Trotz enormer Fortschritte für die Entwicklung der Menschheit gebe es noch immer viele Herausforderungen, sagte der Paderborner Erzbischof in seiner Predigt. Auch Jesus habe nicht das Licht einer „erträumten Extrawelt“ erblickt, sondern „das Licht der Welt mit Flüchtlingsströmen und nationalen Egoismen“, erklärte Erzbischof Becker und ergänzte: „In diese Welt hat Gott den Namen ‚Bethlehem‘ eingeschrieben. Gott steckt in unserer Haut, und da ist nicht alles licht. Er hat das Licht der Welt erblickt – und ihre Dunkelheit.“
Weihnachten geht unter die Haut
Gut 2.000 Jahre nach der Geburt Jesu gerate dieser Gehalt des Weihnachtsfestes oft in den Hintergrund, kritisierte der Paderborner Erzbischof: „Unsere Erlebnisgesellschaft inszeniert Weihnachten zum Kuschel-Event. Statt dass Gott Mensch wird und zur Welt kommt, statt dass Weihnachten unter die Haut geht, hebt Weihnachten ab in so manchem blauen Dunst.“ Es dürfe an Weihnachten nicht allein darum gehen, ein bestimmtes Inventar aus der Schublade zu holen und sofort nach Neujahr wieder einzupacken.
Lichtspur Christi
Das Christuslicht müsse in der Welt und in den Menschen sichtbar werden, forderte Erzbischof Becker. Zwar sei die Welt auch nach rund 2.000 Jahren Christentum nach wie vor zerrissen durch Hunger, Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit: „Das Christentum selbst hat lange Schatten geworfen. Viele sehen schwarz, wenn sie ‚Kirche‘ hören“, räumte der Paderborner Erzbischof ein. Trotz allem ziehe sich allerdings die Lichtspur Christi durch die Jahrhunderte: „Das Christuslicht hat Geschichte gemacht. Jeder Mensch ist Mensch, nicht der eine mehr, der andere weniger. Jeder Mensch hat nicht nur einen Wert, sondern eine unantastbare Würde. Das ist das Licht von Bethlehem. Das ist christliches Implantat in der Menschheitsgeschichte“, betonte Erzbischof Hans-Josef Becker zum Abschluss seiner Predigt.