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Erzbistum Paderborn
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© Erzbistum Paderborn

Ich zeige meinen Glauben gerne

„Auf eine Kaffeelänge mit …“ Robin Geisweid, engagiert im ambulanten Caritas-Hospizdienst Camino

Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit …“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn, um die Vielfalt der engagierten Menschen abzubilden. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ehrenamtlich tätigen Menschen zählen zu den 1000 guten Gründen für den Glauben und die katholische Kirche. Indem  wir  von ihnen erzählen, bringen wir das Gute zur Sprache und machen sichtbar, wie lebenswert und vielfältig das katholische Glaubensleben ist. „1000 gute Gründe“ – lernen Sie auf eine Kaffeelänge die hauptberuflich und ehrenamtlich Engagierten im Erzbistum Paderborn näher kennen. Diesmal haben wir uns mit Robin Geisweid getroffen, der schwerkranke Menschen in den Tod begleitet.

Die Halskette mit dem Kreuz fällt direkt ins Auge. Ihr glänzendes Silber hebt sich deutlich ab vom schlichten Schwarz des Pullovers. „Ich zeige meinen Glauben gerne“, sagt Robin Geisweid. Was er damit meint: In seinem Glauben geht er über das Sichtbare hinaus, indem er ihn praktiziert, ihn und die damit verbundenen Werte lebt. „Über meinen Job und über mein Ehrenamt. Die Nächstenliebe ist möglicherweise der meiste Teil, den ich beitrage.“

Eine Herzensangelegenheit

Robin Geisweid ist Heilerziehungspfleger und spezialisiert auf Menschen mit Behinderung, sieht darin seine Berufung. „Ich bin verliebt in meine Arbeit. Das Soziale liegt mir am Herzen. Menschen in ihrem Leben und in ihrem Alltag zu unterstützen, macht mir Freude. Und sie geben mir dabei unglaublich viel“, erzählt der 28-Jährige, der heute eine Wohngruppe in der Villa Müller in Olpe, eine Wohnstätte der Lebenshilfe, leitet.

Über seinen Beruf hat Geisweid auch sein Ehrenamt gefunden und engagiert sich seit ein paar Jahren bei Camino, dem ambulanten Caritas-Hospizdient im Kreis Olpe. „Eine Kollegin von mir hat mich damit in Berührung gebracht. Ich fand das spannend, habe einen Kurs besucht, mir das angeschaut. Das kann ich nur empfehlen. Man bekommt einen anderen Blick aufs Leben, hat Zeit und Raum zum Austausch.“

Nicht zu jung, nur zu wenig junge Menschen

Die Anfänge von Camino gehen zurück bis in die Mitte der 1990er Jahre. Zunächst nannte man sich „Häuslicher Hospizdienst“. Gerade das Wort Hospiz führte indes immer wieder zu Verwechslungen mit stationären Hospiz-Einrichtungen. Mit Camino – spanisch: Weg, Straße – ist der Leitgedanke prägnant verankert: man geht in das Zuhause der Menschen und ist Wegbegleiter auf dem letzten Lebensweg.

Aktuell engagieren sich hier 130 ehrenamtlich Mitarbeitende. Das Durchschnittsalter beträgt 57 Jahre. Robin Geisweid nimmt unter ihnen sozusagen Sonderstellung ein: Er ist einer von den insgesamt nur elf Männern und er ist mit seinen 28 Jahren die jüngste ehrenamtlich tätige Person. „Am Anfang dachte sich, dass ich zu jung dafür bin. Tatsächlich ist es so, dass ich mich mit Camino in meiner Persönlichkeit und in meinem Glauben weiterentwickeln konnte und festgestellt habe, dass ich nicht zu jung bin, sondern es bei uns einfach zu wenig junge Leute gibt.“

Gottes Nähe spüren

Entspannend, entschleunigend, segensreich und sinngebend – so empfindet Robin Geisweid sein Engagement bei Camino. „Wir sind eine sehr schnelle Gesellschaft, stets im Stress und unter Strom. Bei der Begleitung schwerkranker Menschen und ihren Familien ist alles auf Ruhe, Rücksicht und Achtsamkeit für den Nächsten ausgerichtet. Dabei komme ich tatsächlich runter und kann abschalten. Wenn man einen Menschen auf seinem letzten Weg begleitet und mit dem Tod in Berührung kommt, ist das sehr intim. Das macht was mit einem. Ich komme auch Gott nochmal näher.“

Jedes Leben ist einmalig, jedes Sterben ist einmalig – die Erfahrung macht auch Robin Geisweid immer wieder. „Jede Begleitung ist anders, jede Begleitung ist speziell“, erzählt er von ganz unterschiedlichen Bedarfen. Von dem jungen Mann, der ganz allein lebt. „Da geht es um Beziehungsaufbau, um Zeitgestaltung. Zum Beispiel ein paar Stunden am Computer daddeln.“ Oder von der Frau, die sich um ihren totkranken Mann kümmert und manchmal schlicht ein paar Stunden Auszeit braucht. Da ist die junge Familie, deren kleinen Kinder betreut werden müssen, damit sich die Mama um die kranke Oma kümmern kann.

„Bevor ich bei Camino eingestiegen bin, hatte ich das Hospizdenken. So in der Art, ich schaue jemandem beim Sterben zu. Aber das ist es nicht. Es geht um das echte Leben“, resümiert Robin Geisweid und kommt noch auf einen 90-jährigen Herrn zu sprechen, den er einmal begleitet hat. „Das war, als wenn mit mir ein Enkel da gewesen wäre. Man kommt schnell ins Gespräch, erzählt darüber, wie es früher war oder wie es heute ist.“

Sterbebegleitung ist gelebte Menschlichkeit

Wenn  es um das übergeordnete Ziel von Camino, um das Erreichen bestmöglicher Lebensqualität geht, leisten die ehrenamtlich Tätigen einen unverzichtbaren Beitrag. Ohne die professionelle Distanz der hauptamtlichen Fachkräfte helfen sie, durch die Begegnung auf Augenhöhe die Normalität im Alltag aufrechtzuerhalten und sind emotionale Stütze. Sind da, um gemeinsam zu schweigen, zu beten oder für Gespräche über das Leben und über den Tod. „Es geht um die ganze Familie, damit alle den Weg gemeinsam gehen können und einen guten Abschluss finden“, sagt Robin Geisweid.

Regelmäßig ist der 28-Jährige eingeladen, wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue ehrenamtlich tätigen Menschen für ihr Engagement dankt. Und er war 2019 in Berlin, als erstmals junge Ehrenamtliche in der Hospiz- und Palliativversorgung unter 30 Jahren besonders geehrt wurden. Was er bei den Treffen und in Gesprächen festgestellt hat: „Tatsächlich gibt es in den Städten viele junge Menschen, die in der Hospizarbeit unterwegs sind. Im Kern geht es uns allen darum, der Gesellschaft etwas zu geben, um Menschlichkeit, um Humanität. Für mich ist das gelebter Glaube.“

Ein Beitrag von:
Freie Journalistin

Birgit Engel

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