Wie groß die positive Wirkung von Tieren auf Menschen sein kann, weiß Sylvie Blätgen nur zu gut. Sie arbeitet als Fachkrankenschwester im Christlichen Hospiz Hamm und ist dort auch als Trauerbegleiterin im Einsatz, meist mit Motte an ihrer Seite. Die ausgebildete Therapiehündin begleitet mit ihrem Frauchen zusammen schwerkranke, sterbende Menschen und ihren Angehörigen im ambulanten Bereich. „Manchmal liegt Motte mit den Menschen einfach eine Stunde zusammen im Bett und kuschelt“, sagt Sylvie Blätgen. „Dieser Körperkontakt ist gerade für die Leute wichtig, die selbst einen Hund hatten oder haben wollten.“
Tiere tun es Gott gleich: Sie schenken Liebe
Diese – besonders von Haustieren ausgehende – Zärtlichkeit ist einer der Hauptgründe, warum Tiere für Menschen eine so große Kraftquelle sein können, sagt der Theologe Prof. Dr. Thomas Ruster von der TU Dortmund. „Wann ist man heute schon so zärtlich, dass man jemanden einfach mal in den Arm nehmen kann? Tiere tun im Endeffekt das, was der liebe Gott normalerweise tut: Sie schenken Liebe.“
Menschen seien Beziehungswesen und wollen körperliche Nähe spüren: „Diese Nähe, nach der wir uns sehnen, geben uns Tiere oft viel mehr als Menschen.“ Tiere seien nicht besser als Menschen, aber wenn man einmal ein Vertrauensverhältnis zu ihnen gewonnen hat, sind sie meist sehr viel treuer und bleiben uns durch dick und dünn verbunden, sagt der Theologe. „So eine Freundschaft muss man im Leben erstmal finden. Zumal die Tiere uns nicht moralisch bewerten“, erklärt Prof. Dr. Ruster weiter. „Tiere sind immer liebevoll und erinnern auch da an das, was wir immer von Gott sagen: Er nimmt uns vorbehaltlos an, so, wie wir sind. Das tun Menschen in der Regel nicht. In dieser Haltung sind Tiere Gott sehr ähnlich.“
Die körperliche Nähe des Tieres, die unaufhörliche Aufmerksamkeit für den Menschen: Das sei ein großes Geschenk, sagt auch Sylvie Blätgen. Menschen können von ihren Sorgen und Problemen besser reden, wenn sie einem Hund durchs Fell streicheln und anfassen: „Die Tiere strahlen so eine Ruhe aus. Ein Hund ist da, sagt aber nichts, sondern hört einfach zu und fängt mit seinem Fell die Tränen auf. Diese Zuwendung und das unverwandte Dasein sind in all dem Dunkel der Menschen echte Highlights.“