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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Herbst-Libori: Ohne Liebe bleibt die Welt „dunkel und traurig“

Diözesanadministrator feiert Festhochamt im Hohen Dom mit Erhebung der Liborius-Reliquien / Paderborner Domkapitel begeht 200. Jubiläum seiner Wiederbegründung

Gemeinsam mit vielen Gläubigen hat Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck am Sonntag, 29. Oktober 2023, im Paderborner Dom das Festhochamt zu Herbst-Libori gefeiert. An dem Gottesdienst nahmen neben Vertretungen aus Kirche, Politik und Gesellschaft auch eine Abordnung aus dem französischen Partnerbistum Le Mans teil. Gleichzeitig beging das Metropolitankapitel das 200. Jubiläum der Wiederbegründung des Paderborner Domkapitels im Jahre 1823. Aus diesem Anlass feierten den Gottesdienst auch einige Dompröpste der Kathedralkirchen im Geltungsbereich des Preußenkonkordates mit.

„Gott hat uns diese Welt und unsere Mitmenschen anvertraut, damit wir sie lieben und ihnen mit Respekt und Zuneigung begegnen“, sagte Diözesanadministrator Dr. Bredeck bei der Predigt im Hohen Dom. Dabei gehe es darum, Leben zu ermöglichen, zu schonen und zu fördern. In diesen Tagen jedoch „nehmen wir mit Trauer und Entsetzen wahr, was in Israel, Palästina und im Nahen Osten insgesamt“ geschehe. Dort wie in der Ukraine und an weiteren Orten der Welt ereigne sich derzeit „Unsägliches an Demütigungen und Erniedrigungen unschuldiger Menschen“.

Gottes- und Nächstenliebe schafft Frieden

Dagegen erinnerte der derzeitige Leiter des Erzbistums Paderborn an die bleibende Hoffnung und Zuversicht der Menschen, dass „Gott die Verzweifelten hört“. Für Christinnen und Christen bestehe dazu der entscheidende Anspruch der Gottes- und Nächstenliebe. „Nur dadurch lassen sich Hass, Misstrauen und Machtmissbrauch in der Welt verwandeln.“ Ohne diese Liebe zu Gott und den Menschen bliebe die Welt „dunkel und traurig“, erklärte Diözesanadministrator Dr. Bredeck überzeugt. „Das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe gilt zu allen Zeiten und unter allen Umständen. Wirklicher Friede erwächst nur beidem und aus Respekt vor der Andersheit des Mitmenschen.“

Friede und Zusammenhalt benötigten unaufhörlich „Anstrengung, Einsatz, Vorbild und Leidenschaft“. Den Gefahren von Gleichgültigkeit, Zynismus, Rachsucht oder besonders der „alltäglichen Unempfindlichkeit gegenüber dem Leid der anderen“ sei zu widerstehen. Wer Macht und Möglichkeit habe, solle sie im Großen wie im Kleinen nutzen, um anderen zu dienen, nicht um sie zu beherrschen oder klein zu machen. „Die wahre Macht ist der Dienst. Es gibt immer einen Ausweg aus der Spirale der Gewalt, des Hasses und des Krieges. Das Schreckliche in der Welt muss nicht bleiben“, betonte Diözesanadministrator Dr. Bredeck.

Reliquienerhebung und Ehrengäste

Wie zum großen Libori-Fest im Sommer wurden auch im Festhochamt zu Herbst-Libori traditionell die Reliquien des heiligen Liborius erhoben. Dabei trugen die Libori-Schreinträger mit ihren schmuckvollen Gewändern den vergoldeten Silberschrein mit der eingesetzten Ebenholztruhe, in der sich die Überreste des heiligen Liborius befinden, aus der Krypta in den Hochchor des Paderborner Domes. Dazu erklang der bekannte und beliebte Libori-Tusch.

Eigens zum Festhochamt zu Herbst-Libori aus dem französischen Le Mans angereist war eine Delegation des französischen Teils der St.-Liborius-Fraternität. Anwesend waren Père Timothée Lambert, Anne und Domingue Pierre, Laurence und Yves Mourlin, Martine Breton, Catherine Martineau und Alain Prévost.

