Eindringlich appellierte Erzbischof Hans-Josef Becker beim Kommendefest in Dortmund daran, sich handfest um die Bewahrung der Schöpfung zu kümmern. Der von Gott gegebene Auftrag unserer Zeit laute, sich um das globale Wohl seiner Schöpfung zu kümmern: „Die Zeit zum Handeln ist jetzt. Es bleibt nicht mehr viel Zeit!“.
Erzbischof Hans-Josef Becker sprach in der Kommende Dortmund, dem Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn, anlässlich des diesjährigen Patronatsfestes, das unter dem Thema „Ethik der Nachhaltigkeit – eine Menschheitsaufgabe“ stand. Die Sorge um die Erde, unser „gemeinsames Haus“ und die Zukunft der Menschheit sei auch für die kirchliche Sozialverkündigung die zentrale Herausforderung, sagte der Erzbischof. Er skizzierte in seiner Rede die Position der Katholischen Soziallehre anhand der Enzyklika „Laudato Si‘“ von Papst Franziskus. Kernstück des Lehrschreibens sei das innovative Leitbild einer ganzheitlichen Ökologie. Es brauche eine ganzheitliche Lösung, welche die Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen berücksichtige. Mit Papst Franziskus betonte der Erzbischof, dass es gleichzeitig darum gehe, die Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückgeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern. Diese Anliegen seien als globale Herausforderung zu begreifen. Sie seien eine Frage des Weltgemeinwohls.
Schöpfungsspiritualität
Erzbischof Becker beklagte, dass die Krisen zumeist nur als Bewusstsein im Kopf, nicht aber in den Herzen seien. Es brauche die Ausbildung einer Schöpfungsspiritualität, wie der Papst in Laudato Si‘ vorschlage. Sie müsse unsere Beziehung zur Erde und die Fähigkeit zum Mitgefühl mit der Schöpfung prägen. Im zweiten Teil seiner Rede skizzierte Erzbischof Becker drei Kriterien einer solchen Spiritualität: das Bewusstsein von der Naturabhängigkeit und ökologischen Verwiesenheit des Menschen, die Wahrnehmung der Wirklichkeit von den Leiden der Erde und der Armen her sowie die Einsicht, dass alles mit allem verbunden ist. In einer solchen Spiritualität werde drängend, dass die sozial-ökologische Transformation in ihrer tiefen Bedeutung Bekehrung und Umkehr verlange.
In einem engagierten Festvortrag „Europäisches Energierecht im Spannungsfeld zwischen Ethik, Wirtschaft und Politik“ konkretisierte die Düsseldorfer Jura-Professorin Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof die geforderte Transformation am Beispiel einer zukunftsfähigen Energiepolitik. Aus der Perspektive des europäischen Energierechts sei nicht das Ziel der Klimagerechtigkeit leitend. Vielmehr gehörten zu einer gerechten Energiepolitik auch die Ziele der sicheren Energieversorgung als Teil der Daseinsvorsorge und die Bereitstellung der Energie als bezahlbares Gut. Diese drei Ziele seien auf der ethischen Grundlage der inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit zu realisieren. Mit Papst Franziskus betonte sie, dass „das Klima ein gemeinschaftliches Gut von allen und für alle“ sei und Klimaschutz daher eine globale Aufgabe.