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Erzbistum Paderborn
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© Musée de la Cour d’Or – Eurométropole de Metz

Sonderausstellung im Diözesanmuseum

„Corvey und das Erbe der Antike. Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter“ im Diözesanmuseum Paderborn: Kostbare Leihgaben aus aller Welt vermitteln die Antikenbegeisterung des Frühmittelalters. Sie zeigen, wie die Errungenschaften dieser Epoche für zukünftige Generationen gerettet wurden.

Die Ausstellung „Corvey und das Erbe der Antike. Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter“ im Diözesanmuseum Paderborn tritt den Beweis an, dass das Mittelalter zu Unrecht als „finster“ bezeichnet wird. Ausgangspunkt ist ein bedeutender Think-Tank des Mittelalters: das ehemalige, vor 1.200 Jahren gegründete Kloster Corvey – seit zehn Jahren UNESCO-Welterbe. Klöster, Bibliotheken und Skriptorien retteten und bewahrten einen wichtigen Teil jenes antiken Wissens über Politik, Philosophie, Kunst, Architektur und Literatur, das uns bis heute prägt. In der ehemaligen Reichsabtei Corvey sind monumentale Inschriften, Texte antiker Autoren und sogar die Abenteuergeschichten des Odysseus überliefert. Mit einzigartigen Exponaten – Schatzkunst, Architektur- und Wandmalereifragmenten, wertvollen Handschriften und Elfenbeinkunst – macht die Ausstellung in Paderborn nun erlebbar, wie das Mittelalter diesen Kulturtransfer ermöglichte, und sich die Antike aneignete.

Generalvikar Thomas Dornseifer betont, wie wichtig es ist, Geschichte nicht nur zu präsentieren. Wir seien gerade in diesen Tagen aufgefordert, Zeichen zu setzen durch die Weitergabe von Kultur: "Es ist extrem wichtig, sich des Fudamentes zu vergewissern, auf dem wir, die Generation, die heute lebt, stehen", so der Generalvikar.

Mehr als 120 faszinierende Leihgaben aus über 50 europäischen und US-amerikanischen Museen, Bibliotheken und Archiven sind ab Samstag in Paderborn zu sehen, begleitet von Einblicken in die Arbeit der Restauratorinnen und Restauratoren und Forschenden, die heute das antike Erbe bewahren. Der Kalligraph und Künstler Brody Neuenschwander (*1958, Houston, Texas) widmet sich in poetischen Rauminterventionen zudem der erstaunlichsten in Corvey überlieferten Antike: den Erzählungen der Irrfahrten des griechischen Helden Odysseus.

Die Ausstellung wird am Freitagabend, 20. September 2024, im Hohen Dom zu Paderborn vor geladenen Gästen feierlich vom neuen Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz eröffnet. Den Festvortrag hält Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck vom Kunsthistorischen Institut in Bonn. Der Schweizer Historiker Dr. Cornel Dora, Stiftsbibliothekar von St. Gallen, spricht ein Grußwort, stellvertretend für die Leihgeberinnen und -geber der Ausstellung. Die musikalische Gestaltung der Eröffnung übernimmt Domkantor Patrick Cellnik.

Im Rahmen der Eröffnungspressekonferenz stellten Dr. Holger Kempkens, Direktor, und Dr. Christiane Ruhmann, Kuratorin des Diözesanmuseums Paderborn, die Ausstellung gemeinsam mit Generalvikar Prälat Thomas Dornseifer vor. Dr. Francesca Gallori, Direktorin der Biblioteca Medicea Laurenziana Florenz, brachte die aus Corvey stammende mittelalterliche Abschrift der Annalen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus aus Florenz nach Paderborn und sprach stellvertretend für die vielen internationalen Leihgeberinnen und -geber über den Kulturaustausch im Mittelalter und die Forschungsarbeiten, die die Ausstellung begleiten.

 

Über die Sonderausstellung

Die Äbte des Klosters Corvey besaßen weitreichende Verbindungen nach Rom und Byzanz und gehörten zu den Gelehrten des karolingischen Hofs. Sie machten die Abtei am Weserbogen zu einem Zentrum der Übermittlung antiker Schrift, Architektur und Wandmalerei. Das 1.200ste Jubiläum der Klostergründung und die Welterbe-Anerkennung vor zehn Jahren sind Anlass der Sonderausstellung. Sie zeigt, wie antikes Wissen und Kultur – über das Mittelalter zur Zeit Karls des Großen und seiner Nachfolger – bis in die Gegenwart gelangten und noch immer unsere europäische Gesellschaft prägen.

© Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn
Kuratorin des Diözesanmuseums, Dr. Christiane Ruhmann (rechts) im Gespräch mit Dr. Francesca Gallori, Direktorin der Biblioteca Medica Laurenziana Florenz.

