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© Synodaler Weg / Maximilian von Lachner

„Mach den Raum deines Zeltes weit“ (Jes 54,2)

Bischof Bätzing zum vatikanischen Arbeitsdokument für die kontinentale Phase der Synode

Im Vatikan ist am 27. Oktober 2022 das Arbeitsdokument für die kontinentale Phase der Synode veröffentlicht worden. Es steht unter dem Titel aus dem Buch des Propheten Jesaja „Mach den Raum deines Zeltes weit“ (Jes 54,2). Dazu erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing:

„Heute hat das vatikanische Generalsekretariat der Synode ein Arbeits- und Orientierungsdokument für die bevorstehende dritte, kontinentale Phase der Synode 2021–2024 veröffentlicht. Vorausgegangen waren weltweit synodale Prozesse in den einzelnen Diözesen, deren Erfahrungen, Fragen und Problemanzeigen von den Bischofskonferenzen zusammengefasst und ans Generalsekretariat gesandt wurden. Auch die Deutsche Bischofskonferenz hat im Sommer 2022 einen solchen Bericht verfasst. Das vorliegende Arbeitsdokument wertet auf gut 40 Seiten diese Berichte der Bischofskonferenzen aus.

Die Initiative von Papst Franziskus, einen synodalen Prozess einzuleiten, der zur Stärkung und Belebung der Synodalität in der Kirche führen soll, hat ein großes Echo in den verschiedenen Ortskirchen gefunden. Von 114 Bischofskonferenzen haben 112 Berichte nach Rom gesandt, ebenso die 15 katholischen Ostkirchen. Beteiligt haben sich aber auch Ordensgemeinschaften, Laienverbände, 17 von 23 Dikasterien der Römischen Kurie und viele einzelne Gruppen. Beeindruckend finde ich, dass sich auch Bischofskonferenzen aus Ländern zu Wort gemeldet haben, in denen Krieg und Verfolgung an der Tagesordnung sind, wie in der Ukraine oder auf Haiti.

Neubewertung der Rolle der Frau gefordert

Das Arbeitsdokument lässt die vielfältigen Stimmen der Weltkirche in Originalzitaten zu Wort kommen. Es berichtet von den Erfahrungen der Ortskirchen, den Schwierigkeiten, auf die die Verwirklichung einer synodalen Kirche stößt, aber auch den Früchten, die die synodalen Prozesse bereits jetzt gebracht haben. Schon nach einem Jahr hat dieser synodale Prozess eine Dynamik ausgelöst, die zu einem neuen Verständnis der Würde aller Getauften, zu einer breiteren Mitverantwortung der Gläubigen für die Sendung der Kirche und zu einer deutlicheren Wahrnehmung der Herausforderungen geführt hat, vor denen wir in der weltweiten Kirche stehen. So hat der synodale Prozess bereits jetzt die Kirche verändert.

Die zentrale Herausforderung einer synodalen Kirche besteht im ‚Wunsch nach radikaler Inklusion‘ (Nr. 11, 31 u. ö.), die keinen ausschließt, und im Wunsch nach Beteiligung und Mitverantwortung aller Getauften, der in allen Teilen der Weltkirche deutlich zum Ausdruck gebracht wird. Das Bedürfnis, gehört zu werden und frei sprechen zu können, ohne verurteilt zu werden, wird von allen geteilt. Diesem Leitbild einer synodalen Kirche steht die soziale Ausgrenzung von Gruppen wie zum Beispiel Armen, Indigenen, Migranten, alten Menschen, Straßenkindern oder den Überlebenden von Missbrauch entgegen, die sich nicht selten auch in der Kirche widerspiegelt (vgl. Nr. 40). Unmissverständlich stellt das Arbeitsdokument fest, dass auf allen Kontinenten eine Neubewertung der Rolle der Frau in der Kirche gefordert wird. Während Frauen überall die Mehrheit derer bilden, die das Leben der Kirche tragen, sind nahezu alle Führungskräfte und Entscheidungsträger Männer. Deshalb wird in vielen Teilen der Kirche eine aktive Rolle der Frauen in den Leitungsstrukturen der Kirche, ihr Predigtdienst und ein Frauendiakonat befürwortet, in einer Reihe von Ortskirchen auch die Priesterweihe für Frauen (vgl. Nr. 64). Das Arbeitsdokument weist ausdrücklich auch auf die Situation von LGBTQ-Personen und Menschen in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften hin, die oftmals in der Kirche Zurückweisung erfahren (vgl. 39, 51). Die Berichte aus Südafrika und Lesotho sprechen hier eine deutliche Sprache.

Ausführlich kommen in dem Arbeitsdokument die zahlreichen Berichte zu Wort, die eine neue Kultur des respektvollen Miteinanders von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien, aber auch der verschiedenen Gruppen anmahnen. Eine synodale Kirche erfordert eine entsprechende Spiritualität, die bis in die Feier der Liturgie hinein spürbar werden soll. Der Wunsch nach Teilhabe und Mitverantwortung aller Getauften muss aber auch zu strukturellen Veränderungen führen. In vielen Berichten wird, wie das Arbeitsdokument ausführt, die Erwartung geäußert, kirchliche Räte sollten nicht nur beratende Funktion haben, sondern auch an Beschlüssen und Entscheidungen beteiligt sein. Die spirituelle und die strukturelle Erneuerung der Kirche sind, so sehen es viele Bischofskonferenzen, untrennbar miteinander verbunden.

Synodale Dynamik

Das Arbeitsdokument endet mit einem Ausblick auf die kontinentale Phase der Weltsynode, die im Frühjahr 2023 stattfinden wird. Die europäische Versammlung wird vom 5. bis 12. Februar 2023 in Prag tagen. Sie wird vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae, CCEE) veranstaltet; teilnehmen werden auch Priester, Ordensleute und Laien.

Dieses Arbeitsdokument, dessen differenzierte und perspektivreiche Auswertung hier nur in Auszügen dargestellt werden kann, macht deutlich, dass der Synodale Weg der Kirche in Deutschland als Teil einer synodalen Dynamik zu verstehen ist, die die ganze Kirche ergriffen hat. Die Themen, mit denen wir uns in den vier Foren und auf den Synodalversammlungen befassen, werden auch in anderen Teilen der Kirche erörtert. Zudem bietet das Arbeitspapier auch einen wertvollen und beeindruckenden Blick ‚über den eigenen Tellerrand hinaus‘ auf die Themen, Fragen und Perspektiven in anderen Teilen des weltweiten Volkes Gottes. Dabei sind viel Gemeinsames, gut Vergleichbares, aber auch in unterscheidender Weise Spezifisches zu entdecken. Das Arbeitsdokument kann man deshalb auch als Ermutigung an die Kirche in Deutschland lesen, gerade im Hinblick auf die Synodalität noch stärker als bislang den Dialog mit den anderen Teilkirchen zu suchen. Es ist eine Einladung, auf dem weltweiten synodalen Weg einander zuzuhören und die weitere Etappe gemeinsam zu gehen.“

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