Laut Wikipedia gibt es im Erzbistum Paderborn über 50 Kirchen und Kapellen, die Johannes dem Täufer gewidmet sind. Mehr Patronate vereinigt nur die Gottesmutter Maria auf sich, mit über 100 ihr geweihten Gotteshäusern. Was macht den heiligen Johannes in so vielen Fällen zum Patron der Wahl? Und hat er den Menschen im 21. Jahrhundert noch etwas zu sagen?
Einer, der diese Fragen beantworten kann, ist Frank Schäffer. Schäffer ist Priester und aktuell in seiner dritten Johannes-Pfarrei eingesetzt – allein sein Lebenslauf macht deutlich, wie häufig Johannes-Patronate im Erzbistum sind. Als Vikar war er in St. Johannes Baptist Hagen-Boele eingesetzt, später wirkte er in St. Johannes Baptist Schwaney. Seit 2016 ist er Pfarrer der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit in Beverungen. Und die Kirche der Kleinstadt auf der westfälischen Seite des Dreiländerecks NRW-Hessen-Niedersachsen heißt ebenfalls St. Johannes Baptist.
Die Erklärung für die vielen Johannes-Kirchen
Eine Erklärung für die Patronatshäufung hat Pfarrer Schäffer auch parat: Beverungen, die alte Corveyer Gründung, war ein Taufort. Früher wurde nicht in jeder Kirche getauft, denn dafür brauchte man einen eigenen Raum mit einem großen Becken im Boden. Dieser Raum hieß Baptisterium und in dem Becken wurden zunächst überwiegend Erwachsene getauft – und zwar indem sie darin standen und komplett eingetaucht wurden. Erst als man im Laufe des Mittelalters dazu überging, Kleinkinder zu taufen, wurden auch die Becken kleiner und nahmen ihre bekannte, kelchartige Form an. Diese kleineren Taufbecken konnten nun in jeder Kirche stehen. Die alten Taufkirchen wurden dem heiligen Johannes dem Täufer gewidmet und als normale Pfarrkirche weitergenutzt. Viele der Johannes-Kirchen im Erzbistum Paderborn erzählen also auch etwas davon, wie die Region christlich wurde.
Die Taufe ist etwas, das den Pfarrer Schäffer mit Johannes dem Täufer verbindet. „Letzten Sonntag habe ich zwei Kinder getauft“, erzählt er. Er lasse immer die Eltern die Bibelstelle für die Taufe heraussuchen und diesmal hätten sie sich für eine der Stellen entschieden, in der Jesus von Johannes im Jordan getauft wird (Mk 1,9-11; Mt 3,13-17; Lk 3,21-22 und Joh 1,29-34). Eins der beiden Kinder war schon alt genug, dass Schäffer mit ihr reden konnte. Er sagte ihr: „So wie das damals bei Jesus war, machen wir das heute auch.“ Ganz das gleiche sei es natürlich nicht. „Aber wie sich damals der Himmel geöffnet und Gottes Stimme gesagt hat: ‚Du bist mein geliebter Sohn.‘, so sagt Gott in jeder Taufe ‚Du bist meine geliebte Tochter, du bist mein geliebter Sohn‘ dem Täufling zu. Das ist eine starke Aussage.“