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Erzbistum Paderborn
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Gefaltete Hände auf einer aufgeschlagenen Bibel© BRAIN2HANDS / Shutterstock.com

Hauptsache, (k)ein Gremium!

Doppelinterview zum kirchlichen Ehrenamt mit und ohne Posten

Die Mischung ist vielversprechend. Er: 28 Jahre alt, hat 12 Jahre Pfarrgemeinderat in Heilig Kreuz Soest auf dem Buckel. Sie: 24 Jahre alt, hält sich in Delbrück-Ostenland beim Thema Gremienarbeit dezent zurück.

Bastian Weber stammt aus Soest, ist dort kirchlich in der Gemeinde Heilig Kreuz aktiv und arbeitet als Rechtsreferendar beim Landgericht Münster und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni. Lena Hansjürgens wohnt in ihrer Heimat Delbrück Ostenland und arbeitet als Erzieherin im Kindergarten.

Beide verbindet, dass sie sich aus dem Glauben heraus engagieren und mit dem Ehrenamt auf Jesus Christus zeigen möchten. Doch wie sie das tun, unterscheidet sich grundlegend.

Redaktion

Frau Hansjürgens, Herr Weber, worauf freuen Sie sich gerade?

Lena Hansjürgens

Ich freue mich auf die Gartenarbeit. Wenn ich Zeit habe, bin ich den ganzen Tag im Garten. Vorgestern habe ich einen Zaun für einen Bauerngarten aufgestellt. Dafür muss ich jetzt die Graskanten abstechen, damit es schön aussieht.

Bastian Weber

Ich habe es mir schon fast abgewöhnt, mich auf Sachen zu freuen. Ich hatte so oft Urlaub gebucht – und doch hat es nicht geklappt. Heute Abend ist Kneipenquiz online angesagt, das findet in Münster einmal in der Woche statt.

Redaktion

Wie leben Sie Ihren Glauben momentan?

Lena Hansjürgens

Für mich gehört die Messe auf jeden Fall dazu, ich gehe auch trotz der Corona-Maßnahmen in die Kirche. Außerdem können wir unseren Gebetskreis „Friends Ostenland“ noch in Präsenz feiern. Wir treffen uns alle zwei Wochen in der Kirche in Ostenland, machen Lobpreis, hören eine Katechese und nehmen uns Zeit für Anbetung und Chill-out. Dazu laufen bei mir derzeit mehrere Online-Gruppen, zum Beispiel ein Alpha-Kurs und eine „Let’s talk“-Gruppe vom Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof.

Bastian Weber

Ich gehe viel seltener als früher in die Messe, weil mich ein Gottesdienst ohne Gesang nicht unbedingt abholt. Ich bin vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv. Da versuchen wir wöchentlich Aktionen zu planen. Und auch im Pfarrgemeinderat fragen wir uns, wie wir die Menschen erreichen.

Redaktion

Im November werden der Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand gewählt. Treten Sie an?

Bastian Weber

Ich sitze schon 12 Jahre im Pfarrgemeinderat von Heilig Kreuz Soest – da ist mal Zeit für etwas Neues. Ich gucke derzeit, wer meine Nachfolge übernehmen könnte. Das ist aber gar nicht so leicht, wenn man die Leute nur online trifft und nicht niederschwellig fragen kann, ob jemand Lust hat.

Lena Hansjürgens

Ich trete nicht an und war auch noch in keinem Gremium. Ich halte mich da dezent zurück.

Ich habe vor ein, zwei Jahren eine Jüngerschaftsschule besucht. Da habe ich den Glauben intensiv kennengelernt, mich viel mit Jesus und dem Glauben an ihn beschäftigt. Ich finde es spannend, das Thema Jüngerschaft auch hier auszubauen.

 

Lena Hansjürgens

Redaktion

Herr Weber, wenn Frau Hansjürgens in Ihrer Gemeinde aktiv wäre – würden Sie versuchen, sie für den Pfarrgemeinderat zu motivieren?

Bastian Weber

Es ist immer die Frage, wo man etwas verändern möchte. Vor Ort? Oder hat man schon überregional etwas gefunden? Meine Motivation war immer, dass Kirche vor allem vor Ort stattfindet. Der Pfarrgemeinderat hat da schon die Macht, Dinge zu initiieren, die man sieht. Wir in Heilig Kreuz haben zum Beispiel zu Weihnachten eine Outdoor-Krippe aus dem Boden gestampft.

Redaktion

Frau Hansjürgens, hat Sie der Werbeblock abgeholt?

Lena Hansjürgens

Eher nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich kirchlich schon mit der Messdienerarbeit, bei Alpha oder dem Gebetskreis gut aktiv bin und nicht noch mehr übernehmen möchte.

