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© Jesus Cervantes / Shutterstock.com

Erstkommunion 2022: „Wir feiern von Anfang Mai bis Mitte Juni“

Der Weiße Sonntag – traditionell der Termin für die Erstkommunion. Dabei hatte der Tag ursprünglich mehr mit der Taufe zu tun: Früher wurde in der Osternacht getauft. Dafür bekamen die Täuflinge weiße Gewänder, die sie eine Woche lang tragen durften. Bis sie sie am Sonntag nach Ostern wieder ablegten – dem Weißen Sonntag.

Erst im 17. Jahrhundert setzte es sich langsam durch, dass Kinder an diesem Tag ihre erste heilige Kommunion empfangen. Doch wird das heute noch so gehandhabt? Und was haben zwei Jahre Pandemie mit Kommunionvorbereitung und -feier gemacht? Diese und weitere Fragen kann Daniel Feldmann beantworten, der Gemeindereferent im Pastoralen Raum St. Ewaldi in Dortmund ist.

Redaktion

Traditionell gilt der Weiße Sonntag als Tag für die Erstkommunion. Herr Feldmann, wie wird das bei Ihnen im Pastoralen Raum St. Ewaldi in Dortmund gehandhabt?

Gemeindereferent Daniel Feldmann

Bei uns spielt der Weiße Sonntag keine so große Rolle. Schon vor der Corona-Pandemie fand die Feier der Erstkommunion später im Jahr statt. Es sprechen ganz praktische Gründe dafür, die Erstkommunion von einem einzigen fixen Termin kurz nach Ostern loszulösen: Das Wetter ist besser, die Familien müssen keine Rücksicht auf Verwandte nehmen, die in der letzten Osterferienwoche noch im Skiurlaub sind, und wir haben bei der Organisation mehr Spielraum.

Redaktion

Findet bei Ihnen eine kleine Erstkommunions-Saison statt?

Feldmann

Schon vor Corona war es so, dass in unserem Pastoralen Raum an zwei oder drei aufeinanderfolgenden Sonntagen Erstkommunion gefeiert wurde. Die Pfarrkirche St. Ewaldi hatte immer zwei Feiern, weil es dort zum Teil 60 Kommunionkinder gibt – da ergab eine Aufteilung einfach Sinn. Die anderen Kirchen haben jedes Jahr zwischen zwei und zwölf Kommunionkinder. Die könnte man zusammenlegen. Das machen wir aber bewusst nicht, weil die Menschen immer noch einen Bezug zu „ihrem“ Kirchturm haben.

Redaktion

Was hat die Pandemie für Veränderungen mit sich gebracht?

Feldmann

Aufgrund der Beschränkungen konnten pro Gottesdienst nur wenige Kinder gemeinsam ihre erste heilige Kommunion empfangen. Dadurch mussten wir das auf viele Gottesdienste ausweiten. Auch in diesem Jahr feiern wir von Anfang Mai bis Mitte Juni.

© Peter Lauschus
Gemeindereferent Daniel Feldmann steht auf den Treppen zu einer Kirche
Redaktion

Findet das alles im Rahmen von normalen Sonntagsgottesdiensten statt?

Feldmann

Wir können es den Gemeinden nicht zumuten, dass wir über Wochen in jeder Messe Kinder zur Erstkommunion schicken. Bei begrenztem Platzangebot wären die Kirchen mit den Familien voll und wir müssten die Gemeindemitglieder von ihrem Gottesdienst ausladen. Das geht nicht. Deshalb haben wir uns zwei Formate überlegt: Sondergottesdienste und Individualgottesdienste. Die Sondergottesdienste finden außerhalb der normalen Zeiten statt. In Dortmund-Aplerbeck ist sonntags um 11.00 Uhr Messe, die Erstkommunion findet dann um 14.00 Uhr statt.

Redaktion

Was hat das für Folgen?

Feldmann

Die Erstkommunionfeiern sind deutlich kleinere Feste geworden. Und sie haben auch etwas von ihrem Glanz verloren. Denn hier wehen nicht einen Monat lang die gelb-weißen Fahnen. Es sind mehr Familienfeste geworden, die eine Station in der Kirche haben.

Redaktion

Das trennt Gemeinde- und Erstkommuniongottesdienste natürlich noch stärker als ohnehin schon, oder?

