logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower
Der Pilgerschal der St. Liborius-Fraternität.© Moritz Kröner / Erzbistum Paderborn

Freundschaft lebt von Begegnungen

Die Deutsch-Französische St. Liborius-Fraternität hält die Freundschaft zwischen den beiden Diözesen lebendig. Zentral hierfür sind die Freundschaften und Begegnungen. Von diesen berichtet Vorstandsmitglied Beatrix Gierling.

Beatrix Gierling sitzt in ihrem Wohnzimmer. Im Hintergrund knistert der Kamin. Draußen ist es schon dunkel geworden, es ist noch Winter. Vor sich hat sie einige Broschüren und Bücher aufgeschlagen. Begeistert zeigt sie Bilder der französischen Stadt Le Mans und erzählt von der Deutsch-Französischen St. Liborius-Fraternität, in der sie die Vertreterin des Präsidenten ist. In zwei Tagen wird sie zum vierten Mal mit der Bruderschaft nach Le Mans aufbrechen. Am 27. Januar ist der Gedenktag des heiligen Julian, des ersten Bischofs und Bistumspatron von Le Mans. Die Partnerdiözese des Erzbistums Paderborn feiert dann das Juliansfest.

„Brückenbauer zwischen den Völkern“

Vor Beatrix Gierling auf dem Wohnzimmertisch liegt ihr Pilgerschal. Auf der einen Seite sind Pfauenfedern als Attribut des heiligen Liborius dargestellt. Auf der anderen Seite eine sprudelnde Wasserquelle als Symbol für den heiligen Julian, der der Legende nach eine Wasserknappheit in Le Mans durch ein Wunder beendet hat. „Eigentlich weiß man gar nicht so viel über das Leben des heiligen Liborius und die Heiligen haben immer naheliegende Wirkungen zugeschrieben bekommen“, sagt sie. Immer wieder habe es Kriege zwischen Franzosen und Deutschen gegeben, man habe sich sogar „Erbfeind“ genannt. „Die Freundschaft mit Le Mans war immer eine Keimzelle der Versöhnung, weil es hier die privaten Freundschaften zwischen den Gläubigen gab“, so Gierling. Dies gebe Liborius als Heiligem nochmal eine besondere Dimension. „Er ist Brückenbauer zwischen den Völkern.“ Schulpartnerschaften, die Freundschaft der Städte und Gläubigen, die Jugendbewegung, all das mache den heiligen Liborius aus.

Einander verstehen

Seit viereinhalb Jahren ist Beatrix Gierling im Ruhestand. Vorher war sie Lehrerin für Biologie und Chemie an einer Realschule. In dieser Zeit hat sie auch einen Austausch für Schülerinnen und Schüler in die Nähe nach Belleville-en-Beaujolais bei Lyon begleitet. Damals konnte sie noch kein Wort französisch sprechen. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Franzosen habe sie begeistert: „Ich habe das Land und die Menschen in dieser Gruppe ganz neu wahrgenommen. Wir waren schon öfter mit dem Wohnmobil als Touristen in Frankreich. Aber die Gastfreundschaft im Privaten, auch wenn wir nach Le Mans fahren, ist etwas Großartiges.“

Im Anschluss an den Austausch hat sie sich sofort bei der Volkshochschule angemeldet, um französisch zu lernen. „Das ist gar nicht so einfach, wenn man nicht mehr 15 ist und es neben dem Beruf macht“, stellte Gierling fest. Lesen und schreiben könne sie mittlerweile sehr gut. Sprechen falle ihr ein wenig schwerer. „In Le Mans sprechen wir oft auch eine Mischsprache aus deutsch und französisch oder ganz unkonventionell mit den Händen und Füßen. Wir müssen nicht bei einer Sprache bleiben, aber wichtig ist, dass wir miteinander sprechen und uns verstehen.“

Heilige Freundschaft

„Freundschaft ist heilig“, das Motto der Fraternität, steht in deutsch und französisch auf beiden Seiten des Pilgerschals. Ein Motto, das Gierling fasziniert. Seit 1200 Jahren bestehe nun schon dieser „Liebesbund der ewigen Bruderschaft“. Trotz aller Kriege sei es immer wieder zur Versöhnung gekommen. Für sie ist klar: „Das ist eine so lange Zeit, es muss ein besonderer Schutz über dieser Freundschaft liegen. Das kann man auch nicht in Worte fassen, es ist ein Gefühl.“ Dieses Gefühl zeige sich in den gegenseitigen Begegnungen. Mittlerweile kann Beatrix Gierling viele besondere Erlebnisse aufzählen. Private Freundschaften gingen häufig über die Treffen an den jeweiligen Bistumsfesten hinaus.

Deutsch-Französische St. Liborius-Fraternität

Die Deutsch-Französische St. Liborius-Fraternität wurde im Jahr 1960 als Priesterbruderschaft im Zeichen des Frieden Christi und der Erfahrungen der vorherigen Kriege gegründet. Es gibt einen eingetragenen Verein in Paderborn und eine Sektion in Le Mans. Die Mitglieder auf beiden Seiten pflegen den seit 836, dem Jahr der Übertragung der Reliquien des heiligen Liborius nach Paderborn, bestehenden „Liebesbund ewiger Freundschaft“. Seit 2001 steht die Fraternität auch Laien offen. Jedes Jahr fährt eine große Delegation der Bruderschaft Ende Januar zum Juliansfest nach Le Mans. Im Sommer kommen zahlreiche Mitglieder der französischen Sektion zum Libori-Fest nach Paderborn. In den letzten Jahren sind auf beiden Seiten der Fraternität engagierte Jugendabteilungen entstanden. Der deutsche Verein hat momentan circa 360 Mitgliederinnen und Mitglieder. Durch die gegenseitigen Begegnungen halten die beiden Gruppen die zwölf Jahrhunderte alte Freundschaft zwischen den beiden Städten lebendig.

