Im Alltag werde oftmals verdrängt, dass Frieden und Gerechtigkeit in der Welt nicht selbstverständlich seien, sagte Erzbischof Becker in seiner Predigt. Ein friedfertiger und religiöser Mensch zu sein, bedürfe der Übung und Umkehr, knüpfte der Paderborner Erzbischof an den Beginn der Fastenzeit an, die von zahlreichen Menschen genutzt wird, um bewusst andere Verhaltensweisen zu praktizieren. „Wer religiös und ethisch ‚fit‘ sein will, der muss sich um sein Inneres kümmern, der muss sich selbst gut trainieren, sonst wird er nach menschlichem Ermessen den Glauben an Gott und das Gute verlieren.“
Neue Kraft durch die Wüste der Fastenzeit
Sich in der Fastenzeit einzuschränken und Maß zu halten, sei ein Training für die „innere Freiheit, damit wir für größere Dinge empfänglicher werden“, erklärte Erzbischof Becker. Jesus selber habe beim Fasten diese „Trainingszeiten“ durchgemacht und sich ganz Gott ausgesetzt. „Wir brauchen diese ‚Wüstenorte‘, um Gott nicht zu vergessen. In der Wüste der Fastenzeit wachsen uns neue Kräfte zu. Auch jetzt, in Zeiten von Krieg, Corona und großer Verunsicherung.“
Der Missbrauch von Macht habe viel Leid über Europa und die Welt gebracht – auch in der Kirche, machte Erzbischof Becker deutlich. Machtmissbrauch sei „teuflisch und ein Grundübel zu aller Zeit, auch jetzt“. Wer Macht habe, müsse denjenigen dienen, „die ihm anempfohlen und anvertraut sind“. Am Ende der Predigt betete Erzbischof Becker auf der Grundlage eines Friedensgebetes von Andrea Schwarz um Frieden in der Ukraine und schloss mit den Worten: „Großer, allmächtiger Gott, Herr über Leben und Tod, Friedensfürst – schenke uns deinen Frieden, damit Frieden in uns und unter uns wachsen kann.“
Kontaktloses Aschekreuz
Nach der Predigt folgte der Ritus, dem der Aschermittwoch seinen Namen verdankt: die Spendung des Aschekreuzes. Erzbischof Becker segnete zunächst die Asche, die aus geweihten Palmzweigen des vorherigen Palmsonntags gewonnen worden war. Beim Spenden des Aschekreuzes an die Menschen im Dom trugen Priester und Gläubige Mund-Nase-Schutz, die Asche wurde kontaktlos auf den Kopf der einzelnen Gläubigen gestreut. Die Priester, die das Aschekreuz spendeten, sprachen dabei jeweils die Worte „Bedenke Mensch, dass Du Staub bist und wieder zu Staub zurückkehren wirst“. Im Anschluss feierte Erzbischof Becker im Hohen Dom die Eucharistie.