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© ALEX_UGALEK / Shutterstock.com

„Gott hat es gut mit uns gemeint“

Helga und Ferdinand Henze haben geliebte Menschen verloren - und sich gefunden

Helga und Ferdinand Henze sind 89 und 86 Jahre alt. Sie leben in Werl-Westönnen, sind katholisch, BVB-Fans, begeistern sich für Schützenfest und die Alpen. Und für sie noch wichtiger: Sie sind „Mami und Papi“ für fünf Kinder. „Oma und Opa“ für zwölf Enkelkinder. Und „Uroma und Uropa“ für elf Urenkel. Das Leben von Ferdinand und Helga Henze ist geprägt von Familie. Aber auch von Verlust, Neuanfang und Hoffnung.

Die Geschichte der beiden läuft zunächst jahrzehntelang nebeneinander her. In ihrer Kindheit erleben sie jeweils den Zweiten Weltkrieg. Sie erinnern sich an Tiefflieger, Bombenalarm und verkohlte Leichen. „Wenn heute die Sirenen gehen, fährt mir manchmal noch der Schreck in die Knochen“, sagt Helga Henze.

Im Jahr 1954, als Deutschland wieder aufgebaut wird, heiratet Helga Korff, wie sie mit Mädchennamen hieß, ihren ersten Mann: Paul Demski. Sie bekommen fünf Kinder, zwei Jungen und drei Mädchen. Sie ziehen an den Kirchplatz in Dinker, in der Gemeinde Welver.

Schon 17 Jahre sind Helga und Paul Demski verheiratet, als es ihm plötzlich gesundheitlich immer schlechter geht. Diagnose: Lungenkrebs. Nach wenigen Monaten Krankheit stirbt er im Jahr 1972. Damals ist ihr ältester Sohn 16 Jahre, die jüngste Tochter sechs Jahre alt.

Helga Demski ist nun Witwe. Mit 38 Jahren. „Ich war am Boden zerstört“, sagt sie. „Doch im Grunde kam ich gar nicht groß zum Nachdenken. Wir hatten das große Haus und den großen Garten. Ich musste für die fünf Kinder kochen, Wäsche waschen, bügeln, für die Schule lernen …“ Alles sollte weiterlaufen.

Hoffnung auf den Partner fürs Leben

Als Helga Henze ihren ersten Mann verliert, kennt sie ihren späteren Mann nur flüchtig. Ferdinand Henze arbeitet als Lkw-Fahrer. Er wohnt zusammen mit seinem Vater und dem älteren Bruder auf einem Hof, den die beiden bewirtschaften.

Seine Mutter hat Ferdinand Henze früh verloren. Sie verstarb 1952 an einer Embolie. Mehr als unerwartet. Damals war Henze 14 Jahre alt und hatte gerade die Schule beendet. „Für mich war das schon hart, weil ich ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter hatte“, sagt er. „Sie war ein sehr herzlicher Mensch.“

Der Junggeselle und die Witwe

Es ist gut ein halbes Jahr her, dass Paul Demski gestorben ist, als die Geschichte von Helga und Ferdinand Henze ihren Anfang nimmt. Beim Fest eines Dorfvereins ergibt es sich, dass Helga und Ferdinand nebeneinander sitzen. Damals ist Ferdinand Henze Junggeselle. Er sucht noch nach seiner Frau fürs Leben. Wie groß wohl seine Hoffnung darauf ist?

Der 35-jährige Junggeselle und die 38-jährige Witwe mit fünf Kindern unterhalten sich auf der Feier zum ersten Mal intensiver miteinander. Sie lachen viel und gehen zusammen auf die Tanzfläche. Am Ende des Abends bringt er sie nach Hause. Sie lädt ihn noch auf eine Flasche Bier ein. Als er ausgetrunken hat, geht Ferdinand Henze. Und sagt: „Ich melde mich als Anwärter an. Aber als Erster.“

Wenn sie die Geschichte erzählen, kommen Ferdinand und Helga Henze immer wieder ins Lachen. Ein Lachen, das von dem Glück erzählt, dass sie zusammengefunden haben. Trotz der Tatsache, dass sich Menschen im Dorf daran gestört haben, dass eine Witwe ein halbes Jahr nach dem Tod ihres Mannes einen neuen Partner hat. Trotz der Herausforderung, dass Ferdinand Henze nicht nur das Herz einer Frau, sondern auch von ihren fünf Kindern gewinnen musste.

Die beiden sagen: „Es hat einfach gepasst.“ Und: „Der Herrgott hat es gut mit uns gemeint.“ Ihre Hoffnung auf ein gutes Leben mit Familie und Kindern hat sich erfüllt. Wenn auch mit Trauer und Leid auf dem Weg. Und anders, als sie es dachten.

Ziel: Goldhochzeit feiern

Doch nachdem sich diese große Hoffnung erfüllt hat, warten weitere Nöte und Ängste. Schon bei mehreren gesundheitlichen Leiden mussten die beiden auf Besserung hoffen. Besonders bedrohlich für ihr Leben waren jeweils Eingriffe am Gehirn. Bei Helga Henze wurden im Jahr 2020 36 Milliliter Wasser aus einer Zyste im Gehirn gezogen. Ferdinand Henze erlitt 2021 eine Einblutung im Gehirn, als er im Krankenhaus für eine OP an der Herzklappe vorbereitet wurde. Dafür wurde er in eine Spezialklinik nach Minden überwiesen. Mitten in der Coronazeit. Damit sich die beiden trotz der Entfernung sehen konnten, fahren die Kinder und Enkelkinder Helga Henze zum Krankenhaus. Für eine Stunde Besuch sind sie oft mehr als vier Stunden im Auto unterwegs. Eine Situation, die das Bild von Hoffnung ergänzt: Hoffnung entsteht, wenn Menschen füreinander da sind.

Und Hoffnung möchten die beiden auch weiterhin haben. Helga Henze hat gerade „fürchterliche Rückenschmerzen“. Eine OP könnte mit 89 Jahren zu gefährlich sein. Also hoffen sie auf gute Genesung und Gesundheit, um in diesem Jahr ihre Goldhochzeit zu feiern. Sie sagen: „Man kann das ja nicht von Gott verlangen, aber wir würden das schon gern erleben.“

Magazin "Hoffnung"

Dieser Beitrag ist aus dem Magazin „Hoffnung“, das zu Ostern 2023 erschienen ist. Darin enthalten sind Interviews und Impulse, die Hoffnung machen und Zuversicht schenken. Sie haben interesse? Dann schauen Sie mal rein! Hier finden Sie das Magazin zum Download

Ein Beitrag von:
Redakteur

Tobias Schulte

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