Wie beschreibt man etwas, das sich nur schwer in Worte fassen lässt? Drei Tage lang war ich zum Juliansfest in Le Mans, das zu Ehren des heiligen Julian, dem ersten Bischof unseres Partnerbistums, gefeiert wird. Ich habe viele neue Menschen kennengelernt – auch wenn ich nicht alle Namen behalten werde. Von Jakobsmuscheln werde ich auch weiterhin die Finger lassen (nehmt es mir bitte nicht übel, liebe französische Nachbarinnen und Nachbarn), dafür habe ich umso mehr Gefallen an französischen Madeleine gefunden. Und ich habe erlebt, dass ein Patronatsfest gar nicht zwingend ein großes Volksfest sein muss, um Menschen in seinen Bann zu ziehen. Ich habe hunderte Eindrücke erlebt, könnte dazu tausend Geschichten erzählen. Aber hinter allem, das wird mir nach der Le-Mans-Fahrt deutlich, steckte eines: das Gefühl von Freundschaft und Gemeinschaft. Und das ist etwas, das man fühlen muss, um es zu verstehen.
Eine alte Freundschaft, die jung bleibt
Ein starker Ausdruck der Freundschaft ist heute die Liborius-Fraternität. Vor 60 Jahren zunächst als reine Priesterbruderschaft gegründet, geht es heute vielen Frauen, Männern und Jugendlichen darum, die 1.200 Jahre alte Freundschaft zwischen Le Mans und Paderborn lebendig zu halten. Über 100 Menschen aus dem Erzbistum Paderborn sind deshalb in diesem Jahr nach Le Mans gereist. Alleine 70 davon gemeinsam mit der Jugendabteilung der Fraternität. Firmbewerberinnen und Abiturienten, Jugendliche aus Siegen, Dortmund, Meschede oder Minden, Premierenfahrer und Schon-Dagewesene. Menschen, die dem „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ von 836 gegenwärtige Gesichter geben. Nils Schauerte, Caspar Steden, Fiona Galle und Anno Ramspott aus Meschede zum Beispiel.
Alle vier waren schon mal in Le Mans und haben das erlebt, was andere in diesem Jahr zum ersten Mal machen: in französischen Gastfamilien unterkommen und sehen, wie der Glaube in Le Mans gelebt wird. „Unsere erste Fahrt nach Le Mans ist definitiv im Kopf geblieben, das war eine coole Zeit“, beschreibt es Fiona. Sie haben Gleichaltrige aus Le Mans und Umgebung kennengelernt und ins Herz geschlossen: Es werden sich das Jahr über Fotos hin- und hergeschickt, sagt Caspar – Freundschaft digital. Und jetzt in Frankreich ist die Freude auf das Wiedersehen dafür umso größer. Es wird zusammen gelacht, gegessen, die Heilige Messe gefeiert und gesungen. Eine Mischung aus Deutsch, Französisch, Englisch und Zeichensprache – mehr braucht es nicht, um einander zu verstehen. Nils sagt: „Da hat sich eine richtige Freundschaft gebildet, über ganz verschiedene Ebenen hinweg.“