Neben dem emeritierten Erzbischof Hans-Josef Becker, Dompropst Monsignore Joachim Göbel und dem Metropolitankapitel nahm auch Paderborns Bürgermeister Michael Dreier am Gottesdienst teil. Zu den Mitfeiernden gehörte zudem der Leiter des Katholischen Büros NRW, Domkapitular Dr. Antonius Hamers, der am Vorabend im Historischen Rathaus von Paderborn auf Einladung der Liborius-Gesellschaft die Festrede „Zum Heil der Seelen – 200 Jahre Wiedergründung des Domkapitels am Hohen Dom zu Paderborn“ gehalten hatte.

Zum Kreis der Vertreter für die Domkapitel anderer Kathedralkirchen unter anderem in Nordrhein-Westfalen und der Kirchenprovinz Paderborn gehörten namentlich Weihbischof Heinz-Günter Bongartz (Hildesheim), Dompropst Monsignore Guido Assmann (Köln), Dompropst Rolf-Peter Cremer (Aachen), Domkapitular Christoph Hübenthal in Vertretung für Weihbischof Dr. Reinhard Hauke (Erfurt), Dompropst Hans-Bernd Koeppen (Münster) und Dompropst Reinhold Pfafferodt (Magdeburg).

Gebet um Frieden und Versöhnung

Angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen und der Gewalt in der Welt beteten die versammelten Gläubigen in den Fürbitten insbesondere für Frieden und Versöhnung. Dabei schlossen sie vor allem alle Menschen ein, die unter Gewalt und Krieg leiden und denen nach dem Leben getrachtet wird. Auch die Opfer von Hass und Terror im Nahen Osten, in der Ukraine, in Afrika und weltweit waren im Blick. Gebetet wurde auch um Schutz der Kinder und Jugendlichen, der alten Menschen und der Frauen sowie für diejenigen, die als Geiseln gefangen gehalten werden und in Todesangst leben.

Für die Jüdinnen und Juden in Israel, in Paderborn, in Deutschland und auf der ganzen Welt betete die Gottesdienstgemeinde, dass sie in Frieden, Sicherheit und Wohlstand leben können. Gerade in schwierigen Zeiten möge Gott ihnen beistehen und sie aus aller Not befreien. Für sich selbst beteten die Christinnen und Christen, dass Gott ihnen helfen möge, das Mögliche dazu beizutragen, dass es unter den Menschen Versöhnung und Frieden gibt.

Musikalisch wurde das Festhochamt von der Paderborner Dommusik gestaltet. Der Domchor sang die Messe in D von Robert Jones für gemischten Chor und Orgel. Die Orgel spielte Domorganist Tobias Aehlig. Die musikalische Leitung übernahm Domkapellmeister Thomas Berning.

Festakt in der Kaiserpfalz und Veröffentlichung der Festschrift

Im Anschluss an das Festhochamt im Hohen Dom fand auf Einladung des Metropolitankapitels der Festakt zur Jubiläumsfeier der Wiederbegründung des Paderborner Domkapitels in der Kaiserpfalz statt. Im Mittelpunkt stand dabei die Veröffentlichung der vom Metropolitankapitel neu herausgegebenen Festschrift „200 Jahre Domkapitel zu Paderborn. 1823–2023“. Der neue Band dokumentiert wichtige Ereignisse und Erinnerungen rund um die bewegte Geschichte des Paderborner Domkapitels in den vergangenen 200 Jahren. Vor den versammelten Gästen bedankte sich Dompropst Göbel in seiner Begrüßungsrede gleich zu Beginn bei Offizial Hans Jürgen Rade und allen Beteiligten für die engagierte Mitarbeit.

Aus Le Mans richtete Dompropst Göbel herzliche Grüße der Verbundenheit vom dortigen Dompropst Olivier Le Jariel und dem neuen Bischof von Le Mans, Dr. Jean-Pierre Vuillemin, aus. Sie hatten sich in persönlichen Briefen schriftlich an das Metropolitankapitel und seine Gäste gewandt, aus denen Dompropst Göbel in seiner Rede zitierte. Des Weiteren nutzte der Dompropst die Begrüßung dazu, den vielen Menschen zu danken, die sich in unterschiedlichen Bereichen ehrenamtlich oder hauptberuflich rund um den Paderborner Dom einsetzen.

