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Erzbistum Paderborn
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© Hans Blossey / luftbild-blossey.de

Ein Ort tiefen Glaubens 1200 Jahre Kloster Corvey

Corvey – beliebtes Ausflugsziel im Weserbogen. Doch das karolingische Westwerk ist mehr als alte Steine. Es zeugt von jahrhundertealter Spiritualität und Gelehrsamkeit.

Eine Erfolgsgeschichte an der Weser

Am 25. August 822 lassen sich die ersten Benediktinermönche aus dem französischen Corbie an den Ufern der Weser nieder. Mit dieser Klostergründung Ludwig des Frommen beginnt eine Erfolgsgeschichte. Die Benediktinerabtei Corvey entwickelt sich nicht nur zu einem der einflussreichsten Klöster des damaligen Frankenreiches, sondern wird ein frühes Zentrum der Mission, das weit nach Europa ausstrahlt. Doch was macht diesen Ort des Glaubens im Jubiläumsjahr aus?

Idyllisch am Weserbogen nahe der hübschen Fachwerkstadt Höxter gelegen, gilt Corvey heute als beliebtes Ausflugsziel. Wer die weitläufige Anlage betritt, freut sich zunächst über das freundlich wirkende barocke Schloss, bevor der Blick nach rechts geht und haften bleibt. Denn hinter altem Baumbestand ragt ein imposantes Bauwerk hervor. Eher dunkel, schlicht, aber beeindruckend mit der rötlich schimmernden Bruchsteinfassade.

Architektonisches Meisterwerk

Das Westwerk, zwischen 873 und 885 erbaut, ist ein Ort, der anzieht. Zwei schlanke Türme, die wie zwei Finger himmelwärts streben, komplettieren das ungewöhnliche Bauwerk, das weltweit als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse aus karolingischer Zeit gilt. Gemeinsam mit der versunkenen Klosterstadt „Civitas“ – sie liegt als Bodendenkmal im Umfeld des Westwerks – wurde das architektonische Meisterwerk 2014 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.

Und doch geht es in Corvey um viel mehr als um gekürte Steine. Denn die Abtei war einst ein lebendiges und erfolgreiches Reichskloster: Von Corvey aus gingen berühmte Mönche wie der heilige Ansgar, der spätere Erzbischof von Hamburg und Bremen, auf Missionsreise gen Norden. Durch die Überführung der Reliquien des heiligen Vitus von St. Denis entwickelte sich Corvey seit 836 zum zentralen Wallfahrtsort.

Abbild des himmlischen Jerusalem

Die Abtei selbst besaß in seiner Blütezeit vom 9. bis 12. Jahrhundert eine wertvolle Klosterbibliothek und eine hochgerühmte Schreibschule. Corvey zog weite Kreise, Herrscher kamen und gingen. Neue Klöster entstanden: Bursfelde, Nütschau, Nienburg und auch Marienmünster. „Von Corvey aus bauten die Benediktiner nach und nach ein Stück Europa auf“, fasst es Professor Christoph Stiegemann zusammen.

Gemeinsam mit der heutigen Hausherrin des Corveyer Welterbes, der katholischen Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus, hat es sich der Kunsthistoriker und ehemalige Direktor des Paderborner Diözesanmuseums zur Aufgabe gemacht, die historische und spirituelle Bedeutung Corveys mittels digitaler Erschließung erlebbar zu machen.

Sichtbar ist bisher nur die karolingische Bauweise. „Diese moderne Architektur des Westwerks, die damals neu war, wird prägend für das Abendland, sie ist ein Ausdruck des christlichen Glaubens“, erklärt Stiegemann beim Gang durch das Welterbe und ergänzt: „Der Bau mit dem strengen quadratischen Grundriss bedeutete für die Benediktiner das Abbild des himmlischen Jerusalem auf Erden“.

Heiliger Ort

Die Mönche, so erfährt man vom Experten Stiegemann, haben 822 nicht einfach am Weserstrand losgebaut, sondern sich genau orientiert und systematisch durchgemessen, ob dort am „wasserreichen Gebiet“ der richtige Platz sei, um „ein zweites Paradies des Herren“ zu schaffen. Und nach dieser intensiven „Orientierungsphase“ habe man den Glaubensort an strategisch günstiger Lage am Hellweg als geheiligt angesehen.

Und wer heute genau hinschaut, erkennt in der Architektur überall Spuren des Glaubens. So auch an der Kopie einer Inschriftentafel am Vorbau des Westwerkes. Diese verweist auf die „Civitas Corvey“ und lautet: “Umhege, o Herr, diese Stadt und lass deine Engel die Wächter ihrer Mauern sein.“

Mythologie im Mittelalter

Auch die im Erdgeschoss erhaltene Halle mit Säulen und Pfeilern macht einen starken, spirituellen Eindruck. Im Durchgang öffnet sich wie bei einer Theaterbühne der Zugang zur Abteikirche, 1667-1674 erbaut und heutige Pfarrkirche der kleinen, 144 Seelen umfassenden Gemeinde. Im Obergeschoss dann erwartet Besucherinnen und Besucher der Johannischor, ein dreiseitig von Emporen umgebener Sakralraum. „Ein Ort des liturgischen Gedenkens an die Stifter“, betont Stiegemann.

An den Wänden lassen sich schwach farbige Malereien der mythologischen Fresken und Sinopien der lebensgroßen Stuckfiguren von einst erkennen. Erstaunlich für das Mittelalter erscheint die berühmte Szene, in der Odysseus mit dem Meeresungeheuer Skylla kämpft. „Mit diesem Rückgriff auf das Erbe der Antike wollte man den Geist des Christentums stärken“, weiß Kunsthistoriker Stiegemann, der mit seinem Team diese einzigartigen Räume der „Himmelsstadt“ durch augmented reality zum Leuchten bringen will. So soll ein wenig von der Strahlkraft dieses besonderen Ortes auch Jahrhunderte nach der Auflösung des Klosters erlebbar werden.

Wir feiern 1200 Jahre Corvey!

Am 25. September 822 begannen Mönche der französischen Benediktinerabtei Corbie ihr wirkmächtiges monastisches Leben an der Weser.

Genau 1200 Jahre später beginnt an diesem Tag das Jubiläumsjahr „1200 Jahre Corvey“ mit einem Glanzlicht: Bundespräsident Frank
Walter Steinmeier ist Ehrengast beim Festakt zur Eröffnung.

An den hohen Besuch aus Berlin schließt sich von September 2022 bis Noember 2023 ein Festjahr an, das mehr als 30 Veranstaltungen umfasst. Von wissenschaftlichen Vorträgen über besondere Gottesdienste bis hin zu Kabarett und Konzerten – das Festjahr bietet für jede und jeden etwas. Das ganze Programm finden Sie unter

Ein Beitrag von:
© privat
freie Autorin

Martina Schäfer

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