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Erzbistum Paderborn
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Mein Lieblingslied im Advent: O Heiland reiß die Himmel auf

Hau drauf! Mach kaputt! Dekanatskirchenmusiker Marcel Eliasch erklärt, warum er diese Aussagen aus Friedrich Spees berühmtem Adventslied herausliest.

Hau drauf! Mach kaputt! Na, getriggert? Was soll diese Einleitung, wo es doch um ein besinnliches Adventslied gehen soll? Als Antwort schauen wir in den Text von Friedrich Spee. Im dritten Vers der ersten Strophe des Adventslieds heißt es:

„Reiß ab vom Himmel Tor und Tür“

Theologen sehen in dem Vers den innigen Wunsch der Wiederkunft Jesu Christi. Germanistinnen sehen Metaphern und noch mehr Rhetorik. Juristen die Aufforderung zu mindestens einer Sachbeschädigung. Und um ehrlich zu sein, interessiert mich der Aspekt der „Sachbeschädigung“. Mich fasziniert dieses Schonungslose.

Friedrich Spee spricht Klartext

Tacheles gefunkt: Jetzt komm endlich! Friedrich Spee nimmt kein Blatt vor den Mund. Er adressiert den Sohn Gottes mit Imperativen. Dass er dort oben gefälligst ausbreche und zu uns komme. „Wie redest du mit ihnen?“, höre ich meine Mutter sagen, als ich damals mit meinen Freunden noch burschikoser sprach. Wie redest du, Friedrich Spee, mit dem Heiland? Er würde vielleicht sagen: „So, wie mit einem Freund!“ Offen, ehrlich, direkt. Und wer kann es ihm verdenken? Als Spee den Text 1622 schreibt, gibt es weder Heizung noch Weihnachtsmarkt und seit vier Jahren tobt in Teilen Europas ein Krieg, der später als der Dreißigjährige Krieg in die Geschichtsbücher eingehen sollte.

Darin liegt für mich die Erkenntnis: Ich kann IHN auf meine Weise ansprechen. Ich kann rufen und schreien und ich darf es tun. Ich kann mehr als bitten, sogar fordern.

KOMMunikation

Jede Situation erfordert eine darauf abgestimmte Sprache. Wenn man etwas möchte, sollte ein „bitte“ nicht fehlen oder ein „Danke im Voraus für Ihre Bemühungen“. Ich bin erstaunt ob der Fülle an Anforderungen, die in „O Heiland reiß die Himmel auf“ gestellt werden. Alle jedoch ohne „bitte-danke“.

Der Text von „O Heiland reiß den Himmel auf“ ist dem „Rorate caeli“(„Ihr Himmel tauet den Gerechten“) entlehnt. Das heißt, dass es den Text im liturgischen Gebrauch eigentlich schon gibt. Umso interessanter, dass Spee so etwas Ähnliches trotzdem nochmal schreibt. Es hat ihm nicht gereicht. Es war nicht stark genug. Spees Gottessehnsucht wurde dadurch noch nicht ausgedrückt. Zum Glück, denn sonst müssten wir ohne diesen Adventschoral auskommen.

Genau das nehme ich mir mit. Ich kann IHM so offen gegenüberstehen, wie ich will. Diese Situation erfordert Sprache. Meine Sprache, mein Wort, das möchte er hören!

Vers 3 Wo man die Kernaussage jeder Strophe findet

Beim Betrachten des Textes empfinde ich, dass in jeder Strophe der Kern der Aussage im jeweils dritten Vers enthalten ist:

  1. Reiß ab vom Himmel Tor und Tür
  2. Ihr Wolken brecht und regnet aus
  3. O Erd, herfür dies Blümlein bring
  4. O komm, ach komm vom höchsten Saal
  5. O Sonn, geh auf, ohn deinen Schein
  6. Ach komm, führ uns mit starker Hand

Wenn man nun Text und Melodie zusammennimmt, sieht beziehungsweise hört man, dass die dritte Melodiezeile die höchste Zeile ist. Singend ruft man diese Kernbotschaften förmlich an Gott gerichtet aus.

Mit „O Heiland reiß die Himmel auf“ wird die Adventszeit für mich nicht nur zu einer Zeit des (Er)Wartens, sondern auch zu einer des (innerlichen) Rufens. Rufen ist immer Kommunikation. Rufen kann Gebet sein. Und im Advent war da doch etwas mit einem Rufer in der Wüste…

Heute schon nach IHM gerufen?

 

 

Dekanatskirchenmusiker Marcel Eliasch, Dekanat Hochsauerland-Ost

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