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© Birigt Engel / Erzbistum Paderborn

Füße waschen, Freude machen

Auf eine Kaffeelänge mit Christoph Kinkel, Gemeindereferent Wendener Land, über das Zirkuszelt.

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit …“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn. Einzige Vorgabe der Zusammenkunft: Das Treffen endet, sobald die Kaffeetasse geleert ist. Diesmal haben wir uns mit Christoph Kinkel, Gemeindereferent im Pastoralverbund Wendener Land, getroffen, der mit einem Zirkuszelt in seiner Gemeinde einen ganz besonderen Begegnungsort geschaffen hat.

Es begann in Schillig

Es war im Sommerurlaub in Schillig an der ostfriesischen Küste. Da sah Christoph Kinkel ein Zirkuszelt. Nicht auf der grünen Wiese, nicht das eines Wanderzirkus. Sondern direkt am Strand, fest installiert und mittendrin und mit vielen Aktionen für junge und alte Menschen. „So eins brauchen wir in unserer Gemeinde“, sagte Kinkel zu seiner Frau. „Du spinnst“, antwortete sie. „Ja, ich weiß“, lächelte er.

Wieder Zuhause setzt sich der Gemeindereferent hin, arbeitet an einem Konzept, holt das örtliche Kinder- und Jugendzentrum mit ins Boot, macht sich auf die Suche nach Fördermitteln bei der Kommune und auch beim Erzbistum. „Uns hat niemand für verrückt gehalten. Es gibt eine hohe Bereitschaft für Innovation und neue Wege. Und biblisch haben wir alle Vorlagen“, erzählt Kinkel vom ‚Zelt‘ in der Bibel.

Symbol für einen mitgehenden Gott

Vom Johannesprolog, der am 1. Weihnachtstag als Evangelium gelesen wird und in dem das Wort ‚wohnen‘ in der griechischen Originalübersetzung ‚zelten‘ heißt. Und von dem Offenbarungszelt der Israeliten, in dem diese die Bundeslade mit sich trugen. Zugänglich für alle und als Symbol für einen Gott unter den Menschen. „Das Zelt ist Sinnbild für einen mitgehenden Gott. Für eine Kirche, die nicht eingemauert ist in feste Strukturen, sondern den Menschen zugewandt“, sieht Kinkel in dem Zirkuszelt eine wunderbare Möglichkeit, Menschen im Glauben zu erreichen, sie zu berühren.

In vergangenen Oktober wurde das Zirkuszelt erstmals mitten im Ort aufgebaut. Dort soll es nun in jedem Sommer stehen und ein ganz besonderer Begegnungsort in Sachen Kultur und Kirche sein. Mit Zirkusprojekten, Begegnungsfesten, Konzerten, Bibelwochen, zielgruppenorientierten Gottesdienstformaten von der Krabbelgruppenfeier bis zum Lobpreisgottesdienst für Erwachsene und vielem mehr.

Blick auf den Korintherbrief

Rund 350 Menschen finden Platz in dem Zelt. „Das diakonische und missionarische an dem Projekt ist, dass die Fußwaschung hier buchstäblich ist, weil die Menschen erhöht sitzen. Wir müssen den Menschen dienen, ihnen die Füße waschen, ihnen Freude machen“, so Kinkel und lenkt den Blick auf den zweiten Korintherbrief des Paulus: „Nicht, dass wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude.“

Eine Liebesgeschichte

Eine Unterhaltung mit Kinkel ist immer auch ein Ausflug in die Welt der Bibel. „Der Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen. Dem Qualitätsmanagementhandbuch der Kirche“, wie Kinkel sie nennt. Sein originärer Berufswunsch war keineswegs der des Gemeindereferenten, gleichwohl, wie Kinkel sagt, der richtige Weg. „Ich wasche gerne Füße, bin gerne Dienstleister.“ Ursprünglich wollte er Arzt werden, bekam aber keinen Studienplatz. Er machte eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Merkte dabei, dass ihm mehr als die pflegerische Versorgung das Gespräch mit den Kranken, das Zuhören, die Seelsorge am Herzen liegt. Er beschloss, Priester zu werden. Stand quasi schon mit einem Bein im Priesterseminar, da traf er seine Frau. „In den Gesprächen, in denen es darum ging, ob ich nicht doch Priester werden wolle, sagt mir jemand, dass ich als Gemeindereferent immer das fünfte Rad am Wagen sei. Ich habe geantwortet: wenn ein Reifen am Auto platzt, ist man froh über das fünfte Rad. Heute würde ich sagen: das fünfte Rad ist das Lenkrad.“

Die frohe Botschaft verkünden

Zurück zum Zirkuszelt und zur Freude. „Wenn wir Menschen gewinnen wollen, müssen wir unkonventionelle Wege gehen. Und uns dabei fragen, welche Fähigkeiten und Talente wir als Dienstleister einsetzen können für ein gemeinsames, schöneres, besseres Leben“, sagt Kinkel, der eines seiner Talente in seiner Lehrzeit zum Krankenpfleger entdeckte: das zum Clown sein. Mit roter Nase ist er als Klinikclown unterwegs oder als Kirchenclown, um die frohe Botschaft zu verkünden und wird dabei auch mal kirchenpolitisch. „Wenn ich Clown bin, schlüpfe ich in mein bestes Ich“, zitiert Kinkel den legendären Dimitri. Und so schließt sich mit dem Zirkuszelt in der Gemeinde Wenden auch für ihn persönlich ein Kreis. „Auf meinem Grabstein soll stehen: wenn du meine Menschen zum Lachen gebracht hast, hast du mich zum Lachen gebracht.“

Ein Beitrag von:
freie Journalistin

Birgit Engel

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