Auf dem Weg zu einer interkulturellen Communio – unter diesem Titel hat die Deutsche Bischofskonferenz heute (6. November 2024) neue Leitlinien für die Seelsorge in anderen Sprachen und Riten veröffentlicht. Sie sind das Ergebnis eines dreijährigen Reflexions- und Entscheidungsprozesses, den die Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz unter der Leitung von Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg) angestoßen hatte. „Der insgesamt stetig wachsende Anteil von Gläubigen mit Migrationshintergrund in unseren Diözesen und Pfarreien erfordert ein neues Nachdenken über dieses pastorale Handlungsfeld“, schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, im Vorwort.
Mit dem Leitbild der interkulturellen Communio sei die Aufforderung zu einem Perspektivwechsel verbunden. „Die oft sehr aktiven und vitalen Gemeinden anderer Sprachen und Riten dürfen nicht wie eigene Sonderwelten verstanden werden, als ob sie mit dem Leben der Ortskirche nichts zu tun hätten. Dies gilt sowohl für das Selbstverständnis dieser Gemeinden als auch für deren Wahrnehmung vonseiten der Bistümer und Territorialgemeinden. Ebenso wenig darf von Gläubigen anderer Sprachen und Riten erwartet werden, dass sie sich als Dazugekommene einfach in bereits bestehende ortskirchliche Strukturen einfügen“, so Bischof Bätzing. Alle Gläubigen seien vielmehr „im Sinne einer partizipativen und synodalen Kirche eingeladen, sich mit ihrem jeweiligen Hintergrund, mit dem, was ihnen wichtig und wertvoll ist, mit ihrer Spiritualität und ihrer kirchlich-kulturellen Prägung einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und so gemeinsam der Kirche vor Ort ein Gesicht zu geben“.
Für die Weiterentwicklung der Seelsorge in anderen Sprachen und Riten markiert das Dokument fünf Perspektiven. Es wird angestrebt, das Bewusstsein für die Universalität der Kirche zu stärken, Eigenräume wie auch interkulturelle Begegnungsräume zu ermöglichen und interkulturelle Kompetenzen zu fördern. Dabei geht es immer um die gleichberechtigte Teilhabe von Gläubigen jedweder Herkunft und nicht zuletzt um eine umsichtige Personalentwicklung. Diese allgemeinen Perspektiven werden jeweils in einer Reihe von Handlungsempfehlungen konkretisiert.
Hintergrund
Zur katholischen Kirche in Deutschland gehören rund 3,4 Millionen Gläubige mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Katholikinnen und Katholiken ist in der Zeit von 2015 bis 2024 von 13,4 auf 16,7 Prozent gestiegen. In einigen Bistümern und Regionen hat fast die Hälfte der Gläubigen einen Migrationshintergrund. Es gibt regelmäßige Gottesdienste und seelsorgliche Angebote in rund 30 Sprachgruppen. Hinzu kommen Gemeinden von zwölf verschiedenen katholischen Ostkirchen, die in ihrem je eigenen Ritus Liturgie feiern und eine eigene Rechtsordnung haben, aber mit der lateinischen katholischen Kirche in voller Einheit stehen. Insgesamt gibt es in den deutschen Bistümern rund 500 Gemeinden anderer Sprachen und Riten. Die größten Gruppen sind die polnisch-, italienisch-, kroatisch-, spanisch- und portugiesisch-sprachigen Gläubigen. Die größten in Deutschland vertretenen katholischen Ostkirchen sind die Ukrainische griechisch-katholische Kirche und die chaldäisch-katholische Kirche.
Hinweis:
Die Broschüre Auf dem Weg zu einer interkulturellen Communio. Leitlinien für die Seelsorge in anderen Sprachen und Riten (Die deutschen Bischöfe Nr. 115) kann unter www.dbk.de in der Rubrik Publikationen bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden.