Sie persönlich habe sowieso nie das Gefühl gehabt, dass ihr Frau-Sein irgendeine Rolle im bisherigen Werdegang gespielt habe. „Auch für mich selbst war das Geschlecht im Abwägungsprozess um die neue Position nie ein Thema. Mich haben immer vor allem die Aufgabe und die Funktion gereizt“, verdeutlicht sie.
Dabei weiß van Bebber, wie es ist, allein unter Männern zu sein. Als sie vor 15 Jahren die Stelle als Leiterin des Referates Krankenhäuser im Paderborner Diözesan-Caritasverband angetreten habe, „war ich die einzige Frau in diversen Krankenhausgremien und es hat mich dann und wann schon irritiert, nur unter Männern zu sein. Aber mittlerweile und mit der steigenden Berufserfahrung hat sich das Gefühl gelegt und es ist für mich und alle Beteiligten etwas absolut Normales.“
Führungspositionen mit reduzierter Stundenzahl
Ihr Wunsch sei dabei aber keineswegs, dass zukünftig Führungspositionen geschlechtsspezifisch besetzt würden, um nachholende Parität zu fördern. „Ich wünsche mir vielmehr gemischte und flexible Führungsteams“, so Esther van Bebber. Die alleinige und Vollzeit beschäftigte Führungskraft sei für sie kein Modell der Zukunft. „Meiner Meinung nach müsste es mehr Führungsteams geben, die sich die Aufgaben teilen und sie partnerschaftlich angehen.“ Auch sollten Führungspositionen vermehrt mit der Option zur reduzierten Stundenanzahl ausgeschrieben und besetzt werden. „So würden sich viel mehr Chancen und Zugänge für Arbeitnehmende eröffnen, die nicht in Vollzeit arbeiten können oder wollen, aber sich dennoch Führungsverantwortung gut vorstellen können.“
Genau solch ein partnerschaftliches Modell erlebt Esther van Bebber an der Caritasspitze. Gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen Josef Lüttig teilt sie sich die Verantwortungsbereiche. „Wir nehmen uns aber gegenseitig stets mit, sodass wir uns in Abwesenheitssituationen gegenseitig gut vertreten können“, verdeutlicht van Bebber. So sei für die Kolleginnen und Kollegen immer ein Ansprechpartner vor Ort, der die Belange in Abwesenheit des Anderen weiter steuern könne.
Freude am Beruf
Als persönliches Ziel für die kommenden Jahre erhofft sich Esther van Bebber, dass sich ein Punkt nicht ändern wird: „Ich kann wirklich sagen, dass ich in den vergangenen 15 Jahren bei der Caritas keinen einzigen Tag ungern zur Arbeit gekommen bin und wünsche, dass ich mir diese Freude auch trotz der gestiegenen Verantwortung zukünftig beibehalten werde.“