Sie arbeiten eher im Hintergrund, sind bescheiden und drängen sich nicht auf: die Schwestern der Christlichen Liebe. Und doch ist ihr Dienst an ganz verschiedenen Stellen für die Menschen in ihrem Umfeld von unschätzbarem Wert. Seit über 80 Jahren bereicherten ihr Einsatz, ihre Zuwendung und Sorge auch das Leben im Paderborner Bischofshaus. Nun stellen die Ordensfrauen mit der Emeritierung von Erzbischof Hans-Josef Becker ihren Dienst für den Erzbischof von Paderborn ein.
Es ist das Ende einer Ära: 1860 bat der damalige Bischof von Paderborn, Konrad Martin, die Ordensgründerin Pauline von Mallinckrodt, Schwestern ihrer Kongregation zur Unterstützung in die Priesterausbildung zu entsenden. Kurz darauf nahmen Schwestern der Christlichen Liebe den Dienst im Paderborner Theologenkonvikt auf – zunächst noch in der Heiersburg, dann im Collegium Leoninum. Damit war die enge Beziehung zwischen den „Mallinckrodt-Schwestern“ und dem Bischöflichen Stuhl zu Paderborn besiegelt. Der aufkommende Kulturkampf zwischen den Preußen und den deutschen Katholiken festigte diese Verbundenheit noch.
1941 begann dann auf Bitten des damals neuen Erzbischofs Lorenz Jaeger als Nachfolger von Erzbischof Caspar Klein der Dienst der Ordensfrauen auch im Bischofshaus, zunächst als eigener, dem Mutterhaus unterstellter Konvent. Von nun an bildeten Schwestern der Christlichen Liebe und der Paderborner Erzbischof auch am Kamp 38 im früher so genannten „Erzbischöflichen Palais“, dem ehemaligen Stadthaus des Klosters Dalheim, eine weitere starke Verbindung in Form einer besonderen Hausgemeinschaft.
Schwestern hinterlassen eine Lücke
Wie viele Schwestern es insgesamt waren, die ihren Dienst im Bischofshaus geleistet haben, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wie die Regionaloberin Schwester Angelika Blochwitz rückblickend erklärt. Fest steht: Es waren zahlreiche Ordensfrauen. „Im Bischofshaus waren es immer zwei Schwestern, zwischenzeitlich auch mal drei. Ab 1955 war es kein selbstständiger Konvent mehr, die Schwestern gehörten mal zum Leokonvikt bzw. Priesterseminar, mal zum Mutterhaus.“
Der emeritierte Erzbischof Hans-Josef Becker ist den Schwestern für die verschiedenen Dienste dankbar, besonders auch für die, die er persönlich erfahren durfte – als Priesteramtskandidat im Leokonvikt und im Priesterseminar und dann nahezu 20 Jahre lang im Bischofshaus. „Wenn die Schwestern ihren Dienst nicht mehr tun, dann hinterlässt das in jedem Fall eine wirkliche Lücke.“ „Sie werden nicht nur mir fehlen“, ist sich Erzbischof em. Becker sicher, „auch wenn natürlich noch ungewiss ist, wie der neue Erzbischof einmal das Bischofshaus nutzen und organisieren wird. Es wird sich eine neue Form von Gemeinschaft bilden müssen.“
Den modernen Begriff der „WG“ hält Erzbischof em. Becker für „gar nicht so verkehrt“ – für das, was er und die Schwestern der Christlichen Liebe in den beiden Jahrzehnten im Bischofshaus gelebt haben. „Es war eine Wohngemeinschaft im echten Sinn“, sagt Erzbischof em. Becker nicht nur in Hinblick auf die Gemeinschaft mit den letzten beiden Ordensfrauen, Schwester Maria Lioba Florath und Schwester Gertrude Schroth. Für den emeritierten Paderborner Erzbischof war es zudem immer ein Vertrauensverhältnis: „Man konnte sich gegenseitig hundertprozentig aufeinander verlassen.“ Neben den Schwestern gehörten und gehören zur Hausgemeinschaft auch weitere Mitarbeitende, die in ihrer Tätigkeit in besonderer Weise dem Erzbischof zugeordnet sind, nämlich seine Sekretärin, sein Persönlicher Referent, sein Fahrer und die hauswirtschaftlichen Kräfte. „Es war ein völlig unkompliziertes Miteinander. Das hat auch viel mit Diskretion, Respekt und Wertschätzung zu tun“.