Feldmann

Aus Sicht der Kirche ist die Feier der Erstkommunion ein Gemeindefest. Hier werden Mitglieder voll in die Gemeinschaft am Leib Christi aufgenommen. Aber sowohl vonseiten der Gemeinde als auch der Familien ist das Interesse daran in den letzten Jahren zurückgegangen. In der Regel haben die Familien keinen engen Kontakt zur Kirche und zu kirchlichen Aktionen. Da fragen sich Gemeindemitglieder durchaus: Wer sind diese Leute denn, mit denen haben wir hier kaum etwas zu tun? Andersherum steht für die Familien ihr Kind im Mittelpunkt. Über die Zeit der Kommunionvorbereitung haben die Familien intensiv Kirche erlebt. Die Erstkommunionfeier ist der Höhepunkt dieser Zeit, aber am Ende ist sie das Fest des Kindes. Es geht weniger darum, sich danach nachhaltig in der Gemeinde einzubringen.

Redaktion

Wie bewerten Sie das?

Feldmann

Es ist einfach die Wirklichkeit, mit der ich arbeite. Meine Aufgabe ist es, dass etwas von Jesus bei den Familien ankommt und sie die Kommunionvorbereitung gerne mitmachen. Wenn sie sich währenddessen mehr als sonst mit dem Glauben beschäftigen, haben wir schon etwas gewonnen. Sollte es danach weniger werden, ist das eben so. Wir als Kirche spielen uns noch immer zu oft vor, dass wir Zentrum der Lebensrelevanz der Menschen seien. Dabei sind wir ein Anbieter von vielen. Die Kinder hören nach der Erstkommunion nicht auf mit Fußballspielen, Schwimmen oder Reiten. Wenn wir mit weiteren Terminen um die Ecke kommen, bedeutet das erst einmal Stress für die Familien.

© YaroslavUrban / Shutterstock.com
So sah es vor der Pandemie aus: Kommunionkinder stehen mit brennenden Kerzen in der Kirche
Redaktion

Was ist mit den Familien, die stark im Gemeindeleben eingebunden sind und sich die Erstkommunion als Gemeindefest wünschen?

Feldmann

Für die haben wir das zweite Format entwickelt, die Individualgottesdienste. Da können Familien ganz frei eine Kirche und einen Sonntag wählen, an dem die Erstkommunion ihres Kindes in die Messe eingebunden wird. Dabei werden die Kommunionkinder sichtbar in die Gemeinde eingegliedert. Das ist etwas Besonderes, auch und gerade für die normalen Gemeindemitglieder.

Redaktion

Wie funktioniert Kommunionvorbereitung in Pandemiezeiten?

Feldmann

Wir haben schon ein paar Wortgottesdienste im Rahmen der Kommunionvorbereitung über Zoom gefeiert, aber die inhaltliche Vorbereitung war als Heimkurs gestaltet. Wir haben unsere Materialien weiterentwickelt, Texte für die Eltern geschrieben, neue Methoden aufgenommen und die Angebote auf einzelne Kinder und Kleingruppen zugeschnitten. Statt vorgespielter Szenen gab es einen QR-Code, der dann zu einem Video auf YouTube führte. Statt Diskussionen in der großen Gruppe gab es den Austausch im Zweiergespräch.

Redaktion

Was sind die Vorteile dieser Vorgehensweise?

Feldmann

Sie greift den individuellen Stand der Familie auf. Denn der ist viel heterogener geworden, was Wissen, Erfahrungen und Routinen angeht. Für manche Kinder ist das Kreuzzeichen vollkommen klar, andere eignen es sich während der Vorbereitung erst noch an.

Redaktion

Für die Eltern bedeutet das aber auch mehr Arbeit.

Feldmann

Ich beobachte eine gewisse Scheu bei Erwachsenen, über den Glauben zu sprechen. Weil wir in unserer Gesellschaft nicht mehr über Glauben sprechen. Aber auch, weil wir das Über-Glaube-Sprechen professionalisiert haben. Jahrelang haben wir den Eltern ihre Kinder an der Kirchentür abgenommen, sie durch die Kirche geführt, dann ging es ins Gemeindehaus, wo wir sie mehr oder weniger erfolgreich geschult haben. Nach einem halben Jahr konnten die Kinder dann abgeholt und zur Kommunionfeier gebracht werden. Wussten die Kinder dann mehr über Gott und ihren Glauben als vorher? Wussten die Eltern mehr? Das Ziel der Materialien, die wir zur Verfügung stellen, ist, dass die Familien zuhause anfangen über Gott zu sprechen.

