Der Organisator und seine Gotteserfahrung beim „Grötteln“
Thomas Ohm, 52, ist Stadtbeauftragter der Gliederung Dortmund des Malteser Hilfsdienst e.V. und ehrenamtlicher Beauftragter des Lourdes-Pilgerdiensts in der Erzdiözese Paderborn
Eigentlich bin ich Protestant, habe aber schon vor fast 30 Jahren als Sanitäter bei Wallfahrten geholfen. So bin ich zu den Maltesern gekommen und zum Katholizismus, zu dem ich 2007 übergetreten bin. Schon kurz darauf durfte ich beim Maltester Hilfsdienst eine ehrenamtliche Leitungsfunktion übernehmen.
Das war just zu der Zeit, als der Familienbund der Erzdiözese die von ihm organisierte Lourdes-Wallfahrt aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr stemmen konnte. Also wurden wir Malteser als Ersatz angefragt. Der Malteserorden hat sich schon in der Zeit vor den Kreuzzügen um das Wohlergehen der Pilger gekümmert. Also haben wir in einer sehr kurzen Telefonkonferenz die Aufgabe übernommen. Für mich war das mein erstes Wunder von Lourdes.
Das alte Team und das neue Team wurden unglaublich schnell darüber einig, wie der Übergang aussehen muss, damit diese Wallfahrt weiterhin organisiert werden kann. Das ist ein Großprojekt. Es geht um 800 bis 1.000 Teilnehmende, von kerngesunden Pilgernden bis zu beatmungspflichtigen, gerade noch transportfähigen Menschen. Bei allen organisatorischen Dingen schimmert überall der Einfluss von Maria durch.
Mein zweites Wunder ist persönlicher Natur. Wir saßen spätnachts in Lourdes als Orgateam zusammen und ich hörte, wie Walter Müller, einer der Co-Organisatoren, mit ein paar Jugendlichen sprach. Er fragte sie: „Wollen wir noch Grötteln gehen?“
Eine halbe Stunde mit Maria
Ich hab mich der Gruppe angeschlossen. Nach meiner Erinnerung habe ich mich den anderen fast ein bisschen aufgedrängt und auf dem Weg zur Grotte alle gelöchert, was ich dort machen soll, welche Regeln es gibt, welche Gebete man spricht und so weiter. Bis Walter Müller gemeint hat: „Guck einfach, was die anderen machen, und dann machst du das, was du willst.“
Das Schöne an Lourdes ist, dass bei all dem Verkauf ringsherum und aller Kommerzialisierung der Heilige Bezirk bei Tag und Nacht offen steht und alle Pilgernden die Möglichkeit haben, Lourdes auf die eigene Weise zu erleben. Es gibt tagsüber bei den Messen große Gemeinschaftserlebnisse, es gibt aber auch die Möglichkeit, allein mit sich zu sein.
Da stand ich also, punktgenau an der Stelle, an der die heilige Bernadette die Marienerscheinungen erlebte. Eine halbe Stunde später fand ich mich auf meinen Knien wieder. Was in dieser halben Stunde mit mir passiert ist, gehört nur mir. Wer in Lourdes unbedingt Wunder der Heilung oder Wunder der Offenbarung erwartet, sollte lieber zu Hause bleiben. Aber ich sage auch, dass an diesem Ort Dinge möglich sind.
Ich sehe mich als einen modernen Christen. Für mich findet mein Glaube überall statt, nicht ausschließlich in der Kirche. Maria ist für mich ein Mensch ohne Fehler. Sie hat Gott auf die Welt gebracht und ihr ganzes Leben in den Dienst Gottes gestellt. Ich bete gern zu Maria.