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Erzbistum Paderborn
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Sankt Martin mit prächtigem Helm vor Sonnenuntergang© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

„Ich werde für ein paar Stunden zu Sankt Martin“

Interview mit Simon Lea, dem Paderborner St. Martin

Interview mit Simon Lea, dem Paderborner St. Martin

Seit einigen Jahren schlüpft Simon Lea im November immer wieder aufs Neue in die Rolle des Sankt Martin. Normalerweise würde der Vorsitzende der Kolpingspielschar Paderborn auch heute wieder den Sankt-Martins-Umzug durch Paderborns Innenstadt anführen, dem bis zu tausend Kinder und ihre Eltern folgen würden. Wie so vieles geht auch das in diesem Jahr leider nicht. Wie sich das für ihn anfühlt und was es für ihn bedeutet, den Sankt Martin zu spielen, haben wir Simon Lea in unserem Interview gefragt.

Redaktion

Herr Lea, schmerzt es sehr, dass Sie in diesem Jahr nicht als Sankt Martin aufs Pferd steigen können?

Simon Lea

Oja, das tut es, es ist schon sehr hart für mich. Aber dass ein Umzug mit mehreren Hundert Leuten durch die engen Gassen Paderborns in diesem Jahr nichts wird, war schon vor einiger Zeit abzusehen. Wir hatten zwar zuerst überlegt, ob wir eine kleine Runde ohne Gefolge drehen können, aber auch das hat sich bald zerschlagen. Daher wird 2020 für mich das erste Jahr, in dem ich meine Martins-Rüstung nicht anlegen kann.

Redaktion

Ist das Reiten in der Rüstung eigentlich beschwerlich?

Simon Lea

Das Reiten ist nicht ganz leicht. Die Rüstung wiegt stolze 35 Kilogramm und schränkt mich in meinen Bewegungen sehr ein. Aufs Pferd komm ich allein rauf, aber ohne Unterstützung nicht mehr herunter. Daher kann man eigentlich auch nicht recht von Reiten sprechen, es ist vielmehr ein taktisches Sich-auf-dem-Pferd-halten. Aber das Pferd wird allein schon aus Sicherheitsgründen immer geführt. Außerdem bin ich umgeben von zahlreichen Begleitern, die ein Auge auf das Pferd und auf mich haben. So kann nichts geschehen.

Gerne wäre Simon Lea auch in diesem Jahr wieder in die Rolle des Sankt Martins geschlüpft. Das Martins-Spiel ist für ihn ein Herzensanliegen und gleichzeitig zu einem perönlichen Familien-Event geworden. Den Bettler spielt sein 21-jähriger Sohn. Foto: Besim Mazhiqi
Redaktion

Was bedeutet es für Sie, als Sankt Martin durch die Straßen zu reiten?

Simon Lea

Zum einen hat sich für mich damit ein Kindheitstraum erfüllt, zum anderen sehe ich es als meinen persönlichen Beitrag, die christlichen Traditionen fortzuführen . Mit den Schwächeren teilen, an unsere Nächsten denken – das sind für mich Tugenden, die leider allzu oft in Vergessenheit geraten. Als Sankt Martin ist es mir möglich, diese Werte den Kindern nahezubringen – und damit indirekt auch den Eltern.

Redaktion

Als Sankt Martin sind Sie hoch zu Ross und verkörpern einen Heiligen, stehen also über den Dingen. Wie klappt da die Begegnung mit den Kindern?

Simon Lea

Für mich sind die Begegnungen mit den Kindern das allerwichtigste. Wenn der Umzug vorbei ist und alle in den Dom eingezogen sind, nehme ich mir bewusst Zeit für sie. Ich erfülle ihre Fotowünsche, höre ihnen zu und bekomme zahlreiche Geschenke wie selbstgemalte Bilder. Oft bekomme ich 30 oder 40 zugesteckt. Es passiert daher auch nicht selten, dass ich als letzter aus dem Dom komme. Außerdem trage ich die Verantwortung dafür, dass der Zug so langsam vorankommt. Wenn mich Kinder auf dem Weg ansprechen, dann nehme ich mir einen Moment und halte mit dem Pferd an.

Redaktion

Gibt es etwas, das Sie besonders berührt?

Simon Lea

Am emotionalsten für mich ist es aber , wenn wir vor dem großen Umzug der Paderborner Kinderklinik einen Besuch abstatten. Wenn ich schwerstkranken Kindern als Sankt Martin eine Freude bereiten kann, geht mein Herz auf. Ich verlasse die Klinik jedes Mal mit glasigen Augen und bin unsagbar stolz und dankbar, dass ich Sankt Martin sein darf. Für mich ist das kein Schauspiel, ich nehme die Rolle mit Leib und Seele an und werde für ein paar Stunden zu Sankt Martin.

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