Da sein – sechs Buchstaben, zwei kleine Wörter. Susanne Soemer ist da. Dann, wenn Polizei und Rettungsdienste Todesnachrichten überbringen müssen. Dann, wenn sich Lebenswege von Menschen durch eine Katastrophe in kaum mehr als einer Sekunde dramatisch verändern. Durch einen Verkehrsunfall, einen Suizid, einen häuslichen Todesfall. „Wichtig ist die erste Zeit, die erste Stunde. Wenn mein Handy klingelt, dann bleibt keine Zeit, dann muss ich los.“
Vor fünf Jahren initiierten die katholischen und evangelischen Kirchen im Dekanat Südsauerland das ökumenische Projekt „Notfallseelsorge im Kreis Olpe“. Auch als Antwort darauf, dass mit den sich verändernden kirchlichen Strukturen weniger seelsorgliches Personal zur Verfügung steht. Für Soemer, die in einem Wohnhaus für Menschen mit Behinderung arbeitet und diese seelsorglich begleitet, ein Anknüpfungspunkt, ihre persönliche Lebenserfahrung, ihre Begabung und Neigung auch ehrenamtlich einzubringen. Für sie sei es Ausdruck der Haltung. „Wenn man an Gott glaubt, dann hat es Wirkung darauf, wie man handelt und agiert.“
Vom Vertrauen und aufeinander verlassen
Susanne Soemer lebt auf dem Hof ihrer verstorbenen Eltern. In Burbecke, einem Dorf mit nicht einmal 90 Seelen am östlichen Rand des Kreises Olpe. In der Küche hängt ein altes hölzernes Kreuz mit einem Korpus aus silbernem Metall. Soemer mag das Kruzifix nicht, es sei doch irgendwie grausam, sagt sie. „Aber es hängt dort schon immer. Es gehört hier hin und es soll bleiben.“ Vier kleine Marienkäfer hat sie dran geklebt, um es schöner zu machen. Einen für jedes ihrer inzwischen erwachsenen Kinder. Auf dem Esstisch steht eine kleine Skulptur, Maria mit dem Kind. „Hier werden ganz viele Gespräche geführt, mit der Familie, mit Freunden. Maria ist immer dabei.“
Ein Leben in Gemeinschaft, damit sei sie aufgewachsen, erzählt die 56-Jährige. In dem kleinen Ort, wo immer alle Türen offenstanden. Mit Eltern, die noch den Glauben gelebt haben. Sie selbst sei schon immer kirchlich engagiert gewesen, schon als Teenager in der Kolpingjugend. „Leben in Beziehung zu Gott, das finde ich wichtig. Ohne das immer laut auszusprechen. Ich bin in einem Umfeld groß geworden, das stützt mit einem tiefen Vertrauen und mit Werten, die einen durchs Leben tragen. Mit Menschen, die auf Jesus ausgerichtet und einander zugewandt sind und auf die man sich verlassen kann, auch wenn es einem nicht so gut geht.“