicht vom Himmel

Wie Ihre Beziehung zu einer Kraftquelle wird

Wie Ihre Beziehung zu einer Kraftquelle wird

Am 14. Februar ist Valentinstag – der Tag für Verliebte und für Paare. Man kann den Tag dazu nutzen, sich Blumen und Pralinenschachteln zu schenken. Man kann sich aber auch bewusstmachen, was für eine Kraftquelle eine Partnerschaft sein kann. Christiane Beel, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum Paderborn, erzählt im Interview, worauf es in einer guten, kraftschenkenden Partnerschaft ankommt.

Header- und Teaserfoto: Shutterstock / Party people studio

Redaktion

Wie bereichert eine gute funktionierende Partnerschaft das Leben?

Christiane Beel

Ein bekannter Romantitel bringt es gut auf den Punkt: „Zusammen ist man weniger allein“. Menschen sind auf Beziehung angewiesen, von der ersten Sekunde des Lebens an. Beziehungen geben uns Menschen Sicherheit, das gilt auch für die Paarbeziehung. Wenn zwei Menschen beschließen, gemeinsam durch das Leben zu gehen, dann tun sie das in der Annahme, zu zweit mehr zu erreichen: mehr Glück, mehr Zufriedenheit, mehr Solidarität, mehr Spaß. Natürlich auch mehr Trost, wenn etwas schiefgeht. Studien haben ergeben, dass Menschen in Paarbeziehungen gesünder sind. Männer profitieren diesbezüglich etwas mehr als Frauen. Ganz davon abgesehen, dass Paare viel günstiger leben, zum Beispiel, wenn es um die Miete geht.

Redaktion

Was zeichnet Paare aus, die sich gegenseitig Kraft geben?

Christiane Beel

Es gibt ein paar Grundparameter, die zu einer starken Partnerschaft gehören: Respekt, Empathie, Liebeswürdigkeit, Wertschätzung. Im besten Fall umhüllen diese Haltungen die unwillkürliche Anziehung, die wir Liebe nennen. Empathie zum Beispiel bedeutet, mich auf die Welt des anderen einlassen zu können, fühlen zu können, was den anderen bewegt, echtes Interesse am anderen zu haben – das ist die Basis.

Redaktion

Was kann man für seine Beziehung tun, damit sie eine Kraftquelle bleibt oder dazu wird?

Christiane Beel

In der Tat fällt eine gute, starke Partnerschaft nicht einfach vom Himmel, und nach der Hochzeit ist nicht alles gut wie im Märchen. Zu einer starken Partnerschaft gehört ein ständiges sich Abstimmen und die Fähigkeit, Kompromisse einzugehen. Und es hilft auch, um die Grundbedürfnisse zu wissen, von denen wir hoffen, dass sie in unserer Beziehung befriedigt werden. Das Bedürfnis, geliebt und anerkannt zu sein, zum Beispiel. Wir wollen wichtig sein, im Leben des anderen eine bedeutsame Rolle spielen. Die Beziehung soll verlässlich und belastbar sein, ohne Kündigungsandrohung. Im Bedarfsfall hätten wir gern Hilfe, Unterstützung und Schutz. Wir brauchen aber auch den Freiraum, Dinge selbst entscheiden zu können, und wir brauchen ein eigenes Territorium mit sicheren Grenzen.

“Zu einer starken Partnerschaft gehört ein ständiges sich Abstimmen und die Fähigkeit, Kompromisse einzugehen. Und es hilft auch, um die Grundbedürfnisse zu wissen, von denen wir hoffen, dass sie in unserer Beziehung befriedigt werden. Das Bedürfnis, geliebt und anerkannt zu sein, zum Beispiel. Wir wollen wichtig sein, im Leben des anderen eine bedeutsame Rolle spielen. Die Beziehung soll verlässlich und belastbar sein, ohne Kündigungsandrohung. Im Bedarfsfall hätten wir gern Hilfe, Unterstützung und Schutz. Wir brauchen aber auch den Freiraum, Dinge selbst entscheiden zu können, und wir brauchen ein eigenes Territorium mit sicheren Grenzen”

Christiane Beel

Redaktion

Und wenn diese Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden?

Christiane Beel

Sollte dies längerfristig der Fall sein, geraten Paare in die Krise. Das ist dann besonders schmerzhaft, wenn schon in der Kindheit ein bestimmtes Grundbedürfnis nicht befriedigt wurde – und nun wiederholt sich das in der Partnerschaft. Grundsätzlich ist es aber so, dass Paare an Krisen wachsen und einen Reifungsschritt vollziehen können. Es gehören dann aber viel Ehrlichkeit und Kompromisse dazu.

Redaktion

Steht die „Kraftquelle Partnerschaft“ allen Menschen zur Verfügung?

