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Jetzt hört doch mal zu!

Warum Papst Franziskus findet, dass wir in diesem Jahr mehr zuhören sollten

Der heilige Franz von Sales (1567-1622) traf eines Tages einen Jungen, der etwas von Gott erfahren wollte. Da wird sich der Heilige erst einmal gefragt haben, wie sein Gegenüber ihn überhaupt verstehen sollte. Der Junge war nämlich taub. Wie ihm von dem Gott der Liebe erzählen, der Franz von Sales selbst so begeisterte? Der spätere Patron der Gehörlosen fand Mittel und Wege, mit dem Jungen zu kommunizieren. Über Jahre hinweg setzte er sich für seine geistige und geistliche Förderung ein. Weil ihm an dem Menschen lag.

Den Gedenktag des heiligen Franz von Sales, den 24. Januar, nutzen die Päpste seit 1967, um das Leitwort für den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel bekanntzugeben. Denn der Heilige ist nicht nur Patron der Gehörlosen, sondern auch der Schriftstellerinnen und Journalisten. In diesem Jahr passt es gleich doppelt, denn das Motto lautet: Mit dem Ohr des Herzens Hören.

Der von Gott bevorzugte Sinn

Für Papst Franziskus steht das diesjährige Motto in einem Zusammenhang zu dem Leitwort des vergangenen Jahres. Das lautete „Komm und sieh“ und legte den Fokus darauf, dass gute Medienarbeit von der Begegnung mit Menschen und dem persönlichen Erfahren von Ereignissen abhängt. Nur so könne man wahrhaftig von Menschen erzählen. Das Hören sieht Franziskus in einer gedanklichen Linie dazu.

Denn Zuhören ist Beziehung. Zum einen zwischen Mensch und Gott. „Höre Israel“ heißt es im Alten Testament, sodass „der heilige Paulus sagen wird, dass der Glaube vom Hören kommt“ (Röm 10,17). Die Initiative gehe von Gott aus, der zu den Menschen spreche. Die Antwort des Menschen liege dabei schon im Zuhören. „Unter den fünf Sinnen scheint der von Gott bevorzugte Sinn gerade das Hören zu sein, vielleicht weil es weniger invasiv, diskreter ist als das Sehen und dem Menschen daher mehr Freiheit lässt.“ Weil Gott den Menschen liebe, richte er das Wort an ihn und neige sein Ohr, um ihm zuzuhören.

Zuhören: Du und Ich im Aufbruch

Zum anderen ist das Zuhören grundlegende Bedingung für Kommunikation zwischen Menschen. Das Hören sei der „erste unerlässliche Bestandteil des Dialogs“, schreibt der Papst. „Man kommuniziert nicht, wenn man nicht zuerst zugehört hat, und man macht keinen guten Journalismus ohne die Fähigkeit des Zuhörens.“ Denn indem man sich jemandem zuwendet, ihm oder ihr die eigene Aufmerksamkeit schenkt und seiner oder ihrer Stimme lauscht, nimmt man das Gegenüber als Menschen war. Einer Person gut zuzuhören, bedeutet, dass man sie ernst nimmt. Man tritt in Kontakt, setzt sich in Beziehung. Oder in den Worten des Heiligen Vaters: „In der echten Kommunikation sind das Ich und das Du beide ‚im Aufbruch‘, ausgestreckt vom einen zum anderen.“

Wer sich den Boom von Podcast- und Audio-Chat-Angeboten in den Jahren der Pandemie ansieht, der könnte meinen, dass diese Zeit eine Zeit des Hörens sei. Doch Papst Franziskus fürchtet, dass die Menschen, die Fähigkeit verlieren, ihrem Gegenüber zuzuhören. „Wir alle haben Ohren, aber auch dem, der ein perfektes Gehör hat, gelingt es zuweilen nicht, den anderen zu hören.“ Menschen reden aneinander vorbei. Sie nutzen die Atempausen des Gegenübers für den eigenen Redeschwall. Oder sie belauschen sich gegenseitig, um die Informationen gegeneinander zu verwenden.

Man hört nur mit dem Herzen gut

Papst Franziskus nimmt auch das Problem der Desinformation in der Corona-Pandemie in den Blick. Er kritisiert eine „Infodemie“ in der Pandemie, das Misstrauen einiger Menschen gegenüber Journalistinnen und Fachleuten, die die Realität in ihrer Komplexität abzubilden versuchten. Er ruft zu einem neuen Zuhören auf. Dieses Zuhören müsse über das Herz laufen. König Salomon habe sich nicht umsonst ein „hörendes Herz“ gewünscht (1 Kön 3,9), im Herzen liege laut Franziskus der wahre Sitz des Hörens. „Unentgeltlich ein wenig von seiner Zeit zu verschenken, um den Menschen zuzuhören, ist die erste Geste der Nächstenliebe.“ Sich wirklich und wertschätzend zuzuhören „ist das wertvollste und fruchtbarste Geschenk, das wir einander machen können“. Und wer weiß, vielleicht öffnen sich dadurch doch noch die Ohren des einen oder anderen zeitgenössischen Gehörlosen, der von der pandemischen Realität bisher nichts hören wollte.

 

Zur Botschaft von Papst Franziskus zum 56. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel.

Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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