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© Jolita Marcinkene / stock.adobe.com

„Leben-Glauben-Staunen“: Der ökumenische Schöpfungsgarten auf der Landesgartenschau Höxter

In Höxter ziehen verschiedene Religionen an einem Strang – das Ergebnis ist ein Garten, der die Schönheit der Schöpfung feiert

Von fragilen Geschenken der Natur

Tiefblauer Himmel über Höxter, die Sonne zaubert kleine Sternchen auf die Weser. Nichts stört die Ruhe und die Blicke beim Spaziergang am hübschen Fluss sind weit, bleiben am satten Grün hängen. Auf der Weserscholle, die wie eine kleine grüne Insel ins Wasser hineinragt, führt ein Weg durch die Hecke aus Hainbuchen zum Schöpfungsgarten. Eigentlich zu vier Gärten, welche die wichtigen Elemente des Lebens widerspiegeln – zu Erde, Luft, Feuer und Wasser. Idyllisch zwischen dem Welterbe in Corvey und der Kirche St. Kiliani in Höxter gelegen, zeigen diese blühenden Paradiese, wie unvergleichlich und gleichzeitig fragil Natur und Schöpfung sind.

 

Gemeinschaftsprojekt der Konfessionen

Dieser Schöpfungsgarten auf dem weitläufigen Gelände der Landesgartenschau Höxter ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt verschiedener Religionen: Mit von der Partie sind neben dem katholischen Pastoralverbund Corvey, die evangelische Weser-Nethe-Kirchengemeinde, eine evangelisch-freikirchliche Gemeinde, Angehörige der Bahai-Religion und das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Höxter. Auch die koptische Gemeinde aus Brenkhausen unterstützt das Projekt. Vor vier Jahren entstanden die ersten Ideen. Die hat dann die Landschaftsarchitektin Barbara Siebrecht in den vier Oasen an der Weser mit viel Liebe zum Detail umgesetzt.

Landesgartenschau Höxter

Der ökumenische Schöpfungsgarten ist nur einer von vielen Programmpunkten auf der Landesgartenschau in Höxter. Hier finden Sie weitere Informationen zu Tickets und Attraktionen.

Auf die Schöpfung angewiesen

Die Initiatoren nehmen die diesjährige Landesgartenschau Höxter zum Anlass, um Zeichen zu setzen. Unter dem Motto „Leben-Glauben-Staunen“ richten sie einerseits den Blick auf die Schönheit der Natur, andererseits wollen sie die Verantwortung der Menschen für die Schöpfung deutlich machen. „Wir möchten die Botschaft senden, dass die Natur ein Geschenk Gottes ist. Ein Geschenk, das wir dankbar annehmen – für das wir aber auch Verantwortung übernehmen müssen“, sagt Marie-Luise Bittger vom Pastoralverbund Corvey. Die Initiatorinnen und Initiatoren sind sich einig: „Die Schöpfung verbindet alle Religionen, wir sind alle auf die Schöpfung und ihren Reichtum angewiesen.“

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Marion Dinand sowie mit mehr als 100 ehrenamtlichen Kräften betreut die Gemeindereferentin von Seiten der katholischen Kirche den Schöpfungsgarten, der viel Raum bietet, sich den Schönheiten der Natur zu nähern, sie bewusst wahrzunehmen und mit ihr in den Dialog zu treten. Eine Vielzahl an religionspädagogischen Angeboten und Veranstaltungen richtet sich an Kindergärten und Schulen aus der Region.

 

Ein Ort zu sehen und auszuprobieren

Denn es ist ein Ort, um genau hinzusehen und zu lernen. Die einzelnen Gärten der Elemente, filigran abgeteilt durch moderne Cortenstahl-Torbögen lassen Gottes Schöpfung mit allen Sinnen erfahrbar werden. So wird im „Garten der Erde“ nicht nur das rohe Gestein thematisiert, sondern die weitere Aufspaltung des Materials wie auch die Möglichkeit, in fruchtbarer Erde Nutzpflanzen und Kräuter wachsen zu lassen, um wichtige Nahrungsmittel für Mensch und Tier zu ernten.

