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Erzbistum Paderborn
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© Tobias Schulte/Erzbistum Paderborn

„Katholische Vielfalt ist wertvoll“

40 Gäste beim Medienempfang des Erzbistums Paderborn / Diözesanadministrator Msgr. Dr. Michael Bredeck fordert Haltung der Synodalität

Der Empfang des Erzbistums Paderborn für Medienschaffende hat Tradition: 40 geladene Gäste trafen sich am Donnerstagabend, 26. Januar 2023, im Bildungs- und Tagungshaus Liborianum zum Salestag. Im Gedenken an den heiligen Franz von Sales, den Patron der schreibenden Zunft, lädt die Erzdiözese jedes Jahr Ende Januar Journalistinnen und Journalisten zum Austausch mit der Bistumsleitung ein – nach der Corona-Pause wurde diese Tradition jetzt wieder aufgenommen. Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck betonte in seiner Ansprache, dass der Synodale Weg der Kirche in Deutschland in den Prozess der Weltsynode eingebracht werden müsse: „Wir brauchen Synodalität in unserer Kirche, das Aufeinander-Hören anstelle von Polarisierung und gegenseitiger unreflektierter Ablehnung.“ Zum Auftakt des Abends hatte Weihbischof Josef Holtkotte mit den Gästen einen Wortgottesdienst in der Kapuzinerkirche gefeiert.

© Tobias Schulte/Erzbistum Paderborn

Der Ad-Limina-Besuch der katholischen Bischöfe aus Deutschland im vergangenen November in Rom habe deutlich gezeigt, dass das Erzbistum Paderborn wie auch die deutsche Kirche Teil der Weltkirche seien, betonte Msgr. Dr. Bredeck in seiner Ansprache. „Die drängenden Herausforderungen, denen wir in Deutschland begegnen, werden in anderen Ortskirchen zum Teil anders wahrgenommen“, räumte der Diözesanadministrator ein. Er sei „sehr dankbar“ für den Prozess der Weltsynode, den er als Chance sehe: „Er gibt den Ortskirchen die Möglichkeit, ihre Anliegen zu Gehör zu bringen. Gleichzeitig stärkt er das Bewusstsein, dass wir ‚katholisch‘ im Sinne von allumfassend sind – und dass diese Vielfalt wertvoll ist.“

Das gegenseitige Aufeinander-Hören müsse auch die letzte Etappe des Synodalen Weges in Deutschland prägen. So werde man „gemeinsam zu einem Ergebnis gelangen, das die Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit unserer Anliegen auch auf weltkirchlicher Ebene deutlich macht“, äußerte Msgr. Dr. Bredeck seine Hoffnung. Einen „deutschen Sonderweg“ könne es in seinen Augen nicht geben. Wichtig sei vor allem, dass es gelinge, „Jesus und seine Frohe Botschaft ins Zentrum all unserer Überlegungen zu stellen“.

Neue Säulen der Missbrauchsaufarbeitung

2022 seien mit dem Betroffenenbeirat und der unabhängigen Aufarbeitungskommission zwei weitere wichtige Säulen der Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Paderborn errichtet worden, erklärte der Diözesanadministrator. Die Erstellung einer kirchenhistorischen Einordnung für die Amtszeit des emeritierten Erzbischofs Hans-Josef Becker sei jetzt ebenfalls auf den Weg gebracht. „Wir sind als Erzbistum konsequent unterwegs, auch wenn sicher noch viel zu tun bleibt. Wir müssen weiter alles tun, um Missbrauch transparent aufzuarbeiten“, appellierte Msgr. Dr. Bredeck. Dem drängenden Thema der steigenden Kirchenaustrittszahlen begegne das Erzbistum mit der neuen Projektstelle „Dialog mit Ausgetretenen und Austrittswilligen“. Dabei ermögliche das Zuhören ein Lernen, wie Kirche auch für Ausgetretene da sein könne. Dieser Ansatz, der auf Dialog und nicht auf Vorwurf setze, sei exemplarisch, „wie wir künftig als Kirche handeln müssen“, blickte der Diözesanadministrator nach vorn.

Immobilienstrategie als Gestaltungschance

Bei der im Juli 2022 gestarteten Immobilienstrategie des Erzbistums, bei der Kirchengemeinden überlegen, wie sie ihren Gebäudebestand auf ihren künftigen pastoralen Bedarf anpassen können, hätten sich in einem ersten Schritt schon mehr als 30 Pastorale Räume beworben, informierte Msgr. Dr. Bredeck. Die Immobilienstrategie sei eine große Gestaltungschance und deshalb „ein wesentlicher Baustein“ auf dem Diözesanen Weg 2030+: „Wir können hier gemeinsam unsere Gebäude, aber letztlich auch unsere Pastoral fit für die Zukunft machen“, zeigte sich der Diözesanadministrator überzeugt.