In diesem Jahr haben die Paderborner Libori-Schreinträger die deutsche Pilgergruppe begleitet und die Büste mit den Reliquien des heiligen Julian in die Kathedrale von Le Mans getragen. Den ausführlichen Bericht über die Fahrt nach Le Mans mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz lesen Sie hier.

Erfüllende Begegnungen

Besonders berührt habe sie eine Begegnung beim vergangenen Libori-Fest. Eine Frau aus der französischen Sektion der Fraternität, die sie aus Le Mans kannte, sei kurz nach dieser Begegnung schwer erkrankt. Dennoch habe sie unbedingt nach Paderborn zu Libori mitreisen wollen. Die Franzosen konnten sie in einem Rollstuhl mitnehmen. „Als wir uns dann hier wiedergesehen haben und sie kommt uns entgegen und strahlt uns an. Sowas ist einfach unbeschreiblich.“ Auch ein besonderes Wiedersehen stünde bei der jetzigen Fahrt nach Le Mans an: Eine junge Studentin aus Le Mans hatte vergangenen Sommer angefragt, ob sie auf einer Studienreise in Paderborn unterkommen könnte. Beatrix Gierling hat sie dann für fünf Tage bei sich aufgenommen. „Sie hat geschrieben, dass sie sich nun gerne mit uns treffen würde, wenn wir jetzt nach Le Mans kommen.“

Neu im Vorstand

Bis vor einigen Jahren kannte Beatrix Gierling die Liborius-Fraternität nicht. Seit 2020 ist Domkapitular Dr. Witt, der Präsident der Fraternität, Pfarrer ihres Wohnorts Paderborn-Elsen. Bei einem Grillabend vor ein paar Jahren hatte er sie angesprochen, ob sie die Liborius-Fraternität kenne – nein, kannte sie nicht. Aber Gierling und ihr Ehemann waren so begeistert, dass beide direkt Mitglied wurden. Im vergangenen Herbst wurde sie als Vertreterin des Präsidenten in den Vorstand der Bruderschaft gewählt. Damit sei sie aktuell der zweite Laie und die erste Frau überhaupt im Vorstand der ehemaligen Priesterbruderschaft. Ob ihr das etwas bedeute, da sei sie sich nicht sicher. Auf der einen Seite ist klar: „Ich sitze nicht nur im Vorstand, um die Dekoration auszusuchen. Frauen haben in der Geschichte schon immer als Vermittlerinnen des Glaubens gewirkt und die Kirche könnte ihre Fähigkeiten noch viel mehr nutzen.“ Auf der anderen Seite gehe es ihr nicht darum, wer etwas macht, sondern dass es gemacht werde: „Es ist am Ende egal, ob Mann oder Frau, solange die Person die nötigen Fähigkeiten hat.“

Ein Leben fürs Ehrenamt

Ehrenämter hat Beatrix Gierling schon immer bekleidet, auch während ihrer Berufstätigkeit. „Teilweise waren es bis zu zehn verschiedene Tätigkeiten“, erinnert sie sich. Jurorin bei „Jugend forscht“, Rotes Kreuz, Kaffee für junge Eltern in der Gemeinde und vieles mehr. Nach dem Eintritt in den Ruhestand wollte sie sich eigentlich erstmal zurückziehen und Ruhe haben. Innerhalb weniger Wochen waren in ihrem direkten Umfeld eine Hand voll wichtige Personen verstorben und dann kam auch noch die Corona-Pandemie. „Aber für einen Rückzug war ich einfach zu bekannt“, erinnert sich Gierling mit einem Schmunzeln. Wenige Monate später hat sie die Koordination des Seniorenkreises in der Elsener Kirchengemeinde übernommen. Auch während der Pandemie hat sie diese Arbeit immer aufrechterhalten. „Unsere Seniorinnen und Senioren sind oft einsam und haben dann nichts anderes, wo sie andere Menschen treffen können. Das ist etwas ganz Wertvolles.“ Diese Möglichkeit etwas im Leben Anderer zu verändern, biete kirchliches Engagement. Daher sei es ihr auch wichtig, dass die Freundschaft zwischen Le Mans und Paderborn nicht nur zwischen den Kommunen bestehe, sondern auch von den Menschen, den Gläubigen, in ihrer ursprünglichen Form gelebt werde. „In der Kirche knüpft man schnell Kontakte und kann im Rahmen vieles bewegen. Und wenn ich dann im Supermarkt bin und höre von hinten jemanden rufen: ‚Hallo Bea, wie geht’s dir?‘, dann weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.“

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi
Redaktionsvolontär

Moritz Kröner

Weitere Einträge

© Sonja Funke

Unser Glaube Dem Glauben ein Gesicht geben

Resi Kupitz, Uli Schilling und Jochen Andreas engagieren sich im Heiligen Jahr am Hoffnungsort Brilon als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung.
© Till Kupitz / Erzbistum Paderborn

Unser Glaube Glauben. Helfen. Hoffnung geben.

Adalbert Grüner bereitet gespendete Fahrräder auf - und schenkt damit jungen geflüchteten Menschen neue Hoffnung
© Foto: Besim Mazhiqi

Unser Glaube Unten Vergänglichkeit, oben Ewigkeit

Erzbistumskalender 2025: Die Wallfahrtsstätte Eremitage bei Siegen ist seit Jahrhunderten ein spiritueller Anziehungspunkt
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit