Für ein Fortkommen auf diesem Weg bittet der erfahrene Theologe und Jurist gleichzeitig um Sachlichkeit, die wegen der vielen Emotionen verständlicherweise schwer falle. „Erzbischof Becker und ich halten es für dringend erforderlich, dass wir mit Verstand und Umsicht die Aufgaben erledigen, die sich auf den verschiedenen kirchlichen Ebenen stellen. Sonst endet das womöglich in einem immer größer werdenden Chaos mit weiteren Enttäuschungen und Frustrationen“, erklärte Generalvikar Hardt. Zugleich wirbt er für einen offenen Diskurs: „Alle sollen aussprechen, was sie denken und fühlen. Nur der offene und ehrliche Austausch hilft, Krisen durchzustehen und dann hoffentlich förderlich überwinden zu können.“
Aus Sicht von Generalvikar Hardt machen der katholischen Kirche in Deutschland und mit ihr den Gläubigen und Engagierten im Erzbistum Paderborn in diesen Tagen gleich mehrere Themen schwer zu schaffen. Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen zu Fragen sexuellen Missbrauchs in der Kirche, der Umgang mit Betroffenen, die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs auch in der eigenen Diözese, das Krisenmanagement der deutschen katholischen Bischöfe oder der Umgang mit sexuellen Orientierungen. Auch das für weite Teile der Öffentlichkeit zunehmend unverständliche kirchliche Arbeitsrecht ebenso wie Informationsdefizite zu dessen Anwendung erschweren die Lage zusätzlich. Entscheidend bleibe, tiefere Brüche, neue Verletzungen und weitere Zwietracht zu vermeiden.
„Ich nehme viele Reaktionen wahr. Die zunehmende Spannungslage setzt vielen und vor allem denjenigen zu, die in der Kirche beheimatet sind, mit ihr glauben, denken und fühlen“, fasste Generalvikar Hardt seine Beobachtungen zusammen. Aus den Erkenntnissen und Eindrücken besonders dieser Tage zu lernen, dafür wolle er einstehen. „Wir müssen jetzt da durch, damit wir die Zukunft der Kirche gestalten können. Die Voraussetzung dafür ist, sich jetzt nicht abzuwenden oder wegzugehen.“
Mitten auf dem Weg
Das Erzbistum Paderborn befindet sich auf dem eigenen Reform- und Zukunftsweg 2030+, ist aktiver Teil des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland und nimmt am synodalen Prozess der Weltkirche teil. Viele Themen werden angesprochen und werden bearbeitet. Manches sei schon erreicht, betonte Generalvikar Hardt. „Wir sind mitten auf dem Weg. Wir müssen mutig weitergehen. Gemeinsam können wir die Zukunft gestalten. Niemand braucht Angst zu haben. Das sage ich ausdrücklich. Nicht vor systemischen Veränderungen im Großen und auch nicht im Kleinen vor seiner je eigenen Courage, als Christin und Christ mit Gott individuell zu leben. Weder Erzbischof Becker noch ich wollen, dass bei uns im Erzbistum Paderborn, in unserer Glaubensgemeinschaft, in der Kirche an irgendeiner Stelle ein Klima der Angst herrscht.“