Werl an einem frühen Nachmittag Ende April. Aus grauen Wolken geht ein leichter Regen nieder. In der Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung scheint es dadurch noch ein wenig dämmriger und stiller als sonst. Der große Raum ist fast menschenleer. Nur in einer Bank weiter vorne sitzt ein Mann in heller Jacke. Die Hände gefaltet, ist er in Betrachtung vertieft. Sein Blick hängt an der kleinen, goldenen Figur links neben dem Altar: dem Gnadenbild von Werl, das sie hier Trösterin der Betrübten nennen.
Maria und der Mai
Dass die Gottesmutter nur einen Besucher hat, ändert sich bald. In den nächsten Tagen wird die neue Wallfahrtssaison eröffnet. Von Mai bis Oktober kommen dann wieder Menschen aus Nah und Fern, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, Bus oder Motorrad. Am meisten wird wohl direkt in den ersten vier Wochen los sein. Denn der Mai gilt vielen als Marienmonat schlechthin. Dabei ist die große Marienverehrung in diesem Monat noch gar nicht so alt – zumindest verglichen mit den beiden anderen Monaten im Jahr, die eine Verbindung zu Maria aufweisen.