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Erzbistum Paderborn
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© Bonifatiuswerk/Simon Helmers

„Kirche muss raus aus der Sakristei hin zum Menschen“

Diskussionsrunde des Bonifatiuswerkes beim Katholikentag mit prominent besetztem Podium

Werden Christinnen und Christen gebraucht? Was haben sie heute zu sagen? Darüber haben am Samstagabend auf Einladung des Bonifatiuswerkes der ehemalige Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière, die FDP-Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg, der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer und der Pastoraltheologe Professor Matthias Sellmann beim 102. Katholikentag diskutiert.

„Wir sind nicht Opfer irgendwelcher Mächte, die uns zugrunde richten.“

Der ehemalige Bundesinnen- und verteidigungsminister Thomas de Maizière warnte vor einer „Abschiedstour des Christentums“. „Warum eigentlich Abschiedstour“, fragte de Maizière bei der Podiumsdiskussion im Stuttgarter Hospitalhof, die von Professorin Claudia Nothelle, Dozentin für Journalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal und Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), moderiert wurde. Wichtiger als die Frage nach Veränderung sei die Frage: „Wohin denn?“, betonte de Maizière vor den mehr als 500 Besuchern. „Ich will das Thema nicht kleinreden: Aber es muss auch möglich sein, dass die katholische und die evangelische Kirche über ihre Rolle und ihre Veränderung reden, ohne dass gleich das Thema sexueller Missbrauch oder Zölibat genannt werden“, sagte de Maizière, der Präsident des evangelischen Kirchentages 2023 ist.

Dem widersprach Professor Matthias Sellmann, Pastoraltheologe an der Ruhr-Universität Bochum und Leiter des Zentrums für angewandte Pastoralforschung: „Wir sind nicht Opfer irgendwelcher Mächte, die uns zugrunde richten. Das machen wir gerade selbst. Wir müssen die Kunst hinkriegen, unsere Hausaufgaben zu machen. Um dann endlich zu dem zu kommen, wofür wir als Kirche da sind: Menschen mit Gott verbinden und sich um die Gerechtigkeit in der Welt kümmern“, sagte Sellmann, der schnell strukturelle Veränderungen forderte.

Schnelle Reformen sind kompliziert

Bischof Wilmer sprach von einer schweren Krise der Kirche. „Es gibt nichts zu beschönigen. Wir brauchen Veränderung. Wir brauchen deshalb Veränderung, weil Gott sich verändert. Gott sagt, ich bin der, der ich da sein werde für Euch. Diese Formulierung ist maßgebend für die Kirche. Da zu sein für die Menschen, im Dienst an den Menschen. Zu fragen: Was ist eure Lebenswirklichkeit? Was sind eure Sorgen, eure Tränen? Was ist eure Hoffnung, eure Zuversicht? Was braucht ihr? Die Kirche muss raus aus der Sakristei hin zum Menschen“, sagte Wilmer, der allerdings darauf verwies, dass es verschiedene Tempi in der Weltkirche gebe, gleichzeitig äußerte er Verständnis für die Forderung nach schnelleren Reformen. Mit Blick auf die Ökumene sagte der Bischof, dass die Kirchen in einer zunehmend säkularen Welt nur dann eine Chance hätten, „wenn wir als Christen zusammenstehen“.

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg betonte, dass es wichtig sei, dass sich die beiden großen Kirchen in Deutschland offener an wichtigen Debatten beteiligten. „Wir dürfen nicht in den alten Mustern über wichtige Themen diskutieren – zum Beispiel aktuell über Krieg und Frieden“, sagte Teuteberg, die Mitglied der Synode der evangelischen Kirche in Deutschland ist. Professor Sellmann erläuterte, dass er derzeit zugleich einen großen Aufbruch in der Kirche wahrnehme. Unter anderem verwies er in diesem Zusammenhang auf das bundesweite Programm „Räume des Glaubens“ des Bonifatiuswerkes, in dem innovative christliche Projekte gefördert werden. „Eine Spezialität der Christinnen und Christen ist die Tat, also anpacken. Christinnen und Christen haben ganz viele Visionen und ganz viele Werte in die Gesellschaft einzubringen. Das ist ihr großer Beitrag.“

Kirche ist nicht nur Nordeuropa

Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, bedankte sich bei allen Teilnehmenden, Besuchenden und Helfenden sowie bei Judy Bailey und ihrer Band für die musikalische Unterhaltung. Monsignore Austen betonte zugleich, dass „wir die Notwendigkeiten von Reformen ernst nehmen müssen, aber nicht bei ihn verharren“. Monsignore Austen: „Es gibt viel Ermutigendes in der Kirche. Das erfahren wir auch in den Diaspora-Regionen. Die Menschen in Nordeuropa wollen mit allen Schwierigkeiten die Kirche, die ein internationales Gesicht trägt, gestalten – und das mit viel Optimismus und positivem Geist. Entscheidend ist nicht allein die Frage der Mitgliederzahlen, sondern die Frage, ob wir mit der Botschaft des Evangeliums als Christinnen und Christen die Menschen existenziell berühren und der Gesellschaft etwas Entscheidendes für die Gestaltung der Welt mitzugeben haben.“

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