Christoph Weingarten hat vier Töchter, ist von Beruf Polizist und Diensthundeführer. Zurzeit bildet er seinen zweijährigen Rüden Turbo zum Schutz- und Rauschgiftspürhund aus. Sein bisheriger tierischer Dienstgefährte ist in Rente gegangen. Die Tage von Weingarten sind gut gefüllt. Ehrenamtliches Engagement? Dafür blieb in seinem Leben bisher kaum Zeit. „Ich war immer hilfsbereit, habe hier und da unterstützt, aber nie besonders viel. Mit vier Kindern und meinem Beruf – wie soll das funktionieren? Zumindest habe ich das gedacht. Und nun festgestellt, es geht.“
Es ist Ende Februar. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat begonnen, die Hauptstadt Kiew steht unter Beschuss. Christoph Weingarten und seine Frau Alexandra sitzen vor dem Fernseher und sehen, wie ein Baby in einer U-Bahn-Station zur Welt kommt. „Da muss man doch helfen“, denken sie. Wie so viele Menschen wollen sie spenden – Kleidung, Lebensmittel, vielleicht auch Geld… Aber da ist etwas, das Weingarten antreibt, mehr zu tun. Am nächsten Tag startet er einen Spendenaufruf in WhatsApp, der viral geht. Parallel dazu richtet er ein Spendenkonto ein, auf das über Nacht ein vierstelliger Betrag eingeht. „Die Resonanz war riesig und mir wurde klar, dass ich selbst in die Ukraine fahren will.“ Weingarten ruft einen befreundeten Spediteur an, berichtet von seinem Vorhaben. Der sagt: „Wo ist das Problem. Nimm meine Garagen zum Lagern. Nimm meine Lkw.“
Er fühlt eine große Dankbarkeit
Die enorme Welle der Hilfsbereitschaft, die er erlebt, macht Weingarten sprachlos. Die vielen damit verbundenen Emotionen mag er kaum in Worte fassen. „Eine große Dankbarkeit ist das, was ich fühle“, sagt Weingarten. Zwei Mal hat er bisher einen Lkw-Konvoi nach Polen geführt. Mit seinem Freund Piotr Kobienia vorne auf dem Bock. Piotr hat polnische Wurzeln, beherrscht die Sprache. Sie haben tonnenweise Hilfsgüter in ein Verteilzentrum in Pabianic in der Nähe von Łódź, gebracht. Haben in Zamość, etwa 50 Kilometer vor der polnisch-ukrainischen Grenze, von Spendengeldern ein beheiztes Zelt organsiert, weil die Unterkünfte für die vielen Flüchtenden nicht ausreichen. Einmal war Weingarten bisher in der Ukraine. Der nächste Transport steht nun an. Mit Verbandsmaterial, Nässeschutz, Taschenlampen, MREs (Meals Ready-to-eat) … „Das ukrainische Militär hat vielleicht eine gute Ausrüstung. Aber nicht die anderen Männer. Sie haben keine Stiefel, keine ballistischen Jacken. Vielleicht noch nicht einmal eine Wolldecke, die in der Nacht warmhält.“