Als zweites Element steht die Luft im Fokus. Auch dort ist Ausprobieren gefragt. Auf einer Edelstahlscheibe kann der Atem sichtbar gemacht werden, mit Lungenkraft lässt sich ein Windrad drehen, und mit Hilfe eines Glockenspiels auf einer Stahlstange entstehen beruhigende Töne. Die Blütenauswahl ist ganz den „Luftbewohnern“ wie Schmetterlingen und Insekten angepasst: Chinaschilf, Disteln, Bergminze, Eisenkraut oder Lavendel bereichern den Luft-Garten.

Welterbe Corvey

Auch das Welterbe Westwerk Corvey ist Teil der Landesgartenschau. Erkunden Sie das ehemalige Benediktinerkloster am Weserbogen mit dem Tablet! Oder besuchen Sie einen der hochkarätigen Vorträge des Jubiläumsjahres! Alle Informationen finden Sie hier:

© Hans Blossey / luftbild-blossey.de
© Hans Blossey / luftbild-blossey.de

Feuer kann zerstörerisch sein

Farbig in Rottönen wird es im nächsten Garten: Das Feuer hat das Sagen. Unwillkürlich bleibt das Auge an einem verkohlten Baumstamm hängen, der von einem Aschefeld umgeben ist. Die Bilder von großen Waldbränden kommen einem in den Sinn, als Mahnung vor der durch den Klimawandel angeheizten, zerstörerischen Kraft der Natur. Auf der Flussseite lädt ein Platz mit hölzernen Hockern und einer Feuerschale zum Verweilen und zum Nachdenken über das Element Feuer ein. Wieder zurück auf dem Weg lässt sich ein Prisma auf einem Gestell drehen, sodass man die Lichtbrechung auf der Hand beobachten kann.

 

Dynamik des Wassers

Der Garten des Wassers begeistert mit viel sprudelndem Nass. So können die Gäste auf Trittplatten einen kleinen Bach überqueren. Aber das Wasser verschwindet auch wie in einem Trockental. Selbst einen „Regenmacher“ gibt es im Wasser-Garten. Wer ihn dreht, hört das typische Geräusch des Regens. „Dieser Garten erinnert daran, Wasser als Geschenk wahrzunehmen, als ein Element, mit dem man sparsam umgehen sollte, wenn die Menschen nicht irgendwann auf dem Trockenen sitzen wollen“, erklärt Marie-Luise Bittger im Hinblick auf den Klimawandel. Die heimischen Pflanzen wie Farne, Gräser, Waldziest, Salomonsiegel und Pfefferminze sind bodendeckend und wirken zurückhaltend, sodass die Schönheit und Dynamik des Wassers ungestört zur Geltung kommen.

Gott in der Schöpfung erkennen

Die vier Gärten münden in einem Veranstaltungsbereich, in denen ökumenische Gottesdienste und Friedensgebete stattfinden. Das Pflaster spiegelt ein Labyrinth wider – in allen Religionen Symbol für die unterschiedlichen, oft verschlungenen Lebenswege der Menschen, die manches Mal auch Umwege brauchen, um ihr Ziel zu erreichen.

Wer dort ganz geschützt auf den Steinmauern wie in einem kleinen Amphitheater sitzt, tritt direkt mit der Schöpfung in Dialog. Man spürt, wie der Wind das Blätterdach in Schwingung versetzt, hört das Zwitschern der Vögel und blickt fasziniert auf das gemächliche Dahinströmen der Weser. Die Stadt ist so nah, und in diesen Momenten so weit entfernt.

Genau dort kann man schauen, in sich hineinspüren, über das Leben und den Glauben nachdenken. Der Schöpfungsgarten ist in erster Linie ein meditativer und besinnlicher Ort, an dem man zur Ruhe kommt, alles Störende und Lärmende draußen lässt. Und in dem man Gott über die Natur näher kommen kann.

Ein Beitrag von:
© privat
freie Autorin

Martina Schäfer

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