In eine ähnliche Richtung gingen die im Gespräch mit Diplomaten aus Deutschland, Frankreich und Spanien entwickelten Überlegungen. Das Ziel müsse sein, Gesprächsprozesse zwischen den verfeindeten Gruppen in Gang zu setzen, negativen Entwicklungen Schranken zu setzen und erneute Eskalationen zu verhindern, um die Zwei-Staaten-Lösung als Ziel am Leben zu erhalten. „Niemand sieht im Augenblick die Möglichkeit zu großen Durchbrüchen. Aber alle auch noch so kleinen Schritte in die richtige Richtung können den Boden bereiten für umfassende Lösungen in der Zukunft“, so Erzbischof Bentz angesichts der Begegnung mit dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Steffen Seibert.
Palästinensischem Leben Chance geben
Bei Besuchen im Westjordanland bekamen die Bischöfe einen Eindruck vom Alltag der Palästinenser. Die fortgesetzte illegale Expansion der Siedlungen und die wiederholten Gewaltakte extremistischer jüdischer Siedler haben die schwierigen Lebensbedingungen der palästinensischen Bevölkerung seit Beginn des Gaza-Krieges weiter verschlechtert. „Diese kritische Situation ist während der langen Monate des Krieges international viel zu wenig wahrgenommen worden. Gerade deshalb haben wir einen Fokus daraufgelegt“, erläutert Erzbischof Bentz. Die Delegation erlebte, wie neben den allgegenwärtigen Checkpoints seit Kriegsbeginn von jetzt auf gleich Straßen gesperrt und Zugänge zu Ortschaften abgeriegelt werden. Dadurch wird die Bewegungsfreiheit der Palästinenser extrem eingeschränkt. Es ist täglich unsicher, ob sie an ihren Arbeitsplatz oder wieder nach Hause kommen. Die Zerstückelung des Westjordanlandes durch den israelischen Siedlungsbau trägt dazu bei, dass für Palästinenser der Zugang zu grundlegenden Ressourcen wie Wasser, Strom und medizinischer Versorgung immer weiter eingeschränkt wird. Lokale Partnerorganisationen wie Caritas Jerusalem erläuterten, dass durch den Entzug von 150.000 Arbeitsgenehmigungen für Palästinenser in Israel zahllosen Familien ihre Lebensgrundlage genommen wurde. „Diese Situation ist unhaltbar. Es bedarf einer grundlegenden Änderung der Politik Israels im Westjordanland, um palästinensischem Leben dort echte Chancen zu geben“, macht Erzbischof Bentz deutlich.