Christiane Beel

Es ist schon so, dass Menschen unterschiedlich bindungsfähig sind, dass es unterschiedliche Bindungsstabilitäten gibt. Das hängt stark davon ab, was Menschen in der frühesten Kindheit erlebt haben und wie die Bindung zu den ersten Bezugspersonen war. Hat es da Störungen gegeben – wenn zum Beispiel ein Elternteil depressiv war und auf das Kind nur eingeschränkt eingehen konnte –, dann starten Menschen mit ungünstigeren Bedingungen, was Bindungsfähigkeit angeht. Ein solches Handicap kann im Lauf des Lebens zwar ein Stück weit ausgeglichen werden, aber nicht komplett.

Redaktion

Man kann oft lesen, dass Menschen ihre Partnerschaft heute mit Erwartungen überfrachten. Erleben Sie das auch so?

Christiane Beel

Das kommt vor. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Da wird die Familie zu einem Rückzugsort, an dem man „ich selbst“ sein kann – und dort soll dann alles perfekt sein. Aber letztlich muss man immer für sich selbst Verantwortung übernehmen. Man kann sein Glück nicht komplett an den Partner oder die Partnerin delegieren. Für ein gutes Beziehungsklima sind beide zu 100 Prozent verantwortlich. Das heißt, dass es für schlechtes Benehmen keine Entschuldigung gibt.

TIPP: „Paaradies“ die App zur Beziehungspflege

Für alle, die sich Unterstützung bei der Beziehungspflege wünschen, hat das Münchener Institut für Kommunikationstherapie und angewandte Forschung in Partnerschaft und Familie e.V. die kostenlose App „Paaradies“ entwickelt. Diese enthält eine unterhaltsame und praktische Werkzeugkiste: Unter anderem gibt es ein Stimmungsbarometer und ein Tool „Komplimente“. Außerdem bietet die App abwechslungsreiche Anregungen für mehr wertvolle Zeit zu zweit, ein Beziehungstagebuch und Werkzeuge zur Konfliktlösung.

Redaktion

Es gibt Beziehungen, die mehr Kraft rauben als Kraft zu spenden. Wie kann die EFL da helfen?

Christiane Beel

Das ist sehr unterschiedlich. Oft gibt es bei solchen Paaren starke Einschränkungen aufgrund der Biografie, manchmal gibt es auch ein krisenhaftes Ereignis im Leben, das nur schwer zu bewältigen ist. Für diese Paare ist es oft schon eine Hilfe, wenn jemand da ist, den Kummer teilt und auf dem Weg mitgeht. Manchmal ist aber auch eine Trennung die beste Alternative. Vor allem dann, wenn gegenseitige Abwertung an der Tagesordnung ist, wenn keine Empathie mehr vorhanden ist oder sogar Gewalt ins Spiel kommt.

Redaktion

Haben Sie Tipps, wie Paare gut durch die Corona-Pandemie kommen?

Christiane Beel

Mein Tipp wäre, die guten alten Tugenden Ehrlichkeit und vor allem Disziplin hochzuhalten. Im Wörterbuch gibt es zwei Definitionen für Disziplin: zum einen, indem man bestimmte Vorschriften und Verhaltensregeln einhält und sich in die Ordnung einer Gemeinschaft einfügt. Das ist ja sehr wichtig, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Zum anderen, indem man den eigenen Willen, die eigenen Gefühle und Neigungen beherrscht. Disziplin kann sich z.B. darin ausdrücken, nicht den ganzen Tag im Homeoffice in bequemer Freizeitkleidung zu verbringen, sondern darauf zu achten, für sie oder ihn noch attraktiv zu wirken. Disziplin kann auch bedeuten, sich eine feste Tagesstruktur zu geben und Arbeits-, Bewegungs- oder Pausenzeiten fest einzuhalten. Das wird für Paare natürlich ungleich komplizierter, wenn Kinder da sind. Das Schöne im Leben sollte aber auch nicht zu kurz kommen, wie genussvolle Zeit zu zweit. Und Komplimente wirken oft Wunder.

Redaktion

Nun ist Valentinstag, der Tag für Paare und Verliebte. Wie blicken Sie als Eheberaterin auf den Tag?

Christiane Beel

Ich bin da gespalten. Auf der einen Seite ist der Tag stark kommerzialisiert – ich bezeichne ihn auch gerne als Tag der Blumenhändler und Pralinenhersteller. Aber wenn ein Paar sagt: Wir nutzen den Tag, um uns um unsere Beziehung zu kümmern oder Danke dafür zu sagen – dann ist das eine gute Sache. Viele Kirchengemeinden bieten ja auch einen Segen für Paare an, was sehr gerne genutzt wird. Auch das begrüße ich – auch wenn es in diesem Jahr leider nur eingeschränkt stattfinden kann.

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