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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn

„Es war mir eine Freude!“

Erzbischof em. Hans-Josef Becker nach fast 20 Jahren im Dienst aus seinem Amt verabschiedet

Für Hans-Josef Becker endet ein wichtiger Lebensabschnitt, für das Erzbistum Paderborn ein langer Weg mit ihrem Hirten: Der emeritierte Erzbischof von Paderborn hat sich heute, 23. Oktober 2022, in einem feierlichen Pontifikalamt im Hohen Dom von den Menschen im  Erzbistum verabschiedet. „Der Herr hat mich in der langen Zeit meines Dienstes getragen. Ohne ihn wäre es nicht gegangen“, sagte Erzbischof em. Becker im Gottesdienst, der auch im Livestream und auf dem Sender EWTN zu sehen war. Der Apostolische Nuntius des Heiligen Vaters in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, überbrachte im Pontifikalamt in einem Grußwort Segenswünsche von Papst Franziskus.

© Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn

Papst Franziskus hatte am 1. Oktober 2022 das Rücktrittsgesuch des Paderborner Erzbischofs angenommen. Damit ist der gebürtige Belecker Hans-Josef Becker, der seit über 45 Jahren Priester ist und fast 20 Jahre das Erzbistum Paderborn geführt hat, emeritiert.

Der Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck, der das Erzbistum bis zur Wahl eines neuen Erzbischofs führt, begrüßte die Gottesdienstgemeinde. Bei seiner Amtseinführung habe Erzbischof em. Becker eine Spur für das gelegt, was ihm im bischöflichen Dienst wichtig gewesen sei, erinnerte Monsignore Dr. Bredeck: „Er sprach von der Sendung der Kirche heute, die in der ‚Berufung jedes einzelnen Christen, von Mann oder Frau, Priester oder Laie‘ wurzele.“ Er danke dem emeritierten Erzbischof für sein Zeugnis eines „tiefen Gottvertrauens, das sich auch im Vertrauen auf andere Menschen zu erkennen gibt“, so der Diözesanadministrator. Vertrauen und Verantwortung als miteinander verknüpfte Begriffe im Zukunftsbild des Erzbistums seien dem emeritierten Erzbischof zu verdanken.

Dompropst Monsignore Joachim Göbel schloss sich der Begrüßung an: „Im Chorgestühl sitzt der Dompropst dem Erzbischof gegenüber“, erklärte er. „Für all das konstruktive Miteinander im Gegenüber danke ich unserem emeritierten Erzbischof im Namen des Metropolitankapitels.“ Erzbischof em. Becker führte nach beiden Begrüßungen schließlich in die Feier ein. Der emeritierte Erzbischof feierte den Gottesdienst nicht wie sonst üblich von der Kathedra – diese ist nach seinem Rücktritt vakant und bleibt dies bis zur Wahl seines Nachfolgers.

Vertrauen trotz aller Begrenztheit

Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, nahm in seinem Grußwort Erzbischof em. Beckers bischöflichen Wahlspruch „in verbo autem tuo – auf dein Wort hin (Lk, 5,5)“ in den Blick. Eigentlich habe sich Simon nach Überlieferung im Lukas-Evangelium nach einer erfolglosen Nacht der Arbeit gerne ausruhen wollen, erklärte der Nuntius des Heiligen Vaters. „Doch stärker als seine Müdigkeit wuchs das Vertrauen in Jesus, der ihn gegen jede Erfahrung zum Fischfang bei Tage ermunterte, der unerwartet reich ausfiel, nachdem sie auf sein Wort hin die Netze ausgeworfen hatten (vgl. 5,4-6)“. Trotz aller Schwächen und Begrenztheit erlebe Petrus, „dass Jesus sein Vertrauen auf ihn gesetzt hat“. Im Namen des Heiligen Vaters dankte Erzbischof Dr. Eterović seinem Mitbruder Hans-Josef für dessen Hirtendienst. Auch im Ruhestand werde Jesus bei ihm sein, „so wie er einst in das Boot Ihres Lebens gestiegen ist, um sie in den priesterlichen und bischöflichen Dienst zu rufen.“

„Gott ist der Magnet der Kirche“

Die Predigt von Erzbischof em. Hans-Josef Becker war eine kritische, aber auch hoffnungsvolle Bestandsaufnahme. Er nehme heute oftmals eine Gotteskrise wahr, in der er den eigentlichen Grund für die derzeitige Kirchenkrise sehe. Fortschritt, Wachstum oder Leistungsfähigkeit würden heute oft wie Gottheiten verehrt. Wachstum um jeden Preis bedeute aber die Zerstörung der Schöpfung und damit die „Zerstörung des Menschen, weil seine Grundlagen für ein zukunftsträchtiges Leben schwinden“, kritisierte der emeritierte Erzbischof: „Die Umweltkrise ist eine Krise des Menschen, der vergessen hat, wem er die Schöpfung verdankt. Die Umweltkrise ist im letzten auch eine Gotteskrise.“

Gott sei der anziehende „Magnet in der Kirche“ und nicht die Kirche mit ihren Strukturen und Machtverhältnissen. „Eine Kirche, in der dieser Magnet nicht mehr zu spüren ist, erübrigt sich. Und mit all unseren Auseinandersetzungen, die wir zurzeit erleben, müssen wir uns fragen: Merkt man an unserem Leben und an unserem Zeugnis, dass der Magnet der Kirche Gott ist?“, so Erzbischof em. Becker.

