„Zu den Stimmen der Betroffenen gemeinsam mit den Herausgeberinnen eine Annäherung und über den Austausch Stärkung zu finden, war das Ziel unserer Veranstaltung“, erläutert Dr. Annegret Meyer, Leiterin der Abteilung „Glauben im Dialog“. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Gertrud Zimmer konnte sie 24 Teilnehmende begrüßen: „Überwiegend Frauen, die mit dem Thema beruflich befasst sind und aus den Bereichen Prävention, Telefonseelsorge, Geistliche Begleitung oder Ordensgemeinschaften kommen.“
Mit zwei der vier Herausgeberinnen von „Erzählen als Widerstand“ standen kompetente Gesprächspartnerinnen zur Verfügung: Dr. Barbara Haslbeck, katholische Theologin und Theologische Referentin für Fort- und Weiterbildung in Freising und Dr. Regina Heyder, katholische Theologin und Dozentin am Theologisch-Pastoralen Institut für berufsbegleitende Bildung der Diözesen Fulda, Limburg, Mainz und Trier. Zum Podium gehörte auch Dr. Rosel Oehmen-Vieregge, Ordensreferentin im Erzbistum Paderborn. Sie ist auch Mitarbeiterin für die unabhängige Beratungsstelle „gegengewalt-anfrauen-inkirche.de“, der Anlaufstelle der Deutschen Bischofskonferenz für Frauen, die im Raum der Kirche Gewalt erfahren haben.
23 Frauen berichten
Im Buchprojekt berichten 23 Frauen berichten von Missbrauch, den sie als Erwachsene im Raum der Kirche erfahren haben. Sie erzählen von spirituellem und sexuellem Missbrauch, immer auch von Machtmissbrauch. Die Erzählungen legen offen, in welchem Ausmaß auch erwachsene Frauen in der katholischen Kirche von Missbrauch betroffen sind. Die Geschichten handeln von Scham, Schmerzen und Traumata. Einige der Frauen brechen ihr oft jahrelanges Schweigen. Andere wiederum haben sich bereits an Bistümer und Orden gewandt, um Aufklärung zu erreichen. Im Fazit stellen die Autorinnen klar: Den Missbrauch beim Namen zu nennen sei Widerstand gegen die Taten und Widerstand gegen das Vertuschen. Das Buchprojekt soll zum Erkennen sowie zur Aufarbeitung und Prävention von spirituellem und sexuellem Missbrauch in der Kirche beitragen.
Spiritueller Missbrauch
Die Teilnehmenden der Online-Tagung waren von den Erlebnisberichten auf der einen Seite ergriffen, denn die Berichte der Frauen zeigten, wie eng spiritueller und sexueller Missbrauch verbunden sein können. Sie äußerten die Vermutung, dass vielen Menschen die Vorstellung davon fehlt, was spiritueller Missbrauch bedeutet. Im Austausch mit den Referentinnen wurden die Fragen „aus der Praxis für die Praxis“ vertieft und die Sprachfähigkeit zu diesen Themen erweitert. Wachsamkeit, Strukturen der Gefährdung erkennen und sensibel Aufmerksam-sein lehnen waren die Konsequenzen, die nach dem Austausch gefordert wurden, ebenso wie weitere Vernetzung und Austausch zu dem Thema. Sie lehnen sich an das Leitmotiv der Prävention im Erzbistum Paderborn an: „Augen auf: hinsehen und schützen“.