Redaktion

Wie wurde das angenommen?

Feldmann

Kinder stellen durchaus Fragen, die Grundlagen des Glaubens berühren. Antworten findet man in unseren Materialien, man googelt danach oder schreibt mir eine E-Mail. Einige Familien haben sich während der Vorbereitung zusammengetan und so sind kleine Hauskreise entstanden. Die Eltern haben die Themen aufgeteilt, damit nicht alle alles machen mussten. Sie haben sich gegenseitig unterstützt. Vielleicht war es keinem bewusst, aber in der Not ist da Kirche passiert.

Redaktion

Ist das etwas für alle?

Feldmann

Natürlich ist das nicht das Format für alle, es gibt schließlich auch Familien, die die Kommunionvorbereitung bei vielen Kindern und anderen Belastungen sehr schwer unterkriegen. Aber es gibt auch die Eltern, die sagen: Wie cool, dass ich das in meinem Tempo mit meinem Kind machen kann! Teilweise kommen die bearbeiteten Themen die ganze folgende Woche wieder auf. Der Aufwand ist größer und die Hemmschwelle vielleicht höher, aber was wir an Rückmeldungen bekommen, zeigt das sich die Familien durchaus bereichert fühlten.

Redaktion

Und wie sieht es in diesem Jahr – bei derzeit sinkenden Inzidenzzahlen – aus?

Feldmann

Sobald abzusehen war, dass mehr möglich sein wird, haben wir drei feste Angebote zu den Themen „Jesus kennenlernen“, „Bußvorbereitung“ und „Wandlung“ vorbereitet. Alle so, dass sie in kleineren Gruppen, aber auch für einzelne Familien funktionieren.

Redaktion

Wie sah das aus?

Feldmann

Beim ersten Treffen stand der Zöllner am Stadttor und ließ die Kinder nicht vorbei, weil sie keine Taler dabei hatten. Da mussten sie als Gruppe erst einmal schauen, wo sie die herbekamen. Zum Glück gab es in der Nähe ein Jesus-Quiz, bei dem man Taler gewinnen konnte. Über die Fragen sind die Kinder ein bisschen in die Thematik eingestiegen, konnten dann den Zachäus bezahlen und kamen in die Kirche. Da stand eine große Menschentraube um etwas herum, was für die Kinder aber nicht ersichtlich war. Da ging es darum, herauszufinden, dass sie auf die Orgelbühne steigen mussten, um hinunterzuschauen – und sich so in die Rolle des Zachäus hineinzuversetzen. Es endete damit, dass man mit Jesus gegessen hat – im und um das Gemeindehaus dann als Picknick für die Kinder und Eltern.

© Gina Vescovi / Shutterstock.com
Redaktion

Und die Feier der Erstkommunion?

Feldmann

Zum großen Kommunionkinderfest können wir noch nicht einladen. Aber es wird wohl wieder mehr möglich sein. In den Kirchen ist derzeit noch jede zweite Bank abgesperrt. Aber wenn die Inzidenzzahlen weiter sinken, können wir wieder höhere Gästezahlen zulassen.

Redaktion

Die Situation wird einfacher, aber was vermissen Sie noch?

Feldmann

Wieder spontan mit den Kindern singen zu können. Einfach zur Gitarre greifen und mit den Kindern singen. Das lockert ja auch auf und ermöglicht einen anderen Zugang – das vermisse ich noch.

Redaktion

Was wollen Sie beibehalten?

Feldmann

Wir wollen weiter sehr offen kommunizieren, dass die Eltern die ersten Ansprechpersonen für die Glaubensfragen ihrer Kinder sind. Wir als Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten oder als Katechese-Team können und wollen den Eltern diesen wichtigen Part in der religiösen Erziehung ihrer Kinder nicht abnehmen. Wir begleiten die Familien natürlich und so gut wir können. Aber das Erleben von Glaube passiert in den Familien.

Ein Beitrag von:
Redaktion

Cornelius Stiegemann

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