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© alexkich / shutterstock.com

Mein Lieblingslied zu Weihnachten: Auf, Christen, singt festliche Lieder

Ein Lied, das die bekannte Ordnung auf den Kopf stellt: Dekanatskirchenmusiker Christian Vorbeck stellt sein Lieblingslied zu Weihnachten vor

An „Auf, Christen, singt festliche Lieder“ (GL 732) faszinieren mich drei Dinge: der Text, die Melodie beziehungsweise das Zusammenspiel von Text und Melodie, sowie die Emotionen, die das Lied auslöst.

Fangen wir mit dem Text an. Der stammt aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. Diese Zeit war geprägt vom Niedergang des europäischen Absolutismus. Bis dato hatte der Monarch unangefochten im Mittelpunkt gestanden, politisch wie in der Wahrnehmung vieler Menschen. Das änderte sich jetzt. Und wenn wir uns den Liedtext anschauen, sehen wir, dass auch er die bekannte Ordnung auf den Kopf stellt: Statt eines weltlichen Herrschers steht hier nämlich Christus im Mittelpunkt – und dann auch noch in Gestalt eines völlig wehr- und mittellosen Kindes in einer Krippe.

Ein zeitloses Thema

Dieses Thema macht das Lied zeitlos. Denn auch heute macht es einen wesentlichen Aspekt unseres Glaubens aus, dass wir den letzten Sinn unseres diesseitigen Daseins nicht in weltlichen Dingen sehen, sondern in der Hoffnung auf ein Jenseits, das nichts mit materiellen Dingen zu tun hat – und das schon in unser heutiges Leben hineinwirkt.

Kommen wir zur Melodie. Die ist fast immer syllabisch angelegt, das heißt, es steht eine Note für jede Silbe des Textes. Diese relative Schlichtheit der Melodie macht das Lied eingängig und einfach zu singen – was typisch ist für die Kirchenlieder der Zeit der katholischen Aufklärung, denn die waren vor allem für das gemeinsame Singen in Schule und Familie gedacht.

Die Melodie stützt den Text

Außerdem ist die Melodie textausdeutend komponiert. Sie ist also so geschrieben, dass sie die Aussagen des Textes musikalisch wiedergibt. Mit dem Aufruf am Anfang hören wir eine kleine Fanfare. Es gibt viele aufsteigende und absteigende Phrasen, die Melodie wirkt festlich, fast tanzend.

Bei „im Stalle vor Bethlehems Tor“ geht die Melodie dynamisch etwas zurück. Und dann kommt dieser wunderbare Sprung über eine große Sexte bei „hat mitten in nächtlicher Zeit“, der musikalisch die Dunkelheit dieser Szene ausdrückt. Zum Ende hin finden wir die Anknüpfung an den Anfang, das Lied endet grundtonbezogen und gefestigt.

Dass die Melodie so stark auf den Text bezogen ist, war in der Regel Absicht der Melodiekomponisten der Zeit der katholischen Aufklärung. Die Textvorlage gab es immer zuerst und die Musik wurde komponiert, um sie zu unterstützen.

Vom Jubeln und Staunen

Der dritte Aspekt, der mich an diesem Lied interessiert, sind die Emotionen, die es in mir als Künstler und den Menschen, die es singen, auslösen kann. Kirchenmusik erfüllt ihren ureigenen Zweck in der Verkündigung unseres Glaubens. Ein wichtiges Element dabei ist die emotionale Komponente. Da geht es dann nicht mehr um rationale Erklärungen, da beginnt die emotionale Wahrnehmung. Das führt zu ganz individuellen Glaubensmomenten, gerade zu Weihnachten.

Wenn ich es an der Orgel spiele, motiviert mich dieses Lied unglaublich, es erfüllt mich mit Festlichkeit und christlicher Feierfreude. Quasi gegensätzlich zu diesen Emotionen lässt es mich aber auch staunen: Wenn der Text mit „hat mitten zur nächtlichen Zeit, Maria, die Jungfrau geboren, den Heiland, der alle erfreut“ weitergeht, dann löst das Nachdenklichkeit und Staunen in mir aus. Und diese Emotionen sind für mich Weihnachten: Zum einen der himmlische Jubel der Engel, zum anderen das Staunen der Hirten an der Krippe – darüber, wie Gott Mensch wird.

 

 

Dekanatskirchenmusiker Christian Vorbeck, Hagen-Witten

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