Einzigartige Leihgaben aus aller Welt

Das Diözesanmuseum Paderborn führt einzigartige Leihgaben aus Museen, Archiven und Bibliotheken in ganz Europa und den USA zusammen. Darunter sind so faszinierende Exponate wie die „Burse von Enger“ aus dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin, ein faszinierendes Goldschmiedewerk des 8. Jahrhunderts, das noch viele Geheimnisse birgt. Im Vorfeld der Ausstellung wurde, mit großzügiger Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, ein großangelegtes Restaurierungs- und Forschungsprojekt initiiert. Die Burse von Enger wird in Paderborn erstmals zusammen mit Stücken gezeigt, die von vergleichbarem Rang sind: mit der „Großen Fibel von Dorestad“¬– einer goldenen Gewandspange aus dem Rijksmuseum van Oudheden in Leiden – oder dem „Theuderigus-Schrein“ aus St. Maurice d’Agaune. Darüber hinaus sind zwei Schlüsselwerke für die Corveyer Buchmalerei zu sehen:

Ein Evangeliar des späten 9. Jahrhunderts aus dem Besitz des Prager Domkapitels, das erstmals außerhalb Tschechiens gezeigt wird, sowie das in Corvey um 970 gefertigte sogenannte „Quedlinburger Evangeliar“, heute in New York. Weitere kostbare Handschriften kommen aus den Bibliotheken in Paris, Amiens, London und Helsinki, zudem sind feinste karolingische Elfenbeinschnitzereien aus Liverpool und Paris zu Gast in Paderborn. Der Schatz von San Marco in Venedig hat eine kostbare byzantinische Glasvase entsandt.

Vom Geheimnis der Bärin bis zum mittelalterlichen Buchraub

Aus der Vorhalle des Aachener Doms kommt die berühmte bronzene Bärin, die Ursa, zu der die Ausstellung ebenfalls neueste Forschungsergebnisse präsentiert. Das Musée de La Cour d’Or in Metz schickt die erhaltenen Teile des reichverzierten Sarkophags von Ludwig dem Frommen, des Gründervaters der Abtei Corvey, nach Paderborn. Die berühmte Stiftsbibliothek St. Gallen entleiht kostbare Fragmente eines Werkes des römischen Dichters Vergil, und aus der Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz reist eine mittelalterliche Abschrift der Annalen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus zurück in ihre ostwestfälische „Heimat“. Das Geschichtswerk berichtet über die Zeit vom Tod des Kaisers Augustus bis zum Tod Neros. Der Corveyer Tacitus ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts das einzig erhaltene Exemplar des Textes überhaupt. Die Medici ließen das Buch aus Corvey nach Florenz entführen, wo sein Text gedruckt und so wieder in zahlreichen Exemplaren verbreitet wurde. Hätte diese Abschrift in Corvey nicht überlebt, wüssten wir heute zum Beispiel nicht, dass die legendäre Varusschlacht im Jahr 9 nach Christus im Teutoburger Wald stattgefunden hat.

Corvey – Zeichen kaiserlicher Macht am Weserbogen

Und schließlich trägt Corvey selbst mit einem wichtigen Exponat zur Ausstellung bei: der fast 1.200 Jahre alten, originalen Inschriftentafel vom Westwerk der mittelalterlichen Abteikirche. In imposanter antiker Schriftart – der „Capitalis quadrata“, ganz nach römischem Vorbild – war dort weithin sichtbar, goldglänzend zu lesen: „Umhege, oh Herr, diese Stadt und lass Deine Engel die Wächter ihrer Mauern sein“. Es war sowohl eine Bitte um göttlichen Schutz als auch eine anschauliche Machtdemonstration der Karolinger, die hier ihren Anspruch auf antikes Erbe und die Nachfolge der römischen Kaiser zur Schau stellten.

Rätsel gibt weiterhin eine Wandmalerei auf, die um 880/885 in Corvey entstand: Zu sehen ist der Kampf des antiken Helden Odysseus gegen das Meeresungeheuer Skylla. Es ist die älteste erhaltene Darstellung einer Szene des antiken griechischen Epos aus dem Mittelalter. Doch wie kam Odysseus an die Weser? In der Ausstellung wird die Wandmalerei multimedial und mit Begleittexten thematisiert. Der Kalligraph Brody Neuenschwander folgt zudem mit seinen Rauminterventionen den Odysseus-Erzählungen vom antiken Griechenland über die römische Kaiserzeit bis ins Mittelalter und auch in die arabische Welt.

Mehr als 120 Exponate und ein umfassender Katalog

Flankiert werden die mehr als 120 Ausstellungsexponate im Diözesanmuseum Paderborn von Filmen und Texten. Sie geben lebendige Einblicke in die Tätigkeit von Restauratorinnen und Restauratoren, Forschenden und Naturwissenschaftler, die heute das antike Erbe bewahren.

Ein reich bebilderter Katalog zur Ausstellung bietet die neuesten Erkenntnisse europäischer Wissenschaftler zur Antikenrezeption in der Karolingerzeit sowie ein beeindruckendes Panorama faszinierender Exponate zwischen Antike und Mittelalter. Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag, 656 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 39,95 Euro im Museum, 49,95 Euro im Buchhandel.
Das umfangreiche Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm, eine Reihe von Videointerviews mit an der Ausstellung beteiligten Forschenden und weitere Informationen zu Tickets und Anfahrt finden Sie unter www.erbe-der-antike.de

Gruppenführungen buchbar über die Touristeninformation Paderborn:
+49 (0)5251 881 29 80 | tourist-info@paderborn.de | info@paderborn.de

Öffnungszeiten / Tickets 

Dienstag bis Sonntag, 10–18 Uhr, jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr. 12 Euro /ermäßigt 6 Euro, freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahren (siehe Website).

Kontakt Museum
Erzbischöfliches Diözesanmuseum und Domschatzkammer 

Markt 17, 33098 Paderborn, Tel. +49 (0) 5251-1251400
museum@erzbistum-paderborn.de

www.erbe-der-antike.de
www.dioezesanmuseum-paderborn.de

Pressekontakt

im Auftrag des Diözesanmuseum Paderborn

Hendrik von Boxberg, +49 177 7379207, presse@dioezesanmuseum-paderborn.de oder presse@von-boxberg.de / Waltraud Murauer-Ziebach, +49 171 416 8808, w.murauer@arthema.de

 

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