Redaktion

Herr Weber, sie engagieren sich seit 12 Jahren im Pfarrgemeinderat. Was waren Projekte oder Aufgaben, von denen Sie im Nachhinein sagen: „Cool, dass ich das mit auf den Weg gebracht habe“?

Bastian Weber

Das ist schwierig zu sagen. Ganz wichtig bei Gremienarbeit ist, dass man den Laden am Laufen hält. Das ist eine wahnsinnige Kraftanstrengung. Wir haben in Heilig Kreuz den Übergang von einem Pfarrer, der ständig vor Ort war, hin zu einem Pastoralen Raum geschafft. Wir sind quasi zur selbstversorgenden Gemeinde geworden, das hat Ewigkeiten gedauert und das kann man auch nicht messen.

Redaktion

Eine selbstversorgende Gemeinde? Wie meinen Sie das?

Bastian Weber

Als wir noch einen Pfarrer vor Ort hatten, hat der sich im Zweifel um alles gekümmert. Das ist jetzt vorbei. Wir mussten schauen, wer zum Beispiel Ansprechpartner für das Pfarrheim ist, das viel von Gruppen wie der kfd oder Kolping genutzt wird. Ein anderes Thema ist die Planung der Gottesdienste: Wie kann die Zahl der Gottesdienste aufrechterhalten werden? Wie gelingt es, dass wir einen spezifischen Heilig-Kreuz-Gottesdienst feiern? Wer hat im Blick, dass neue Lektorinnen und Lektoren oder Kommunionhelferinnen und Kommunionhelfer gewonnen werden? Unsere Aufgabe war es, eine Struktur zu schaffen, bei der die Gremien diese Fragen im Blick haben und entscheiden können.

Alles, was die Kirche tut, muss damit begründet werden können, dass Jesus Christus das gewollt hätte. Es geht also um den einen Satz: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das ist gleichzeitig schwierig und furchtbar leicht.

 

Bastian Weber

Redaktion

Zum Teil klingen die Aufgaben nach dem Versuch, Bestehendes zu bewahren. Stichwort: Messzeiten. Ist das so?

Bastian Weber

Ja und Nein. Die Anzahl der Gottesdienste darf man meiner Meinung nach nicht runterkürzen. Die Menschen möchten doch Gottesdienste vor Ort feiern, um Gemeinschaft zu erleben. Die Frage ist, ob die Gottesdienste immer Messen sein müssen.

Redaktion

Wie bewerten Sie das, Frau Hansjürgens?

Lena Hansjürgens

Wir arbeiten hier im Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof schon mit mehreren Orten zusammen. Das klappt sehr gut, würde ich sagen. Auch bei uns waren die Fragen, die Herr Weber angesprochen hat, vor ein paar Jahren Thema: Wie geht es weiter? Wie wird es sein, wenn wir keinen Priester mehr vor Ort haben? Ich finde, dass sich das gut entwickelt hat. Aber natürlich geht der Prozess da immer weiter und ich bekomme da auch einiges mit, obwohl ich nicht in einem Gremium bin.

Redaktion

Wie möchten Sie die Zukunft der Kirche vor Ort gestalten?

Lena Hansjürgens

Ich finde es total spannend, Jugendarbeit weiter auszubauen. Sagt Ihnen der Begriff Jüngerschaft etwas?

Bastian Weber

Inwiefern?

Lena Hansjürgens

Ich habe vor ein, zwei Jahren eine Jüngerschaftsschule besucht. Da habe ich den Glauben intensiv kennengelernt, mich viel mit Jesus und dem Glauben an ihn beschäftigt. Ich finde es spannend, das Thema Jüngerschaft auch hier auszubauen.

Bastian Weber

Für mich muss in der kirchlichen Arbeit immer der Mensch im Mittelpunkt stehen. Wir müssen sicherstellen, dass sich in Zukunft Menschen begegnen können: im Gottesdienst, in Gruppen der Jugendarbeit oder indem Menschen im Krankenhaus besucht oder Menschen bei der Geburt oder am Ende des Lebens begleitet werden. Dass Kirche von den Menschen für die Menschen ist.

Redaktion

Welche Ziele setzen Sie sich für Ihr Ehrenamt?

Bastian Weber

Alles, was die Kirche tut, muss damit begründet werden können, dass Jesus Christus das gewollt hätte. Es geht also um den einen Satz: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das ist gleichzeitig schwierig und furchtbar leicht.

Lena Hansjürgens

Bei Alpha ist es mein Ziel, noch mehr jüngere Menschen für die Glaubenskurse zu begeistern. Und bei „Friends“, unserem Gebetskreis, ist das Ziel, dass wir eigenen Lobpreis machen. Texte und Songs haben wir schon, aber uns fehlen noch Menschen, die Instrumente spielen. Da bahnt sich jedoch gerade etwas an. Das ist total spannend zu sehen, wie die Wege von oben gefügt werden.

Redaktion

Frau Hansjürgens, Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch.

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