Wie ein roter Faden durchzog die Predigt das Wort des Engels aus dem alttestamentlichen Buch der Könige, der in der Wüste zu Elija sagt: „Steh auf und iss, sonst ist der Weg zu weit für dich.“ Dieses Wort gebe ihm neben weiteren biblischen Bildern „als fundamentale Weichenstellung bis heute Orientierung“, erklärte Erzbischof em. Becker. Es sei ihm in der Zeit seiner Leitungsverantwortung immer wieder begegnet: „Wie viele Mitarbeitende in allen Lebensbereichen unserer Diözese haben mich getragen und gestärkt durch Verständnis und Ermutigung“, sagte der emeritierte Erzbischof zum Abschluss seiner Predigt: „Unter diesem Wort der Ermutigung sehe ich die Ortskirche von Paderborn, mein Erzbistum, in eine gesegnete Zukunft gehen.“

Dank gebührt vielen Menschen

Predigen ist das eine, Danksagen an einem besonderen Tag das andere. Am Ende des Pontifikalamtes dankte der emeritierte Erzbischof deshalb zunächst Gott „für die Menschen, die er mir zur Seite gestellt hat.“ Über allen Dank stellte er sein Resümee: „Der Dienst als Erzbischof von Paderborn war mir eine Freude.“ Die Reihe der weiteren Dankadressaten war lang: von den Haupt- und Ehrenamtlichen, Priestern, Diakonen, dem pastoralen Personal und Verwaltungsleitungen bis hin zu Orden und Gemeinschaften und Gremienmitgliedern. Einen besonderen Dank richtete Erzbischof em. Becker an die Kinder und Jugendlichen sowie an alle, die sich für die Freundschaft zwischen Paderborn und Le Mans einsetzen und denen das Erzbistum in ökumenischer Geschwisterlichkeit verbunden ist.

Nicht zuletzt dankte Hans-Josef Becker seinen Weihbischöfen und Weihbischof em. Manfred Grothe und Alfons Hardt als den beiden Generalvikaren, die ihn während seiner Amtszeit begleitet haben. Dazu zählte er auch die Mitarbeitenden im Generalvikariat, im Offizialat und in den Einrichtungen des Erzbistums. Wichtig war Erzbischof em. Für die Bereitschaft, das Erzbistum übergangsweise zu leiten, dankte Hans-Josef Becker dem Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck und dessen Ständigem Vertreter Prälat Thomas Dornseifer. Der emeritierte Erzbischof vergaß auch nicht diejenigen, „die in schwieriger Zeit bleiben und mit der Kirche von Paderborn weiter den Weg gehen.“ Nach seinem letzten Wort – und als Wertschätzung für fast 20 Jahre im Amt – erhoben sich die Menschen im Dom mit Standing Ovations für den sichtlich gerührten emeritierten Paderborner Erzbischof.

Nach seinem Weg durch „seine“ Bischofskirche beim Auszug, erwarteten Hans-Josef Becker vor dem Dom zahlreiche Fahnenabordnungen von Verbänden, Vereinen und Schützen, die ihm zu Ehren Spalier standen. Bei einem anschließenden Empfang ehrten Rednerinnen und Redner den emeritierten Erzbischof, darunter Bischof Dr. Georg Bätzing als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Präses Dr. Annette Kurschus als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Festliche Töne im Pontifikalamt

Für die Verabschiedung des Musikliebhabers Hans-Josef Becker durfte eine besondere musikalische Gestaltung des Gottesdienstes unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Berning nicht fehlen: Sopranistin Anna-Sophie Brosig, der Chor der Dommusik mit Sängerinnen und Sängern des Domchors, der Mädchenkantorei und der Domkantorei sowie Domkantor Patrick Cellnik verliehen dem Pontifikalamt mit ihren Stimmen Festlichkeit. Das Orchester der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn und Domorganist Tobias Aehlig wirkten instrumental daran mit. Zu Gehör kamen unter anderem Werke von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Sebastian Bach.

Konzelebranten im Pontifikalamt

Am Altar stand eine Schar von Konzelebranten, wie man es sonst nur zu Libori kennt: Neben dem Apostolischen Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović konzelebrierte etwa auch Père Grégoire Cador als Diözesanadministrator des französischen Bistums Le Mans, mit dem das Erzbistum Paderborn seit der Überführung der Reliquien des heiligen Liborius über den „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ eine tiefe Freundschaft pflegt:

Hauptzelebrant: Erzbischof Hans-Josef Becker, Erzbischof em. von Paderborn

Konzelebranten

  • Erzbischof Dr. Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Deutschland
  • Bischof Dr. Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
  • Bischof Dr. Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg
  • Weihbischof Matthias König, Paderborn
  • Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB, Paderborn
  • Weihbischof Josef Holtkotte, Paderborn
  • Monsignore Dr. Michael Bredeck, Diözesanadministrator von Paderborn
  • Père Grégoire Cador, Diözesanadministrator von Le Mans
  • Prälat Thomas Dornseifer, ständiger Vertreter des Diözesanadministrators von Paderborn
  • Apostolischer Protonotar Alfons Hardt, ehemaliger Generalvikar von Paderborn

Diakone: Erwin Winkler und Patrick Vitt

Ein Beitrag von:
Redakteurin Team Presse

Maria Aßhauer

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