Besonderes Zusammenspiel von Stadt und Kirche

„Der Paderborner Dom hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen pastoralen Ort und einer Anlaufstelle für viele Menschen in der Stadt und im Umland entwickelt“, sagte Dompropst Göbel. „Dies ist nur möglich durch die große Anzahl von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in unterschiedlichen Bereichen engagieren.“ Auch in Zukunft werde es immer und mit allen Beteiligten darum gehen, „den Dom für die Menschen als das lebendig zu erhalten, was sie erwarten dürfen“.

Für den Rat der Stadt, die Verwaltung und die gesamte Paderborner Bürgerschaft gratulierte Paderborns Bürgermeister Michael Dreier dem Domkapitel zum Jubiläum in einem eigenen Grußwort und überbrachte die besten Wünsche. „Dank des Domkapitels haben die Menschen in Paderborn mit dem Dom als Ort immer eine feste Anlaufstelle.“ Das betreffe besonders den seelsorgerischen Einsatz für die Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen, sagte Bürgermeister Dreier. Er sei dankbar für die langjährige enge Zusammenarbeit zwischen der Kirche und der Stadt Paderborn. „Gerade bei uns in Paderborn ist das Zusammenspiel von Kirche und Stadt ein ganz besonderes. Ich bin mir sicher, dass wir diese Verbundenheit und gute Zusammenarbeit auch in Zukunft fortsetzen werden.“

Musikalisch wurde der Festakt ebenfalls von der Paderborner Dommusik gestaltet. Die Junge Kantorei sang Chorwerke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Wolfram Buchenberg. Die musiklische Leitung lag bei Domkapellmeister Thomas Berning und Domkantor Patrick Cellnik.

Die Rückführung der Reliquien des heiligen Liborius erfolgte am Sonntagnachmittag im Anschluss an die Andacht der Liborius-Bruderschaft im Hohen Dom.

Herbst-Libori

Das Erzbistum Paderborn gedenkt am Herbstliborifest der Rückführung der Reliquien des heiligen Liborius am 31. Oktober 1627. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1622 waren die Überreste des Patrons von Erzbistum, Dom und Stadt Paderborn von Christian von Braunschweig bei der Plünderung des Paderborner Domes geraubt worden. Am 31. Oktober 1627 gelang es, die Reliquien des heiligen Liborius nach Paderborn zurückzuführen.

Metropolitankapitel

Das Domkapitel zu Paderborn ist aus dem 799 von Karl dem Großen und Papst Leo III. gegründeten Domkloster hervorgegangen. Ihr Ende fand die tausendjährige Institution 1810 durch die Säkularisation. Die Neuerrichtung erfolgte nach den Bestimmungen der päpstlichen Bulle De salute animarum vom 16. Juli 1821. Die Wiederbegründung des Domkapitels konnte vor fast genau 200 Jahren am 25. Oktober 1823 gefeiert werden. Das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Preußen erhob 1930 das Domkapitel zum Metropolitankapitel in der Mitteldeutschen Kirchenprovinz.

Zu den Aufgaben des Metropolitankapitels zählt die Feier der Liturgie im Hohen Dom, die Erhaltung der Hohen Domkirche, die Beratung des Erzbischofs sowie die Wahrnehmung der Rechte und Pflichten des Konsultorenkollegiums, das an der Vermögensverwaltung des Erzbistums mitwirkt. Im Falle der Vakanz des Erzbischöflichen Stuhles wählt es den Diözesanadministrator und vor allem den neuen Erzbischof.

Grundlagenwerk „200 Jahre Domkapitel zu Paderborn“

Die neue Festschrift „200 Jahre Domkapitel zu Paderborn. 1823–2023“ ist ein Grundlagenwerk. Es dokumentiert wichtige Ereignisse und Erinnerungen rund um die bewegte Geschichte des Paderborner Domkapitels in den vergangenen 200 Jahren.

Metropolitankapitel Paderborn (Hrsg.), 200 Jahre Domkapitel zu Paderborn. 1823–2023, gebunden, 602 S., Bonifatius Verlag, 1. Auflage 2023, 48 Euro, ISBN: 978-3-98790-026-6. Weitere Informationen.

© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Die amtierenden und emeritierten Paderborner Domkapitulare mit den Vertretern für die Domkapitel anderer Kathedralkirchen beim Festakt in der Kaiserpfalz.
Ein Beitrag von:
© ThF-PB

Benjamin Krysmann

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