In Bezug auf die Neufassung der kirchlichen Grundordnung, die er zum 1. Januar 2023 vorläufig in Kraft gesetzt habe, zeigte sich Msgr. Dr. Bredeck auch mit Blick auf einen neuen Erzbischof „mehr als zuversichtlich, dass wir auf diesem Weg nicht zurückgehen werden“. Weniger Grund zu Optimismus gebe die Zahl des Pastoralen Personals, die sich bis 2035 im Erzbistum voraussichtlich halbieren werde: „Das sind ernüchternde Zahlen, mit denen wir in unserem Zielbildprozess umgehen müssen“, konstatierte der Diözesanadministrator. Diese Entwicklung erfordere ein verstärktes Nachdenken darüber, „wie wir Engagement und Berufung fördern können“.

1000 gute Gründe für den Glauben

Der Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn machte in seiner Ansprache auch auf die „atemberaubende Gleichzeitigkeit von Herausforderungen“ aufmerksam, die sich durch den Krieg in der Ukraine beschleunigt habe. Stolz sei er auf den großen Einsatz für geflüchtete Menschen im Erzbistum Paderborn, ebenso auf das Hilfspaket im Gesamtumfang von 410.000 Euro, das nur wenige Tage nach Kriegsausbruch aus dem Erzbistum in der Ukraine angekommen war. „Solidarität und Nächstenliebe gehören zur DNA von Kirche. Zu dem, was unsere Grundlage zum Glauben ist“, fasste Msgr. Dr. Bedeck zusammen. In einer Zeit, in der im Zusammenhang mit Kirche fast nur noch von Vertrauensverlust die Rede ist, sei er besonders dankbar für die Initiative „1000 gute Gründe“, die das Erzbistum zu Libori 2022 gestartet hat. „Gute Argumente für die Kirche zu finden, fällt zurzeit oft schwer. Die Initiative liefert auf kreativ-ansprechende und frische Weise ganz viele davon.“

Es gehe jetzt und in den nächsten Jahren ganz konkret um die Zukunft der Kirche, machte Diözesanadministrator Msgr. Dr. Bredeck deutlich: „Als Kirche gehören wir alle zum Volk Gottes und sind durch unsere Taufe berufen, die Zukunft der Kirche mit Zuversicht und Hoffnung anzugehen.“ Vor diesem Hintergrund dankte er dem emeritierten Erzbischof Hans-Josef Becker und dessen langjährigem Generalvikar Alfons Hardt: „Sie haben die Wege in die Zukunft bereitet, die wir jetzt weiter zu gestalten haben. Ich danke beiden für fast zwei Jahrzehnte der Ermöglichung von vielem Neuen, das uns auf den weiteren Etappen helfen wird“, sagte der Diözesanadministrator.

Gottesdienst: Gemeinschaft und Solidarität

Im gemeinsamen Gottesdienst betonte Weihbischof Josef Holtkotte, der Mensch sei der Weg Gottes. Aus der Geschichte zu lernen, bedeute, tiefe Gemeinschaft und bleibende Solidarität zu suchen. „Die Menschwerdung Gottes fordert unsere Menschlichkeit heraus. Das geht nicht ohne persönlichen Einsatz, ohne Wärme oder helfende Fantasie“, unterstrich Weihbischof Holtkotte.

Für Jesus sei das Engagement für den Nächsten „nicht nur eine Forderung des eigenen Gewissens, sondern die Einladung Gottes zum Mitlieben“. Religion gehöre in den öffentlichen Raum, weil es wichtig sei, von Gott zu sprechen und Menschen zu unterstützen, forderte Weihbischof Holtkotte: „Dazu brauchen wir Kommunikation in unserer Gesellschaft und Offenheit für Verschiedenheit. Das Evangelium ist eine Aufforderung an uns, unser Christsein nicht auf dem Sofa zu verträumen.“

Hintergrund: Franz von Sales

Franz von Sales wurde 1567 als ältestes von zehn Kindern einer adligen Familie bei Savoyen/Frankreich geboren. Nachdem er in Paris und in Padua Philosophie, Jura und Theologie studiert hatte, wurde er als Rechtsanwalt zugelassen, ließ sich aber 1593 zum Priester weihen. Er galt als begnadeter Prediger und Seelsorger und zeichnete sich durch Bescheidenheit aus. Im Jahr 1602 wurde er Bischof von Genf. 1610 gründete er gemeinsam mit Johanna Franziska von Chantal den „Orden von der Heimsuchung Mariä” (Salesianerinnen). Bis zu seinem Tod blieb er dessen geistlicher Leiter. Schon zu Lebzeiten wurde er verehrt. Franz von Sales starb am 28. Dezember 1622 in Lyon – damit jährte sich sein Todestag vor rund einem Monat zum 400. Mal. Papst Alexander VII. sprach ihn 1661 selig und 1665 heilig.

Ein Beitrag von:
Redakteurin Team Presse

Maria Aßhauer

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